Zwei Männer halten ein Notebook.

Werner Thiemann (l.) und Karsten Wette sind die neuen Vorsitzenden der BIN. © Felix Püschner

Nach Bürgerentscheid: BIN macht weiter - und hat schon ein neues Thema im Fokus

rnBürgerinitiative in Werne

Die Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße hat sich neu aufgestellt und nach dem Bürgerentscheid ein anderes Thema genauer in den Blick genommen. Die Ziele sind eindeutig.

Werne

, 16.07.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als sich die Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße - kurz BIN - vor mehr als einem Jahr gründete, hatte sie ein klares Ziel: den RVR-Kooperationsstandort verhindern. Der Name war also Programm. Und bekanntlich hatten die Initiatoren Erfolg. Der Bürgerentscheid im Dezember 2021 lieferte ein klares Ergebnis, die weiteren Planungen für das Industrie- und Gewerbegebiet mussten eingestellt werden.

Erwartungsgemäß wurde es danach ruhiger um die BIN. Doch in der Versenkung ist der gemeinnützige Verein keineswegs verschwunden. Ganz im Gegenteil. „Wir sind noch da, haben ein klares Aufgabenprofil und klare Ziele. Der Klima- und Umweltschutz stand schon bei unserer Gründung im Vordergrund“, sagt Werner Thiemann (60), der seit Mai 2022 das Amt des 1. Vorsitzenden bekleidet. Als sein Stellvertreter fungiert seither Karsten Wette (53).

Eine Gruppe von Demonstranten zieht die Straße entlang.

Hunderte Menschen kamen im vergangenen Jahr zu den Demos gegen das Industrie- und Gewerbegebiet. © BIN (Archiv)

Dass der Verein noch lebt, zeigt ein Blick auf die Mitgliederzahl. Aktuell sind es rund 70. Und das, obwohl der Bürgerentscheid inzwischen mehr als ein halbes Jahr zurückliegt. Bürgerinitiativen aus anderen Städten holen sich laut Thiemann inzwischen Rat bei der BIN, die der Vorsitzende mit einem Schmunzeln als „bunten Haufen“ bezeichnet. Dieser Haufen setzt sich aber keineswegs aus Wutbürgern und Querulanten zusammen.

„So wollen wir nicht wahrgenommen werden. Wir arbeiten faktenbasiert. Viele unserer Mitglieder haben sich in ihrer Freizeit intensiv in verschiedene Themen eingearbeitet“, sagt Karsten Wette. Das galt im Zuge des Bürgerentscheids für formale Angelegenheiten genauso wie für inhaltliche Aspekte.

Freiflächen-Photovoltaik ist wichtiges Thema für die BIN

Und so will man auch weiterhin verfahren. Thematisch hat die BIN, die sich aufgrund der „Strahlkraft“ ihres Namens nicht umbenennen will, nun insbesondere die Freiflächen-Photovoltaik in den Fokus genommen. Im März 2022 hatte die Stadt von dem Interesse eines Unternehmens aus Bayern berichtet, das in Werne Solarparks errichten wolle - auf einer Gesamtfläche von 55 Hektar.

Teile der Politik zeigten sich daraufhin skeptisch, zumal als Standorte unter anderem landwirtschaftliche Flächen ins Auge gefasst wurden. Im Gespräch sind dort insbesondere sogenannte Agri-PV-Anlagen. Bei diesem Konstrukt kann der Boden unter den Anlagen weiterhin für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden - allerdings nicht ohne Einschränkung.

Vier Menschen in einem Raum.

Bürgermeister Lothar Christ (r.) gratuliert den Initiatoren des Bürgerbegehrens zum Wahlsieg. © Felix Püschner (Archiv)

„Flächenschutz ist Klimaschutz. Und auch wenn es sich um Agri-PV handeln sollte, ist das für uns eine Form der Flächenversieglung“, sagt Thiemann. Sollten solche Anlagen dennoch installiert werden, wäre eine Bürgerenergiegenossenschaft wünschenswert. Vorrang müssten allerdings die ohnehin schon versiegelten Flächen haben. In der Lippestadt gebe es schließlich viele Dächer oder auch andere brachliegende Flächen, auf denen genügend Platz für Solaranlagen wäre.

Den politischen Parteien hat die BIN zu diesem Thema bereits einen Fragenkatalog geschickt. Die Resonanz war überschaubar. Manch eine Partei habe noch überhaupt nicht reagiert, andere aber zumindest geantwortet oder sogar ein persönliches Treffen angeboten. Mit der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWW) habe ein solches Treffen bereits stattgefunden.

Der Politik auf die Finger schauen und das Gespräch suchen

Die BIN wolle jedoch in jedem Fall politisch unabhängig bleiben, betont Wette: „Wir werden weiter das Gespräch mit der Politik suchen. Wir wollen eine kritische und konstruktive Kraft sein.“ Von den Parteien erwarte er, dass diese sich auf den Dialog einlassen und Bürgernähe zeigen. Daran habe es in der Vergangenheit nämlich erheblich gemangelt.

Der Tag des Bürgerentscheids wurde von verschiedenen Seiten sinngemäß als „Sternstunde der Demokratie“ bezeichnet. Das klingt den BIN-Vorsitzenden noch heute im Ohr. „Wenn das die Sternstunde war, dann ist das Gespräch die Seele der Demokratie“, sagt Thiemann. Wie gut es um diese Seele bestellt ist, wird sich noch zeigen.

Lesen Sie jetzt