Jahrzehnte führte der sogenannte „Russenfriedhof“ am Südring in Werne ein Schattendasein. Doch seit dem sich Schülerinnen und Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums (AFG) die Pflege der Grabanlage auf die Fahnen geschrieben haben, rückt sie mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ein wichtiger Schritt war die Umbenennung der abwertend klingenden Bezeichnung „Russenfriedhof“.
2022 wurde der ehemalige „Russenfriedhof“ in „Gedenkstätte Zwangsarbeit“ umbenannt. Die Schülerinnen und Schüler der WEREmember-AG des Anne-Frank-Gymnasiums haben die Patenschaft für die Gedenkstätte übernommen. Im Rahmen der Umgestaltung hin zu einer Gedenkstätte wurde auch die Gedenktafel, die sich zuvor am Standort befand, abmontiert und soll durch eine neue Tafel ersetzt werden.

Schüler erarbeiten Gedenktafel
Der Text für diese neue Tafel wurde von den AFGlern in Zusammenarbeit mit dem Team des Stadtmuseums erarbeitet. Ihrer Erarbeitung ist eine intensive Quellenrecherche zu der Geschichte der Gedenkstätte vorangegangen. Über dieses Thema diskutiert der Ausschuss für Kultur, Partnerschaften, Stadtmarketing und Brauchtumspflege in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 20. März 2025, um 17.30 Uhr im Sitzungssaal des Erdgeschosses im Stadthaus. Die Schülerinnen und Schüler stellen die Tafel im Ausschuss vor.
In der Vorlage der Stadtverwaltung für die Sitzung heißt es unter anderem: „Die Tafel fällt dabei inhaltlich schlanker aus und fokussiert mehr auf das Wesentliche. Erweiterte Informationen sowie perspektivisch ein digitales Gräberfeld sollen online zur Verfügung stehen und durch einen auf der Tafel befindlichen QR-Code zugänglich gemacht werden.“
Erinnerung und Mahnung
Unter der Überschrift „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne – Ein Ort der Erinnerung und Mahnung“ lauten die ersten Sätze: „Zur Erinnerung an das Schicksal der Opfer von Zwangsarbeit in Werne und der Region während der Zeit des Nationalsozialismus entstand hier ein Ort des Gedenkens. Die 111 Gräber erinnern an die unwürdige Behandlung von Menschen aus Russland, der Ukraine, Polen, Belarus und Rumänien. Sie dienen zugleich als Mahnmal für eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.
Nach Kriegsende wurden die in der Umgebung verteilt begrabenen Opfer auf diesen Friedhof umgebettet und gemeinsam bestattet. Im Oktober 1945 beerdigte man zunächst 103 Opfer aus Russland, Belarus und der Ukraine. Getrennt von ihnen wurden weitere Opfer aus Polen und Rumänien beigesetzt. Mit der Errichtung des Klärwerkes 1973 wurden diese Gräber als Sammelgrab zusammengeführt. Die Umbettung geschah auf Geheiß der Kreisdirektion mit Zustimmung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Seither sind alle Gräber an diesem Ort vereinigt. Besonders erschütternd ist, dass sich unter den hier liegenden Opfern auch 13 Frauen und 10 Kinder befinden.“
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