Lkw-Chaos im Wahrbrink - Stadt: "Grenze erreicht"
Werner Gewerbegebiet
"Das ist nicht mehr lustig", so die Chefin eines Unternehmens im Wahrbrink in Werne. Mitarbeiter kommen nicht zu ihren Arbeitsplätzen, Lieferungen kommen nicht durch. Vor allem LKWs, die Material für das Amazon-Logistikzentrum anliefern, verstopfen die Straßen. Die Stadt gesteht ein, dass die Grenze erreicht sei.
Vor einer Woche klang Wernes Bürgermeister Lothar Christ noch optimistisch: „Die Situation wird sich entspannen“, sagte er mit Blick auf die angespannte Verkehrssituation im Gewerbegebiet Wahrbrink. Am Montag musste die Stadt einräumen, dass es wohl doch nicht ganz so einfach wird.
Vor allem die Anlieferungen für das Amazon-Logistikzentrum verstopfen den Wahrbrink und die angrenzenden Straßen. Die LKW können nicht mehr wie in den vergangenen Jahren auf die Straßen der Erweiterungsflächen im Wahrbrink-West ausweichen, weil dort bekanntlich sowohl Amazon als auch Thermo-Sensor ihre neuen Hallen errichten.
"So geht es nicht weiter"
Die Behinderungen wurden in den vergangenen Tagen wohl so schlimm, dass Mitarbeiter der angrenzenden Firmen teilweise nicht mehr zu ihren Arbeitsplätzen kamen. „Das ist nicht mehr lustig“, sagte am Montag eine frustrierte Uta Leisentritt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Chefin der Firma Alf Fahrzeugbau, gleichzeitig auch CDU-Ratsfrau, gehört zu einer ganzen Reihe betroffener Geschäftsleute: „Mittlerweile können wir gar nicht mehr mit Material beliefert werden. Und dann wird es kritisch. Leisentritt betonte, dass weder sie noch ihre Nachbarn etwas gegen Amazon hätten. „Aber so geht es irgendwie nicht weiter.“
Aus Wahrbrink eine Einbahnstraße gemacht
Wie berichtet, sollte ursprünglich ein 10.000 Quadratmeter großer Ausweichparkplatz für Entlastung sorgen. Das reichte offenbar nicht, weshalb die Stadt am Freitag nach Rücksprache mit Amazon und der Polizei den Wahrbrink zu einer Einbahnstraße, von der L518n kommend, umfunktionierte. Außerdem wurden Amazon-Mitarbeiter abgestellt, die den Verkehr regelten. „So stehen die LKW wenigstens nur von der einen Seite her“, meinte Amazon-Sprecherin Antje Kurz-Möller.
Uta Leisentritt entgegnete: „Das nützt unseren Zulieferern nichts, die nicht an der Schlange vorbeifahren können.“ Für die betroffenen LKW-Fahrer wäre das lange Warten auch nicht gerade angenehm: „Es gibt keine Mülleimer und keine Toiletten.“
Vor Weihnachten könnte es noch schlimmer werden
Am Montagnachmittag erklärte Bürgermeister Lothar Christ per Pressemitteilung, dass die ergriffene Maßnahme „keinen durchschlagenden Erfolg“ gezeigt habe und deshalb „an weiteren Lösungen gearbeitet wird“. Wie die aussehen, verriet er nicht – versprach aber, „kurzfristig alle umsetzbaren Schritte“ zu prüfen, um weitere Lösungen zu schaffen.
Christ gab zu, dass der noch viel stärkere Anstieg des Lkw-Verkehrs die Stadt sehr überrascht habe. Und: „Dass aber irgendwann auch in einer städtischen Infrastruktur bei einem so hohen LKW-Aufkommen Grenzen erreicht sind, müssen wir akzeptieren.“
Für die betroffenen Anlieger im Wahrbrink könnte indes das dicke Ende noch bevorstehen: „Vor Weihnachten nimmt der LKW-Verkehr bei Amazon bekanntlich zu“, sagte Uta Leisentritt.