
© Jörg Heckenkamp (A)
Corona bei Westfleisch: 200 Mitarbeiter der Standorte Hamm und Münster wohnen in Werne
Lockerungen in Gefahr
Bei Westfleisch werden die Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet. 200 von ihnen wohnen in Werne. Wenn sich auch im Kreis Unna viele Mitarbeiter infiziert haben, droht das Aus der Lockerungen.
Nachdem sich mehr als 250 Mitarbeiter im Schlachtbetrieb Westfleisch in Coesfeld mit dem Coronavirus infiziert haben, werden nun alle Beschäftigten der Fleischbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet. Das gilt auch für die Schlachthöfe Westfleisch in Hamm und Münster. 200 Mitarbeiter von ihnen wohnen in Werne, wie Kordula Mertens, Leiterin des Ordnungsamtes der Stadt, erklärt.
Bislang gebe es noch keine Meldungen über positive Tests bei diesen Mitarbeitern. Doch wenn es diese geben sollte - wahrscheinlich ist mit den Ergebnissen am Mittwoch, 13. Mai zu rechnen - müsste man auch in der Lippestadt darauf reagieren.
Mehrere Werksarbeiter in einer Wohnung
„Die betroffenen Mitarbeiter würden vom Gesundheitsamt des Kreises für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Das gilt auch für mögliche Kontaktpersonen“, erklärt Mertens. Wie das in der Praxis dann aussehen könnte, müssten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort kontrollieren.
In den Wohnungen, die sich in Werne etwa im Holtkamp befinden, sind mehrere Werksarbeiter untergebracht. „Das ist auch zulässig. Es sind ganz normale Wohnungen, die über eine Wohnungsgesellschaft im Wechsel vermietet werden“, so Mertens.
Werner Bewohner waren bislang unauffällig
Anwohner hatten ihre Bedenken geäußert, als 2013 die ersten rumänischen Werksmitarbeiter in 20 Wohnungen in den Hochhäusern zogen. Bisher habe es aber keine Probleme dort gegeben, erklärt Mertens. Das bestätigt auch die Polizei des Kreises Unna. „Wir haben in dem Bereich keine Auffälligkeiten feststellen können“, sagt Pressesprecher Christian Stein.

In den Hochhäusern am Holtkamp wohnen Werksmitarbeiter von Westfleisch. © Jörg Heckenkamp (A)
Klar ist, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Gesundheitsamtes des Kreises Unna die Wohnverhältnisse kontrollieren würden, wenn Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet würden und es Bedenken gäbe, ob die Quarantäne eingehalten wird. „Wir würden dann schauen, ob etwas geändert und die Bewohner getrennt werden müssten“, sagt Mertens.
Im Zusammenhang mit den vielen Infektionen bei Westfleisch in Coesfeld sind die Arbeitsbedingungen und die Zustände in den Werkswohnungen der meist osteuropäischen Mitarbeiter stark kritisiert worden.
Corona-Tests im Westfleisch-Betrieb in Hamm
Im Schlachtbetrieb Westfleisch in Hamm werden 1150 Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet. 650 von ihnen wohnen laut Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann in Hamm. Allein bei 90 positiven Tests könnte es demnach konkrete Auswirkungen auf das öffentliche Leben in der kreisfreien Stadt geben.
Bei einer zu hohen Neuinfektionsrate könnten die Lockerungen, die seit Montag, 11. Mai, gelten, wieder gestrichen werden. Auch im Kreis Coesfeld blieb man aufgrund der vielen infizierten Mitarbeiter bei Westfleisch bei den strengen Regeln.
800 Mitarbeiter arbeiten im Kreis Unna in der Fleischwirtschaft
In Werne schaut man deshalb ganz genau auf die laufenden Tests bei Westfleisch. Auch in einem Schlachthof in Unna werden 50 Mitarbeiter untersucht. Im Kreis Unna beschäftigt die Fleischwirtschaft nach Angaben der Arbeitsagentur 800 Menschen.
Auch hier gilt: Wenn es innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gibt, könnten die Lockerungen ausgesetzt werden. Restaurants, Kneipen, Fitnessstudios, Geschäfte und weitere öffentliche Einrichtungen müssten dann auch im Kreis Unna wieder geschlossen werden. Genau so ist es nun im Kreis Coesfeld. Hier sind seit Montag nur Schulen und Kitas geöffnet.
In ganz Nordrhein-Westfalen arbeiten knapp 30.000 Menschen in der Fleischwirtschaft – viele osteuropäische Werkvertragsarbeitnehmer in Subunternehmen nicht mitgerechnet.