Frauen kühlen ihre Arme mit einem Waschlappen.

Beate Boldt hat spontan eine "Cool-down"-Vorführung am heißen Dienstag im Seniorenheim Pro Talis organisiert, die Abkühlung bringen soll. © Jörg Heckenkamp

Mit Video und Fotostrecke: „Abkühlungs-Training“ für Hochbetagte in Werne

rnSommer-Hitze 2022

Alte und pflegebedürftige Menschen sind durch die Extrem-Temperaturen besonders gefährdet. Folgende Strategie fährt ein Werner Seniorenheim, damit es den Bewohnern gut geht. Und nicht nur ihnen.

Werne

, 19.07.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für diese Woche eine amtliche Hitzewarnung ausgesprochen. Temperaturen bis an die 40 Grad würden erwartet. Was schon fitten und gesunden Menschen zusetzt, kann bei einer bestimmten Gruppe gefährlich werden: „Die Hitze wird alte und pflegebedürftige Menschen extrem belasten“, heißt es vom DWD. Wir haben uns in einem Werner Seniorenheim umgesehen.

Vormittags gegen 11 Uhr, es herrschen schon fast 30 Grad. Drinnen, im Seniorenheim Pro Talis Am Solebad, ist es zwar nicht kalt, aber deutlich kühler als draußen. Was sofort ins Auge fällt: Überall stehen Wasserflaschen und Gläser. Außerdem sind Aushänge platziert, die auf ausreichend Flüssigkeit-Zufuhr hinweisen.

„Ältere Menschen nehmen die Hitze gar nicht so schlimm wahr. Das Problem ist, dass sie oft vergessen zu trinken“, sagt Heimleiterin Sabine Oboda (57). Daher lautet das oberste Gebot in diesen heißen Tagen: trinken, trinken, trinken. „Das gilt übrigens nicht nur für unsere Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch fürs Personal“, sagt sie.

Ein Baustein im Gesamtkonzept zur Hitzebekämpfung besteht in einer spontanen „Cool-Down“-Schulung. „Wir haben unser normales Programm umgestellt und zeigen heute Vormittag, wie man sich mit einfachen Mitteln abkühlen kann“, sagt Betreuungskraft Beate Boldt.

Gemeinsam mit einer Helferin führt die 58-Jährige einem Dutzend älterer Damen vor, wie man sich einfach, aber effektiv Linderung verschaffen kann. Sie nimmt einen feuchten, kühlen Waschlappen zur Hand und zeigt, wie man damit langsam über Arme und das Gesicht fährt, um sich abzukühlen. Gleiches funktioniert auch mit Eiswürfen.

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Abkühl-Training im Seniorenheim

Das Seniorenheim Pro Talis am Solebad in Werne bekämpft auf verschiedenen Wegen die Hitze. Einer davon: ein "Cool-Down"-Training für die Bewohnerinnen und Bewohner.
19.07.2022

„Wir wollen den Bewohnerinnen und Bewohnern zudem Anregungen geben, dass sie diese Abkühl-Übungen zum Beispiel auch abends auf dem Zimmer machen können“, sagt Boldt. Zum Abschluss der Kühlungs-Lektion faltet sie mit den Seniorinnen einfache, „aber effektive Fächer“.

Was macht man in einem großen Gebäude wie dem Seniorenheim Pro Talis mit seinen rund 70 Bewohnern im Alter bis zu 101 Jahren, in dem nur bestimmte Räume eine Klimaanlage haben? „Wir sperren die Hitze aus“, sagt Hauwirtschaftsleiter Frank Hoffmann (54). „Ich fange um sechs Uhr an, gehe dann durchs Haus und schaue, dass gelüftet wird.“ Am Vormittag, wenn die Sonne dann höher steigt, heißt es „Schotten dicht“.

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„Dann mache ich meine zweite Runde und schaue, dass alle Fenster geschlossen und alle Jalousien herunter gelassen sind“, sagt der 54-Jährige. Mit den Pflegekräften sei an solchen Hitzetagen abgesprochen, dass sie keine Fenster öffnen sollen. „Wir haben zudem im ganzen Haus Ventilatoren verteilt, die für Luftverwirbelungen sorgen“, sagt Heimleiterin Oboda.

Weitere Maßnahme: Ein den Temperaturen angepasster Speisenplan. „Es gibt mehr Salat und flüssigkeitshaltiges Obst wie Wassermelonen“, sagt Frank Hoffmann. Sabina Oboda ergänzt: „Statt des Nachmittags-Kuchens gibt‘s schon seit einigen Tagen Eis, oder, so wie heute, Eiskaffee.“

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Leichte Kleidung, dünne Bettbezüge, gut gefüllte Getränkeautomaten - all das soll die Auswirkungen der Hitze auf die Seniorinnen und Senioren lindern. All das ist aber auch nicht neu für die Heimleitung. Sabine Oboda: „Das kennen wir alles schon aus den Vorjahren, da gab‘s auch schon sehr heiße Tage.“ Aber möglicherweise reichen die bisherigen Strategien künftig nicht mehr aus. Die Leiterin nachdenklich: „Es wird ja womöglich noch heißer.“

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