Update 14.20 Uhr
Eigentlich sollte in Werne schon längst Wellengang auf dem Zechengelände sein: eine Attraktion für Surfbegeisterte ebenso wie für Wissenschaftler. Die Planungen gehen inzwischen ins fünfte Jahr. Mit einem so langen Vorlauf hatte Detering nicht gerechnet. Gerade jetzt, wo die Förderabsage des Landes eintrifft, schien das Vorhaben auf der Zielgeraden zu sein. Die im langwierigen Bauleitplanverfahren vorgeschriebene Offenlage der Pläne stehe unmittelbar bevor, hieß es noch in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstag (8.10.). „Daran soll sich auch nichts ändern“, sagen Bürgermeister Lothar Christ und Investor Dr. Michael Detering übereinstimmend an diesem Freitagmittag. Das würde bedeuten, dass es Anfang 2025 Baurecht geben könnte.
Update 13.50 Uhr
Bislang habe die Forschungsnutzung eher im Vordergrund gestanden. Jetzt müsse er gezwungenermaßen die Anlage so umzuplanen, dass Sport und Freizeit stärker im Fokus stehen, sagt der Initiator und Investor Michael Detering. Das ziehe konzeptionelle und organisatorische Veränderungen nach sich, werde aber die bauliche Gestaltung der Zechenbrache weniger verändern. Wie die aussieht, hatte Detering erst am Dienstag (8.10.), also zwei Tage vor der überraschenden Absage der Förderung, mitgeteilt. Dort hatte er erstmals die genaue Form des „kleinen Meeres“ vorgestellt - die Wellen- und Beckentechnik dafür lässt er sich gerade patentieren - , und die exakten Ansichten der Gebäude. Sie sollen so wirken „wie über Jahre hinweg gewachsen“. Eine künstliche Dünenlandschaft solle zudem für einen „Wow“-Effekt sorgen, sobald die Menschen vom Parkplatz kämen.
Update 13.30 Uhr
Bürgermeister Lothar Christ hat das Nein zu einer weiteren Förderung des Surworld-Projhekts auf der Zechenbrache am Donnerstag (10.10.) in Echtzeit erlebt. Er ist selbst Mitglied im Strukturstärkungsrat, der über die Vergabe der Mittel aus dem Fünf-Standorte-Programm für ehemalige Bergbaukommunen entscheidet. Christ saß mit am Tisch, als das nicht öffentlich tagende Gremium beschloss, dem wissenschaftlichen Teil der geplanten Surfworld, der sogenannten SCNCWAVE, keine Zuschüsse zu geben: das Ende eines langen Diskussionsprozesses, von dem sich Christ einen anderen Ausgang erhofft hatte. Vor den großen Ferien, sagt Wernes Bürgermeister, sei er noch optimistisch gewesen, dass Bedenken bezüglich einer Vermischung von Forschungs- und Freizeiteinrichtung ausgeräumt seien. Entsprechend überrascht, „durchaus geschockt“, sei er am Donnerstag gewesen. Er habe sofort Dr. Michael Detering, den Werner Investor, informiert. „Ich freue mich, dass er weiter an dem spannenden und wichtigen Projekt arbeitet.“
Update 13.00 Uhr
„Schade“, das ist das erste, was Dr. Michael Detering, Initiator und Investor der Surfworld Werne, sagt zu dem Aus für eine weitere Förderung durch das Fünf-Standorte-Programm. Der promovierte Wasserbauer, der einen Lehrauftrag an der RWTH Aachen hat, meint das nicht nur mit Blick auf den Wegfall des erhofften Zuschusses, sondern auch für sein Forschungsfeld. Ob zur technischen und ökologischen Optimierung der Offshore-Technik oder zur Verbesserung des Hochwasserschutzes bei Starkregen: „Das sind alles Bereiche, in denen wir Forschung leisten können“: ein wichtiger Beitrag für den Wissenschaftsstandort NRW mit Alleinstellungsmerkmal.
Neben der RWRTH Aachen hat er die Fachhochschule Köln, die Universität Duisburg-Essen und das DST Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme als Partner für die auf der Werner Zechenbrache geplante Wellenforschungseinrichtung gefunden, die zugleich als „größter Surfpark der Welt“ Freizeitgästen und Sportlerinnen und Sportlern dienen soll. Dieser Freizeitbereich müsse jetzt wachsen, um die entfallenen Fördermittel wettzumachen. Denn mit noch so ambitionierter Forschung „lässt sich nicht das große Geld verdienen“, das nötig sei, um das Riesenprojekt zu realisieren. Dennoch: „Wir werden hier auch weiter wissenschaftlich arbeiten“ – wenn auch nicht in dem Umfang, wie er und seine Partner aus den Hochschulen sich das gewünscht hatte.
Hatte er nach der plötzlichen Nachricht vom Aus für eine weitere Förderung in Millionenhöhe daran gedacht, das Projekt, das er seit fast fünf Jahren verfolgt, ganz zu kippen? „Wir planen weiter“, antwortet Detering.
„Gute Argumente halfen nicht“
So berichteten wir bislang:
Überraschende Nachrichten aus Werne: Das Projekt Surfworld/Scncwave erhält eine wichtige Förderung nicht, mit der die Verantwortlichen eigentlichen geplant hatten. Das hat die Stadt Werne am Freitag in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. „Der Strukturstärkungsrat des 5-Standorte-Programms entscheidet sich gegen eine Förderung der SCNCWAVE in Werne. Das Doppelvorhaben SURFWRLD/SCNCWAVE wird mit geändertem Schwerpunkt fortgeführt“, heißt es darin. Was genau das bedeutet, geht aus der Mitteilung nicht im Detail hervor.
Am 10. Oktober habe der Strukturstärkungsrat entschieden, dass es keine Förderung für die Umsetzung des wissenschaftlichen Teils SCNCWAVE in Werne über das 5-Standorte-Programm geben soll. Vorausgegangen war eine Förderung von rund 2 Mio. Euro zur Vorbereitung des Gesamtprojektes.
„Dies ist ein Schlag ins Kontor“, so Bürgermeister Lothar Christ in der Pressemitteilung. „Wir hatten vor den Sommerferien noch fest mit einer positiven Bewertung des Projektes gerechnet. Am Ende haben viele gute Argumente nicht geholfen“, so Christ weiter.
„Nicht nachvollziehbar“
„Die Entscheidung ist für Stadt, Projektentwickler und die beteiligten Hochschulen nicht nachvollziehbar, da dem Projekt gerade durch die externen renommierten Fachgutachter eine hohe Förderwürdigkeit bescheinigt wurde. Zusätzlich wurde beihilferechtlich geprüft, ob eine innovative Kombination aus wissenschaftlicher und sportlicher Nutzung förderrechtlich zulässig ist. Auch hier lagen positive externe Bewertungen vor“, so die Stadt Werne weiter.
„Das ist eine verpasste Innovations-Chance für NRW, zumal der Bedarf besteht“, wird Dr. Michael Detering, Geschäftsführer der planenden SW GmbH, zitiert. Bei SCNCWAVE, dem Träger des wissenschaftlichen Teils, sind mit der RWTH Aachen, der TH Köln und der Universität Duisburg-Essen die jeweils größten Hochschulen ihrer Art vertreten. Diese sind auch in die Konzeption der Forschungsinfrastruktur eingebunden. Das erste Forschungsvorhaben über Tragstrukturen für schwimmende Photovoltaik hat SCNCWAVE bereits zwei Jahre vor Betriebsaufnahme akquiriert.
„Die Gesamtanlage ist vielseitig und wirtschaftlich geplant, dabei für die sportliche Nutzung und für technische Entwicklungen optimiert. Die Patentierung unserer Anlagentechnik läuft“, so Detering weiter. Trotz des Entwicklungsbedarfs bei Hochwasser- und Küstenschutz, erneuerbaren Energien, maritimer Technik und vielem mehr werde der Forschungsteil des Vorhabens nun voraussichtlich verkleinert. Entsprechend erhält der sportliche und touristische Teil mehr Raum.
Obwohl der Strukturstärkungsrat sich gegen eine Förderung der SCNCWAVE durch das 5-Standorte-Programm entschieden hat, sprach das Gremium in der Sitzung am Donnerstag dennoch eine Empfehlung an die Landesregierung aus, weitere Fördermöglichkeiten für das Gesamtvorhaben zu prüfen. „Ein begrüßenswertes, positives Signal, das zeigt, dass das Vorhaben trotz der getroffenen Entscheidung insgesamt als vielversprechend gewertet wird“, so Wirtschaftsförderer Matthias Stiller.
Bürgermeister Christ erklärt dazu: „Wir stehen weiter an der Seite des Projektträgers und wollen baldmöglich in die Offenlage des Bebauungsplanes gehen.“
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