Erinnerung an 2. Weltkrieg
Geheimes Nazi-Munitionslager: Jugendliche plündern Flak-Granaten
Robert Becker (84) ist einer der wenigen in Werne, die sich noch an ein geheimes Nazi-Munitionslager im Stadtwald erinnern können. Nun tauchten weitere Erinnerungen daran auf.
Dass es im Stadtwald Werne in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges ein geheimes Munitionslager gab, daran können sich nur noch wenige Bürger in Werne erinnern. Einer der letzten lebenden Zeitzeugen ist Robert Becker, der damals 7 oder 8 Jahre alt war. Nun tauchten andere Erinnerungen an das Munitions-Depot auf.
Heidelore Fertig-Möller, Historikern und ehemalige Leiterin des Stadtmuseums Werne, erinnerte sich nämlich im Zuge des Ortstermines mit Robert Becker im Stadtwald an eine Schrift aus den 1990er Jahren. Damals hatten Stadtmuseum und VHS gemeinsam eine Publikation herausgegeben, in der Zeitzeugen über das Kriegsende beziehungsweise ihre Kriegsgefangenschaft berichteten.
Einer der Berichte aus der 1995 erschienenen Schrift stammt von Helmut Langenberg. Er erinnert sich an die Vorkommnisse im Mai 1945, als der Krieg in Werne gut einen Monat vorbei war. Langenberg, damals 15 Jahre alt, schreibt unter anderem davon, wie seine Familie auf Befehl eines amerikanischen Offiziers ihr Haus an der Arenbergstraße räumen musste und vorübergehend bei einer Tante an der Burgstraße unterkam.
In diesem Zuge erinnert sich Helmut Langenberg an das Munitionslager im Stadtwald beziehungsweise „Stadtbusch“, wie er damals hieß: „...wo ein Munitionslager gewesen war und suchten nach den Spuren dessen, was uns aus der Entfernung fasziniert hatte. Wir fanden die schweren 8,8-cm-Granaten der Flakabwehrkanonen, schön zu Dreien verpackt in Binsenkisten, und die 2-cm-Geschosse der Vierlingsflak.“
Ein Bombentrichter in Werne. Die Stadt wurde wenig bombardiert. Das geheime Munitionslager im Stadtwald blieb bis zum Ende des 2. Weltkriegs unentdeckt. © Stadtarchiv Werne
Die jugendlichen Abenteurer gingen äußerst sorglos mit ihren gefährlichen Funden um. Langenberg schreibt weiter: „Die Granaten legten wir quer über die Wassergräben und schlugen sie dann mit einem Holzstück auseinander, um an die röhrenförmigen Pulverstangen zu gelangen, die man wie Raketen entzünden konnte.
Jugendliche jagten Pulverstangen wie Raketen in die Luft
Die Stangen waren etwa 30 bis 40 cm lang. Wenn man sie an einem Ende mit einem Streichholz entzündete und mit dieser Zündseite auf die Erde stellte, schossen sie zischend in die Luft wie Raketen.“
Doch damit nicht genug. Die Jungs nahmen die Pulverstangen mit in die Stadt und versteckten sie ausgerechnet auf dem heimischen Grundstück, das die Amerikaner beschlagnahmt hatten. „...versteckten wir den Sack mit den Pulverstangen in der alten Hundehütte unter der Küchenveranda in der Arenbergstraße (...). Als Vater später davon hörte, hielt er uns eine gehörige Standpauke darüber, was alles hätte passieren können; die Amerikaner waren ja Besatzer und hatten höllische Angst vor den ‚Werwölfen‘.“
Anmerk der Red: „Werwolf“ war eine Nazi-Organisation zum Aufbau einer Untergrundbewegung am Ende des Zweiten Weltkrieges, die im September 1944 von Heinrich Himmler als Minister und Reichsführer SS gegründet wurde. Doch zum Einsatz kam sie so gut wie nicht.
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