Amazon verfolgt in Werne ehrgeizige Pläne
Fragen und Antworten
Am Ende ging es ganz schnell: Exakt ein Jahr, nachdem Amazon seine Pläne für ein neues Logistikzentrum im Wahrbrink in Werne vorgestellt hatte, haben die Erdarbeiten für das Großprojekt gleich neben der L518n begonnen. Wir haben die wichtigsten Informationen rund um den Neubau gesammelt – sofern dies möglich war.

Gleich neben dem aktuellen Logistikzentrum haben die Bauarbeiten für den neuen Amazon-Standort begonnen. Nebenan siedelt sich die Firma Thermo Sensor aus Bönen mit rund 130 Mitarbeitern an, auch hier laufen bereits die Erdarbeiten.
Was genau baut Amazon da eigentlich?
Streng genommen baut hier die Verdion GmbH, die das Warenverteilzentrum dann an Amazon vermieten wird. Der Neubau ersetzt das Logistikzentrum auf der anderen Seite des Nordlipperings, das Amazon noch bis 2018 von Ikea angemietet hat.
Wie groß wird der Neubau?
Das Gebäude misst 175 mal 550 Meter und verfügt über eine Lagerfläche von 100.000 Quadratmetern. Bereits im Mai hatte Amazon angekündigt, dass mindestens 1500 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen sollen – das wäre eine Verdoppelung der aktuellen Mitarbeiterzahl. Allerdings teilte das Unternehmen nicht mit, ob es sich um dauerhafte Arbeitsplätze handelt, oder um Saisonkräfte zum Beispiel für das Weihnachtsgeschäft.
Wann ist das neue Logistikzentrum fertig?
Auch hierzu macht Amazon keine Angaben. Bei der Vorstellung der Pläne im Mai war Investor Verdion allerdings optimistisch, dass bereits ein Jahr später das neue Gebäude bezugsfertig ist.
Wieso kann hier überhaupt ohne Baugenehmigung gebaut werden?
Bürgermeister Lothar Christ hatte im Gespräch am Dienstag erklärt, dass man für ein solch bedeutsames Projekt auch mal ungewöhnliche Wege gehen müsse. Tatsächlich dient eine von der Stadt erteilte Teilbaugenehmigung als Grundlage für die laufenden Erdarbeiten. Hätte das nicht geklappt, wäre ein Baustart erst nach dem Winter möglich gewesen.
Wem gehört das Grundstück?
Zurzeit noch der Stadt Werne. Die hat es Verdion aber zur Bebauung überlassen – mit einem Besitzüberlassungsvertrag, der weniger aufwendig ist als der noch zu unterzeichnende Kaufvertrag, aber zum Beispiel auch Risiken wie eine Pleite des Bauunternehmens abdeckt.
Könnte es auch für jeden anderen Bauherrn eine solche Regelung geben?
Um es mit den Worten von Lothar Christ zu sagen: „Wenn er 1500 Arbeitsplätze schafft – gerne!“
Was passiert mit dem alten Ikea-Lager?
Das ist unklar. Ikea hatte bereits vor der Vermietung an Amazon im Sommer 2010 bekräftigt, das Lager nicht mehr selbst nutzen zu wollen. Möglicherweise gibt es einen Neumieter – vielleicht nutzt auch Amazon das Lager weiter.
Wie läuft das mit dem Baustellenverkehr?
Da die Zufahrtsstraßen bisher von Lkw und Amazon-Mitarbeitern als Stellplatz genutzt wurden, hat sich der Onlineriese bereit erklärt, einen provisorischen Parkplatz anzulegen. Somit können die Baustellenfahrzeuge ungehindert zur Amazon-Fläche gelangen. Die Abfahrt sollte eigentlich über die L518n erfolgen. Allerdings beschwerten sich Donnerstag bereits Anwohner bei der Stadt, dass zahlreiche Lkw mit Erdaushub über die Horster Straße fahren würden.
Wieso äußert sich Amazon so selten in der Öffentlichkeit?
Auch wenn es momentan nicht so aussieht: Die Öffentlichkeitsarbeit hat sich im Vergleich zu den Anfangsjahren verbessert. Fakt ist aber auch, dass detaillierte Presseanfragen, vor allem zum aktuellen Bauprojekt, mitunter gar nicht oder nur sehr spät beantwortet werden. Ein möglicher Grund: Die Abstimmung mit der Konzernzentrale in den USA.