Die Bagger rollen noch längst nicht. Aber immerhin: Das Jahrzehnte-Projekt „Zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke Münster-Lünen“ hat eine wichtige Hürde genommen.
Es hatte sich Ende Oktober bereits angekündigt: Der zweigleisige Teilausbau der Schienenverbindung Münster-Lünen ist seit Dienstag, 6. November 2018, offiziell in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden. Dies gab Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer bekannt. „Dafür haben wir lange und entschlossen gekämpft“, freut sich der heimische Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann aus dem Kreis Coesfeld.
Auch Wernes Bürgermeister Lothar Christ begrüßt den Beschluss: „Ich bin hoch erfreut, dass das Projekt eine bedeutende Hürde genommen hat und hoffe, dass die finanziellen Mittel ausreichend sind, um das Projekt auch in der geplante Zeitschiene umsetzen zu können.“
Wichtig sei, so Christ, dass es jetzt erst einmal planerisch weiter gehe. „Wir haben immer für die komplette Zweigleisigkeit plädiert und die teilweise Zweigleisigkeit als Notlösung gesehen. Denn nur mit einer kompletten Zweigleisigkeit wird eine bessere Taktgenauigkeit ermöglicht.“
Ausbau würde bis Tempo 230 erlauben
Der Teil-Ausbau zwischen Münster-Geist und Werne sowie die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 230 Stundenkilometer erhöhe die Kapazität und minimiere die Verspätungsanfälligkeit insbesondere der zwischen Münster und Dortmund verkehrenden Eurobahn.
Die Gesamtkosten belaufen sich laut Berechnungen des Bundesverkehrsministeriums auf 302 Millionen Euro. Mit der Festlegung auf den „vordringlichen Bedarf“ ist der Auftrag an die Planer verbunden, das Baurecht herzustellen.
Genau diese Schritte müssten jetzt schnell folgen, sagt Aschebergs Bürgermeister Dr. Bert Risthaus auf Anfrage: „Da dürfen jetzt nicht wieder drei Jahre ins Land gehen, sondern wir müssen am Ball bleiben und für die Realisierung kämpfen.“

Der zweigleisige Ausbau hätte auch positive Effekte auf die Pünktlichkeit der Eurobahn. © Jan Hüttemann (A)
Die im Jahr 2013 unterbrochenen Planungen können fortgesetzt werden, so MdB Marc Henrichmann. Nach Abschluss der Planungsphase stellt der Bund dann die notwendigen finanziellen Ressourcen für den Bau der Strecke zur Verfügung.
Allerdings ist in den beteiligten Kommunen ein Rest an Skepsis zu spüren. Schließlich haben die Ausbaupläne über die Jahrzehnte hinweg eine Berg- und Talfahrt wie eine Kleinbahn in den Alpen hingelegt.
Schon einmal war die Bahnstrecke im „vordringlichen Bedarf“
So waren für das einst im Bundesverkehrswegeplan enthaltene Vorhaben, auch damals im „vordringlichen Bedarf“, im Jahre 2005 bereits 270 Millionen Euro als Kostenvolumen genannt worden. Wenige Jahre später erblickte die Idee einer Mini-Variante das Licht der Welt: ein Doppelgleis nur zwischen Werne und Capelle. In den vergangenen Jahren dümpelte das Projekt vor sich hin, weil die Frage des Bedarfs nicht abschließend geklärt war.
Nun geht‘s also – mal wieder – einen Schritt nach vorn. Der Nordkirchener Bürgermeister Dietmar Bergmann freut sich, dass nun endgültig Fakten geschaffen wurden und die Zeit der Ankündigung vorbei ist. „Ich hoffe, dass die Planungen zügig voranschreiten. Es darf aber nicht aus den Augen verloren werden, dass nur ein Komplettausbau auf der Strecke Münster-Dortmund nachhaltig und wirtschaftlich ist.“ Nordkirchen liegt mit dem Bahnhof im Ortsteil Capelle direkt an der Strecke.
„Dafür haben wir auf allen Ebenen in den vergangenen Jahren gekämpft, viele Gespräche geführt und Überzeugungsarbeit geleistet“, freut sich der heimische Landtagsabgeordnete Dietmar Panske über die Entscheidung aus Berlin. „Damit wird sich die Attraktivität der Gemeinde Ascheberg als Wohn- und Arbeitsstandortes noch einmal deutlich erhöhen“, so Panske abschließend.
Industrie- und Handelskammern begrüßen Beschluss
Mit Freude reagiert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen auf die Hochstufung „Das ist eine gute Nachricht für die regionale Wirtschaft“, sagte IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer; „Ich freue mich, dass der Bund und die Deutsche Bahn ein klares Bekenntnis zur strategischen Bedeutung dieser wichtigen Nord-Süd-Magistrale abgeben und zumindest einen weitreichenden zweigleisigen Ausbau realisieren wollen“, so Hüffer.
„Die beste und schnellste Verbindung zwischen dem Rhein-Ruhr-Raum und Bremen/Hamburg führt damit auch zukünftig über Münster“, betonte der IHK-Präsident. Von den 45 Kilometern zwischen Münster und Lünen, die eingleisig verlaufen, solle zumindest die 26 Kilometer lange Strecke zwischen Münster-Amelsbüren und Werne zweigleisig ausgebaut werden.
Wie hoch wird die Nachfrage auf der Strecke sein?
Auch die IHK Dortmund/Unna begrüßt die Entscheidung. Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber stellt aber auch Anschlussfragen. Denn die Frage, ob mit dem Teilausbau tatsächlich ausreichende Kapazitäten geschaffen werden, hänge auch davon ab, wie hoch die Nachfrage auf der Strecke in Zukunft sein wird.
„Bei einer Taktverdichtung des Fernverkehrs aus dem Ruhrgebiet nach Hamburg, einer gleichzeitigen Verdichtung des Nahverkehrs nach Münster (RRX) und steigender Gütermengen auf der Schiene dürfen wir in 20 Jahren nicht vor den gleichen Qualitätsproblemen auf dieser Strecke stehen wie heute“, konkretisiert Schreiber die Ansprüche an die zukünftigen Kapazitäten auf der Strecke.
Immer wieder bei der Bahn nachgefasst
Der CDU-Politiker Marc Henrichmann und sein Vorgänger in Berlin, Karl Schiewerling, hatten nach eigener Aussage mit den münsterländischen Fraktionskollegen Sybille Benning und Reinhold Sendker sowie dem Landtagsabgeordneten Dietmar Panske zahlreiche Gesprächsrunden mit dem Verkehrsministerium und der Bahn geführt. Dabei hätten sie immer wieder auf die Notwendigkeit des Ausbaus hingewiesen.
Für Henrichmann und seine Unionskollegen ist dies aber nur der erste Schritt: „Wir müssen in Nordrhein-Westfalen jetzt aber auch darüber reden, wie wir zu einem zweigleisigen Komplettausbau kommen.“
- Die Hochstufung von Bahnprojekten in den vordringlichen Bedarf dient vor allem der Umsetzung des geplanten „Deutschlandtakts“.
- Für Bahnkunden soll in den nächsten Jahren ein grundlegend neues System mit besser abgestimmten Umsteige-Verbindungen aufgebaut werden.
- Das Bahnfahren soll so pünktlicher und schneller werden, das Erreichen der Anschlüsse direkter und verlässlicher. (dpa)
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