
© Felix Püschner
Mit Video: Dieses Problem haben Radfahrer auf dem Werner Marktplatz
Radfahren
Werne gilt als Stadt der kurzen Wege und will den Radverkehr fördern. Doch obwohl das keineswegs ein neues Phänomen ist, hapert es an einigen Stellen noch deutlich. Eine „Dauerbaustelle“ ist der Marktplatz.
Hans-Peter Böhm schiebt sein Fahrrad in einen der dafür vorgesehenen Abstellbügel an der Sparkasse unweit des Werner Marktplatzes. „Wir nennen diese niedrigen alten Bügel auch Speichenbieger“, sagt Böhm und muss ein wenig schmunzeln - wenngleich das Thema eher ein Ärgernis ist. Denn der passionierte Radfahrer, der zugleich Mitglied des ADFC und der Initiative Radverkehr Werne ist, vermisst in der selbsternannten Fahrradstadt etwas.
„Wir brauchen dringend weitere und vor allem ordentliche Abstellbügel - und zwar direkt hier am Marktplatz“, fordert Böhm. An diesen Bügeln sollten die Radfahrer ihre Drahtesel idealerweise auch diebstahlsicher befestigen können. Schließlich wolle man sein Rad nach dem Einkaufen ja auch wiederfinden und es nicht als gestohlen melden müssen. So viel zu den Wünschen. Die Realität sieht leider anders aus.
Bäume und Bänke statt Abstellbügel für Räder
„Vor allem an schönen Tagen im Sommer sind sämtliche Fahrradständer voll und die Räder stehen dann wild hier herum. Aber auch an den Wochenmarkttagen wird es schwierig. Einige Leute machen ihre Räder dann an den Bäumen fest“, sagt Böhm und deutet auf die kleinen Bäume am Rande des Marktplatzes.
Die Idee für Abstellbügel genau an dieser Stelle sei keineswegs neu. Im Zuge der Marktplatzumgestaltung und der Erstellung des Masterplans Innenstadt habe man das Thema bereits vor vielen Jahren aufgegriffen. In den ursprünglichen Entwürfen seien Abstellbügel sogar eingezeichnet gewesen.
Letztlich habe es von Seiten der Stadt allerdings geheißen, besagte Bügel seien nicht möglich, da sie Rettungswege blockieren würden, erinnert sich Böhm: „Heute stehen hier Bäume und Bänke. Da frage ich mich, warum dazwischen kein Platz mehr für Abstellbügel sein soll.“

Niedrige Abstellbügel wie diese hier an der Sparkasse werden auch als "Speichenbieger" bezeichnet. © Felix Püschner
Immerhin: Auf dem Schirm haben Stadtverwaltung und Politik das Thema Abstellbügel offensichtlich. Die FDP hatte bereits angekündigt, sich für mehr Abstellbügel einzusetzen - womöglich sogar für überdachte Konstruktionen. Im frischen, von einem Unternehmen aus Kassel erstellten „Integrierten Mobilitätskonzept“, das als Leitbild für die Zukunft fungieren soll, werden die „teilweise mangelhaften oder fehlenden Radabstellanlagen“ eindeutig als Schwäche in Werne ausgewiesen - genauso wie das Fehlen eines gesamtstädtischen Radverkehrskonzepts.
Auch im Klimaschutzkonzept findet sich die Fahrrad-Thematik an einigen Stellen - zum Beispiel in Form der Fortführung der Aktion Stadtradeln, der Anschaffung von Dienstfahrrädern für Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer im Allgemeinen. Insgesamt will man dadurch den Radanteil am sogenannten Modal Split erhöhen.

Peter Böhm zeigt den "Masterplan Innenstadt". In einem ursprünglichen Entwurf seien auf dem Markplatz sogar die gewünschten Abstellbügel eingezeichnet gewesen, sagt Böhm. Aufgestellt wurden sie aber nie. © Felix Püschner
Wann die einzelnen Maßnahmen in die Tat umgesetzt werden sollen, ist noch nicht fix. Böhm ist allerdings skeptisch: „Einige Dinge hätte ich lieber gestern als heute. Zum Beispiel die Abstellbügel. Aber da haben wir im Dialog mit der Stadt bislang noch auf Granit gebissen“. Eine Erklärung hierzu seitens der Stadt liegt unserer Redaktion bislang noch nicht vor. Der zuständige Mitarbeiter befinde sich derzeit noch im Urlaub, hieß es auf Anfrage.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
