Einleitung von Grubenwasser in die Lippe Verein wirft Stadt Werne Passivität vor

Einleitung von Grubenwasser in die Lippe: Vereine wirft Stadt Passivität vor
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Die aktive Zeit des Bergbaus in unserer Region ist längst Geschichte. Die Folgen aber werden die Menschen noch lange Zeit beschäftigen. Auch in Werne. Nicht umsonst nennt man das „Jahrhundertlasten“. Eine dieser Folgelasten beschäftigt schon seit geraumer Zeit den Verein „Saubere Lippe“ mit Mitgliedern unter anderem aus Bergkamen und Werne. Vorsitzender ist der Werner Kaufmann und Umweltschützer Clemens Overmann. Er hat im Namen des Vereins einen Brief an die „Stadt Werne, zu Händen Herrn Bürgermeister Lothar Christ“ verfasst. Darin wirft er die Frage auf, warum sich die Stadt Werne im laufenden planrechtlichen Verfahren passiv verhalte. Es gehe schließlich um eines der höchsten Güter des Menschen, nämlich sauberes Wasser.

Archiv-Foto einer Einleitstelle für das Grubenwasser in die Lippe an der Stadtgrenze zwischen Lünen und Bergkamen.
Das Bild zeigt eine Einleitstelle für das Grubenwasser in die Lippe an der Stadtgrenze zwischen Lünen und Bergkamen. © Archiv

Grubenwasser steigt immer höher

Der Hintergrund ist kompliziert. Bis vor sechseinhalb Jahren, so Overmann, konnte die Ruhrkohle das Wasser aus den stillgelegten Untertage-Betrieben in die Lippe leiten. Das wurde dann untersagt. Die RAG pumpt nicht mehr ab, das Wasser steigt und nimmt auf seinem Weg nach oben schädliche Stoffe auf. „Das Wasser steht jetzt bei 720 Metern“, sagt Overmann. „Klettert es auf 600 Meter, muss die RAG aktiv werden. Man steht also unter Zeitdruck, und das produziert ganz schnell Fehler.“ Unter anderem fürchtet der Verein „Saubere Lippe“, dass hochgiftiges PCB (organische Chlorverbindungen) in die Lippe gelangen könnte.

In Vorbereitung auf ein erneutes Einleiten von Grubenwasser in den Fluss läuft aktuell das „bergrechtliche Abschlussbetriebsplan-Ergänzungsverfahren“ Haus Aden. Die Stadt Werne sei laut Verein nicht nur wegen der Einleitungsstellen in Langern „erheblich betroffen, sondern auch aufgrund der möglichen Bodenbewegungen und Ausgasungen von Methan und Radon bis ins südliche Münsterland“.

Fraktionen im Stadtrat angefragt

Daher habe Birgit Kühmichel für den Verein im Januar 2025 alle Fraktionen des Stadtrates in Werne angeschrieben und angefragt, wie die Beteiligung der Stadt in diesem Verfahren aussieht. „Antwort kam nur von den Grünen“, sagt Kühmichel. Maximilian Falkenberg antwortete in seiner Eigenschaft als Ratsmitglied und Vorsitzender des Umweltausschusses. Er schreibt, „dass die Stadt Werne nicht beteiligt wird, da die Einleitung auf Seite der Stadt Bergkamen stattfindet, daher ist die Stadt Werne nicht zu beteiligen“.

Overmann lässt dieses Argument nicht gelten. Auch wenn das formal richtig sein sollte, „ist die Stadt Werne doch sehr wohl betroffen und hätte von alleine auf einer Beteiligung bestehen müssen. Das hat die Nachbarstadt Hamm schließlich auch so gemacht“. Er hofft nun darauf, dass die Stadt eine schnelle Antwort auf seine Anfrage gibt. Das könnte dann auch Aufschluss über die Haltung der Stadt Werne beim nächsten Planungsschritt geben. „Dann geht es um das wichtige wasserrechtliche Verfahren“, so Overmann.

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