Fast 100 Kinder demonstrieren bei Rad-Demo in Werne: „Wir brauchen mehr Platz“
Radfahren
Bei der Fahrrad-Demo „Kidical Mass“ haben Kinder in Werne deutlich gemacht, was sie von den aktuellen Gegebenheiten im Straßenverkehr halten - und klare Forderungen gestellt.

Die Kidical Mass in Werne lockte viele Teilnehmer an. © Holger Bergemann
Unter dem Motto „Platz da für die nächste Generation!“ ist am Sonntag zum zweiten Mal die Kidical Mass durch Werne gerollt. Von der Werner Polizei sicher geleitet haben diesmal etwa 85 Kinder und ihre Familien gemeinsam eine fast sechs Kilometer lange Strecke durch die Innenstadt absolviert.
Neu war, dass der Aufzug in der Nähe des Stadthauses einige Zeit Halt gemacht hat. Die Kinder nutzten die Gelegenheit, um mit bunter Kreide Fahrräder, Blumen oder Bäume auf die Straße zu malen und auch Wünsche und Vorstellungen für den Verkehr zu formulieren: „Wir brauchen Platz“, „Für mehr Sicherheit beim Fahrradfahren“ oder „Tempo 30“ ist am Busbahnhof jetzt noch bis zum nächsten Regen auf dem Asphalt verewigt.
Viele Vorschläge für Verbesserungen in Werne
Versammlungsleiter Till Garvert von der Initiative Radverkehr (IR) plädierte zum Auftakt der Veranstaltung wie schon im Vorjahr dafür, im Umfeld von Schulen Fahrradstraßen einzurichten und den Kindern und Jugendlichen überall in Werne sicheres Fahrradfahren zu ermöglichen.

Mit Kreide malten die Kids Botschaften auf die Fahrbahn am Werner Stadthaus. © Holger Bergemann
Zu diesem Zweck forderte er die flächendeckende Einführung von Tempo 30 innerorts, lückenlose und sichere Radwege für alle sowie ein System der Parkraumbewirtschaftung, das diesen Namen verdient: Denn wenn Autofahrer den begrenzten öffentlichen Raum schon 23 Stunden am Tag mit ihren privateigenen Fahrzeugen blockierten, „dann sollten diese dafür wenigstens einen angemessenen Preis bezahlen“.
Die anschließende Tour führte in diesem Jahr auch an der Uhlandschule entlang, wo der Eltern-Bringverkehr mit dem Auto wochentags mitunter zu brenzligen Situationen führe. Die Initiative Radverkehr schlägt in diesem Zusammenhang vor, sich am Modell der Schulstraßen in Wien zu orientieren: An manchen Schulen gilt dort 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn und/oder nach Unterrichtsende ein Fahrverbot für Kraftfahrzeuge und Motorräder.
Ziel ist es, das Verkehrsaufkommen vor den Schulen und den Elterntaxi-Verkehr zu reduzieren. Positiver Nebeneffekt: Die Kinder kommen dort nachweislich vermehrt mit dem Fahrrad, dem Roller oder zu Fuß zur Schule, was gut für ihre Konzentration und für ihre Gesundheit ist.

Viele Räder - keine Autos. So könnte es nach Ansicht der kleinen Radfahrer gerne häufiger in Werne aussehen. © Holger Bergemann
Die Kidical Mass Werne war wieder Teil eines bundesweiten Aktionswochenendes. In über 130 Orten in Deutschland haben zeitgleich zehntausende Kinder und ihre Familien für ein neues Verständnis von Mobilität demonstriert.