Vor genau 125 Jahren wurde am 17. August 1899 die Zeche Werne feierlich eröffnet. Auf dem Einweihungsfoto sieht man die ganze damalige Belegschaft, im Vordergrund den Besitzer und die Beamten und ganz im Hintergrund die neu angeworbenen Kumpel – oft aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches – sowie die zwei Schächte, provisorisch noch aus Holz erstellt.
Wie kam es dazu, dass, obwohl bisher die Lippe die Grenze zwischen dem Ruhrgebiet und dem ländlich strukturierten Münsterland bildete, nun doch eine Kohlenzeche diesseits des Flusses entstand? An der Ruhr gab es Ende des 19. Jahrhunderts bereits 249 Zechen mit unzähligen Schächten und vielen Kokereien.
1873 wurden bereits die ersten sogenannten Mutungsbohrungen im Werner Gebiet ausgeführt, die aufzeigten, dass es auch Kohle nördlich der Lippe in abbaubarer Tiefe gab. Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein aus Osnabrück benötigte für sein seit 1856 bestehendes Hüttenunternehmen mit Hochofen-, Stahl- und Walzwerken eigene Kohlegruben und wollte daher am Nordrand des Kohlereviers, also frachtgünstig für die Georgs-Marien-Hütte, eine eigene neue Schachtanlage abteufen.
Bereits vor der Aufnahme der eigentliche Abteufe von Schacht I und II hatte der Georgsmarien-Verein in den 1890er Jahren das in Werne seit 1874 bestehende Solebad von der Aktiengesellschaft „Thermalbad Werne“ gekauft, um etwaigen Schadensersatzansprüchen, falls die Sole unterirdisch abfließen sollte, zu entgehen. Im Jahre 1905 schloss man dann, wie hinreichend bekannt, das Thermalbad Werne wegen des Ausbleibens der heißen Sole.
Kapuzinerpatres sollten Augen offen halten
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die beiden Schächte in der Nähe des Stadt im Amte Werne, nahe der Lippe und der damals schon geplanten Eisenbahn Osterfeld-Lünen-Hamm, abgeteuft. Der Artikel, der damals am 17. August 1899 beim ersten Spatenstich in der „Werner Zeitung“ gedruckt wurde, ist in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Zeche Werne, die im Jahre 1949 herausgegeben wurde, nachzulesen.

Dort heißt es: „Es gibt Tage im menschlichen Leben, die geeignet sind, demselben eine neue Richtung zu geben, und wie im Leben des Einzelnen, so können gewisse Ereignisse für eine ganze Stadt höchst bedeutungsvoll sein. Ein solcher Tag war für Werne der 17. August. Der erste Spatenstich an der zu errichtenden Zeche wurde feierlich gemacht und damit hat eine neue Zeit begonnen, die heute noch nicht übersehen werden kann. Wir leben von jetzt an bald mitten im Kohlenreviere. Was wird die Industrie bringen, welchen Vorteil hat Werne von den neuen Verhältnissen zu erwarten?
Wir wollen nur eine Lichtseite der industriellen Entwicklung in Betracht ziehen, den materiellen Vorteil nämlich für die Stadt Werne (…) Der Wohlstand der städtischen Einwohner wird sichtlich gehoben werden durch die neuen Verhältnisse und bekanntlich waren bis jetzt die Familien zu zählen, die sich sozusagen gut helfen konnten. Also, Glückauf den Einwohnern dieser Stadt! Auch der mittlere und ärmere Landmann wird bald mit besseren Erfolgen die Produkte seiner täglichen Arbeit in Werne an den Mann bringen, wenn einmal die industrielle Entwicklung bezüglich des materiellen Wohlstandes ihren Einfluss geltend machen wird.“
Und weiter: „Allerdings bringt die Zeche nicht nur in Wirklichkeit, sondern auch auf dem Gebiete der guten Sitte schwarze Rauchwolken mit sich, aber was die ersteren angeht, so soll der Kohledampf gar nicht so gefährlich sein und bezüglich der guten Sitte hoffen wir, dass die geistliche Behörde, die Stadtvertretung und nicht an letzter Stelle die um Werne verdienten Kapuzinerpatres die Augen offen halten werden.“

Es heißt dann weiter, dass sich gegen Mittag auf dem Zechenplatz die städtischen Körperschaften, die Spitze des Amtes Werne und die vielen Ehrengäste versammelten. Den ersten Spatenstich tat sodann Herr Berghauptmann Täglichsbeck mit folgenden Worten: „Glück auf für das Gelingen!“
Den zweiten Spatenstich tat Herr Kommerzienrat Generaldirektor Haarmann mit folgenden Worten: „Arbeit und Ausdauer, Mut und Pflichttreue mögen die Hoffnungen erfüllen, die wir auf dieses Werk setzen!“ Herr Direktor Eickelberg tat den dritten Spatenstich mit den Worten: „Möge dieser Bergbau gedeihen!“ (entnommen aus der Festschrift: „50 Jahre Zeche Werne. Ein Abriss der Geschichte unserer Schachtanlage von 1899 bis 1949“, Seite 7 ).
Bergbau erlebte viele Höhen und Tiefen
Leider sollte sich dies nicht immer bewahrheiten und nach vielen Höhen und Tiefen und obwohl sowohl im ersten wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Werner Zechenanlage fast ununterbrochen weiter gearbeitet werden konnte, war zu Ende des Jahres 1974, nach nur 75 Jahren, Schluss mit dem Kohleabbau in Werne - die Auswirkungen auf die Stadt Werne, unter anderem der Verlust der zahlreichen Arbeitsplätze, waren noch Jahrzehnte später spürbar.
Heute sind noch einige der wichtigsten Zechengebäude an der Kamener Straße erhalten geblieben, allerdings mit einer anderen Nutzung. Ansonsten erinnern die große Seilscheibe am Eingang des Solebad-Parkplatzes, die 1992 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Lülf dort aufgestellt wurde, einige Stromkästen-Fotos und der Bildstock der Heiligen Barbara (Schutzpatronin der Bergleute) an die Bergbaugeschichte in Werne, die das kleine Lippestädtchen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr verändert hat.

Wer mehr über die 150-jährige Geschichte der Sole in Werne und über die 125 Jahre Zeche Werne wissen möchte, sollte sich den 13. September vormerken, wenn von der VHS und dem Verkehrsverein Werne eine ungefähr eineinhalb-stündige Führung angeboten wird mit einem anschließenden kleinen Imbiss, dem Bergmannsschnaps und dem Steigerlied.