Eine Familie im Einsatz: Katharina Laurenz, hier mit Tochter Luisa, fährt wie ihr Ehemann Johannes von Werne aus regelmäßig in die vom Unwetter stark betroffene Stadt Dernau. © Andrea Wellerdiek

Werner Landwirt-Familie hilft

Belastung für ganze Familie: Auch Katharina Laurenz hilft den Flutopfern

Johannes Laurenz aus Werne hilft den Flut-Betroffenen an der Ahr. Es ist eine belastende Aufgabe für die Familie. Denn auch seine Frau Katharina fährt selbst in die Region, um vor allem eins zu tun: zuhören.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 05.08.2021 / Lesedauer: 3 min

Es sind bange Stunden voller Ungewissheit. Lange weiß Katharina Laurenz (32) aus Werne nicht, wie es ihrem Mann Johannes in Dernau geht. Bis endlich das Telefon klingelt. „Er hat mich weinend angerufen. Das war so erschütternd, meinen Mann weinend zu hören und zu hören, was er vor Ort erlebt hat“, erzählt Katharina Laurenz. Zwischenzeitlich mischt sich zu der Angst um ihren Mann eine große Unsicherheit.

Kaum Handy-Empfang, kein Strom

Nicht überall in der Unwetter-Krisenregion an der Ahr gibt es guten Handyempfang, lange gibt es gar keinen Strom. „Zum Glück haben wir eine große Whats-App-Gruppe. Irgendwann hat einer dann eine Rückmeldung geben können und hat einen Daumen hoch gezeigt“, erzählt die 32-Jährige. Dann sei sie auch erleichtert gewesen. Zwei Tage später konnte sie ihren Mann wieder in die Arme schließen.

„Ich war erschrocken, als ich ihn gesehen habe“, erzählt sie. Gezeichnet von dem kräftezehrenden Einsatz und den erschreckenden Erlebnissen musste Johannes Laurenz erst einmal wieder durchatmen, bevor er zwei Tage später wieder in die Krisen-Region gefahren ist.

Tapeten abkratzen oder einfach zuhören

Für seine Frau Katharina Laurenz stand zu diesem Zeitpunkt ebenso fest, dass sie die Betroffenen unterstützen will, wo sie kann. Doch während die Männer mit großen Maschinen die Straßen frei räumen, Wohnungen mit Spezial-Pumpen von Schlamm befreien, kann man als Frau überhaupt vor Ort helfen?

„Da gibt es so viele Möglichkeiten. Natürlich hätte ich auch Keller gekärchert. Aber das hätte ich vielleicht eine halbe Stunde ausgehalten. Aber wir können Möbel raustragen oder Tapeten von den Wänden abkratzen“, erklärt Katharina Laurenz.

Vater Johannes Laurenz verabschiedet sich von seiner Tochter Luisa, bevor er wieder nach Dernau fährt. © Andrea Wellerdiek

Nach ihrem ersten Einsatz eineinhalb Wochen nach der Flutkatastrophe hat sie dort mit angepackt, wo es gerade nötig war. So hat sie sich plötzlich in der Sammelstelle für Spenden in einer Grundschule wiedergefunden, nachdem sie ein Mann darum gebeten hatte.

Die Spendenbereitschaft war deutlich spürbar. Über mehrere Räume verteilt stapelten sich Hygieneartikel, Lebensmittel und andere Sachspenden. Neben tausenden Duschgels seien auch unzählige Zahnpasta-Tuben gespendet worden, erzählt Katharina Laurenz. „Wir hatten so viel Zahnpasta, das es für die Bevölkerung in der Region keine mehr im Supermarkt gab.“

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Neben dem Verteilen der Spenden und dem Koordinieren von neuen Artikeln, die laut Katharina Laurenz manchmal in einzelnen kleinen Beuteln oder in Mengen von Lkw-Ladungen angeliefert werden, wurde ihr ungeplant eine neue Aufgabe zuteil: als Zuhörerin. „Betroffene sprechen uns an. Eine Frau ist drei Mal zu uns gekommen und hat uns ihr Herz ausgeschüttet. Man hört einfach zu und kann so etwas Trost spenden. Es ist sehr schön, dass man dafür eine große Dankbarkeit zurückbekommt“, erzählt Katharina Laurenz mit strahlenden Augen.

Die „Werkstatt“ von Johannes Laurenz und den Helfern in der Unwetter-Krisenregion an der Ahr. Viele Sachspenden konnte der Werner Landwirt auch mit nach Dernau nehmen. © Johannes Laurenz

Es sind Momente wie diese, die für Katharina Laurenz unvergessen bleiben und ihren Willen bestärken, weiter helfen zu wollen. Obwohl ihr Engagement und das ihres Mannes belastend für die Familie ist. An einem Wochenende sind Katharina und Johannes Laurenz zeitgleich in Dernau im Einsatz. Der Betrieb auf dem Hof Schulze Blasum geht weiter. Familienmitglieder und Mitarbeiter halten dem Paar den Rücken frei.

Als Katharina Laurenz nach ihrem ersten Einsatz wieder nach Werne kam, war sie alleine. Denn auch die vierjährige Tochter Luisa ist bei einem Freund untergebracht. „Da habe ich sehr schlecht geschlafen. Es fällt einem sehr schwer, abzuschalten. Die Bilder holen einen immer wieder ein“, sagt sie und schaut zu ihrer Tochter. „Dieser kleine Wirbelwind hilft dabei, abzuschalten.“

Irgendwie sei es auch „ein schönes Nicht-Loslassen-Können“, beschreibt es Katharina Laurenz. „Man freut sich, wieder hinfahren und helfen zu können.“ Mit Freundinnen fährt sie am Samstag (7. August) wieder nach Dernau. „Für uns ist das selbstverständlich. Jeder hilft so, wie er kann.“

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