Die Schülerinnen und Schüler des AFG trugen abwechselnd ihre Ideen zur Umbenennung des russischen Friedhofes dem Stadtrat Werne vor.

Die Schülerinnen und Schüler des AFG trugen abwechselnd ihre Ideen zur Umbenennung des russischen Friedhofes dem Stadtrat Werne vor. © Jörg Heckenkamp

AFG-Schüler wollen Umbenennung des „Russischen Friedhofes“ in Werne

rnPolitik in Werne

Die Begräbnis-Stätte für in Werne umgekommene Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg ist als „Russischer Friedhof“ bekannt. Eine AG am Anne-Frank-Gymnasium will den Namen ändern.

Werne

, 29.09.2022, 09:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als „Russischer Friedhof“ oder „sogenannter Russischer Friedhof“ ist die Begräbnisstätte für Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg in Werne bekannt. Das Grabfeld am Südring soll nun einen neuen Namen bekommen. Das schlägt eine Arbeitsgemeinschaft am Anne-Frank-Gymnasium vor. Außerdem soll der Gedenk-Ort ein repräsentativeres Aussehen erhalten.

Schülerinnen, Schüler und Lehrer des AFG waren dazu in die Sitzung des Stadtrates am Mittwochabend, 28. September 2022, in den Kolpingsaal gekommen. Sie stellten die Ergebnisse ihrer aufwändigen Arbeit der vergangenen Monate in einer Präsentation vor, die Bürgermeister Lothar Christ sowie den gesamten Stadtrat zu Lobeshymnen hinriss. Christ: „Ich bin begeistert von der Kreativität und dem Ideen-Reichtum.“

Nachdem sich die Gymnasiasten in verschiedenen AGs intensiv mit der Geschichte des 1. und 2. Weltkriegs in Werne auseinandergesetzt hatten, folgte Anfang 2022 der nächste Schritt. Am 27. Januar 2022 übernahm das Anne-Frank-Gymnasium offiziell die Patenschaft für den „Russischen Friedhof“. Laut Angabe des Werner Gymnasiums ist das kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern fester Bestandteil am AFG, der Schüler-Generationen überdauern soll.

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Dabei geht es einerseits um die Pflege und Aufwertung des Areals. Aber eben auch um die Namensnennung. Die ist laut Schülerinnen und Schüler problematisch. Zwar werde dort hauptsächlich russischen Zwangsarbeitern gedacht, aber ebenso auch Opfern, die aus der Ukraine, Belarus, Polen und Rumänien stammten.

AFG schlägt vor „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne“

„Wir schlagen daher die Umbenennung in ‚Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne‘ vor“, sagt eine der Schülerinnen, die nacheinander das Wort ergriffen und dem Stadtrat Details des Projektes vorstellten. Die Idee dazu stamme schon aus der Zeit vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

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Lothar Christ lobte danach das „enorme Engagement und die hervorragende Präsentation“. Der sogenannte russische Friedhof sei einer der wenigen Orten in Werne, an dem das Nazi-Unrecht öffentlich zu sehen ist. Der Bürgermeister: „Ich wünsche mir größtmögliche Unterstützung für dieses Engagement.“

Viel Lob für die Schüler von den Parteien

Dem wollte keine Fraktion widersprechen. Uta Leisentritt (CDU) in Richtung AFG-Delegation: „Es ist fantastisch, was ihr auf die Beine gestellt haben. Wir werden der Umbenennung selbstverständlich zustimmen.“ Ähnlich äußerte sich von der SPD Lars Hübchen: „Der Ort hat lange ein Schattendasein geführt. Er kam mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Das hier ist ganz hervorragend.“ Marita Funhoff gab den Schülern mit auf den Weg: „Tragt eure Ideen und eure Arbeit mehr in die Öffentlichkeit.“

Eine redaktionelle Anmerkung zum neuen Namen machte Dr. Thomas Gremme von der UWW: „Sollen wir das Gedenkstätte der Zwangsarbeit oder der Zwangsarbeiter nennen?“ Man wolle ja eigentlich nicht der Zwangsarbeit gedenken, sondern der Menschen, die dadurch zu Tode kamen.“

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Lothar Christ nahm das bei der Abstimmung auf und spielte den Ball an die Schüler zurück: „Wir verabschieden den Vorschlag vom Grundsatz her und nehmen die Anregung von Dr. Gremme mit auf. Ihr entscheidet über den Namen und wir übernehmen das dann.

Das die anschließende Abstimmung einstimmig ohne Gegenstimme und Enthaltung verlief, war absehbar. Ungewöhnlich war allerdings, dass der gesamte Stadtrat der AFG-Delegation danach Applaus spendete.