Meinung
„Layla“ wird in Werne und Ascheberg weiter gespielt - und das ist gut so
In Werne und Ascheberg wird „Layla“ trotz Verbote in anderen Städten weiter gespielt. Das ist gut so, meint unser Autor und fragt sich, warum dann nicht auch andere Lieder verboten worden sind.
Und draußen vor der großen Stadt steh’n die Nutten sich die Füße platt, Skandal im Sperrbezirk, Skandal im Sperrbezirk, Skandal, Skandal um ...“: Kaum jemandem wird es schwerfallen, den Namen am Ende des Refrains des Klassikers der Spider Murphy Gang zu ergänzen.
Doch statt Rosi sorgt gerade ein anderer weiblicher Vorname für viel Diskussionen in Deutschland: Layla. Denn der gleichnamige Partyhit sei sexistisch und rassistisch. Doch während „Skandal im Sperrbezirk“ fest in der deutschen Musikgeschichte verankert ist, darf „Layla“ auf manchen Festen nicht mehr gespielt werden. Dass das in Werne und Ascheberg nicht so ist, ist genauso richtig wie die Diskussion um „Layla“ scheinheilig ist.
„Ich hab ‘nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler. Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsere Layla“: Der Text des Malle-Hits von DJ Robin und Schürze sorgt gerade für viel Ärger.
Aber ist das Lied über den von Rosi (die offensichtlich Prostituierte ist und von der jeder Mann die Nummer hat) ausgelöste Skandal im Sperrbezirk dann nicht ebenso sexistisch und sollte verboten werden?
Es muss eine Grenze geben
Und genau da fängt das Problem an. Während „Skandal im Sperrbezirk“ oder ähnliche Lieder wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“, „Und es war Sommer“ und „Joana“, die alle von Frauen und sexuellen Handlungen (teilweise sogar mit Minderjährigen) handeln, auch noch Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung gefeiert werden, ist „Layla“ auf dem Würzburger Stadtfest und der Rheinkirmes Düsseldorf wegen Sexismus verboten worden. Entweder ganz oder gar nicht.
Ich selbst bin Teil einer Generation, die zu Recht viele Sachen in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft hinterfragt. Doch diese „Wokeness“ (deutsch: „erwachtes“ Bewusstsein) und die damit verbundene Überkorrektheit, die sich auch auf ältere Generationen ausgeweitet hat, muss eine Grenze haben.
Die Spider Murphy Gang landete mit „Skandal im Sperrbezirk“ 1981 einen Hit. © dpa
Unsere Gesellschaft sollte es auch schaffen, zwischen Kunst und Realität unterscheiden zu können. Genauso wie die Wichtigkeit eines stumpfen Ballermann-Textes und den wirklichen Problemen dieser Zeit zu erkennen.
Düsseldorfer Verbot ist scheinheilig
Deswegen begrüße ich, dass sich in Werne und Ascheberg nicht in der ermüdenden Diskussion über Ersteres verloren wird, sondern Kunstfreiheit anerkannt wird und „Layla“ dort die Menschen, sei es auf privaten Partys oder der Jacobi-Kirmes, noch zum Feiern bringt. Denn darum geht es bei Ballermann-Musik.
In Düsseldorf drängte die Stadt für die Rheinkirmes auf ein Verbot von „Layla“. Eine Stadt, die übrigens zu Beginn der Corona-Pandemie mit dem Rapper Farid Bang für Corona-Maßnahmen geworben hat und der Schöpfer von Zeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ ist. Das sagt alles, oder?
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