Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern werden derzeit aufgrund des Risikos einer Infektion mit dem Coronavirus abgesagt. Aber auch viele kleinere Events mit weniger Besuchern fallen aus. Das hat auch immense Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche. Auch in Werne ist mit MS-Musik ein Event-Experte betroffen.
Und der sagt zunächst einmal die zweite Ausgabe der „Best of...Party“ im Kolpingsaal ab. Eigentlich sollten am Samstag, 4. April, wieder hunderte Gäste zu den besten Hits der vergangenen 50 Jahre feiern. Doch aufgrund der Entwicklung des Coronavirus sagten die Veranstalter die Party am Mittwochmorgen, 11. März, vorsichtshalber ab.
„Dadurch, dass sich die aktuelle Lage zugespitzt zu haben scheint, wollen und müssen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung die virale Verbreitung nicht unnötig zu forcieren, gerecht werden“, sagt Manuel Michelt (34), einer der beiden Geschäftsführer von MS-Musik. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, die Party abzusagen.
Auch Veranstaltungen von Firmen und Einrichtungen fallen aus
Neben größeren Veranstaltungen wie die „Best of...Party“ im Kolpingsaal mit zuletzt rund 800 Besuchern stehen derzeit auch kleinere Events auf der Kippe. Auch bei MS-Musik wurden bereits unzählige Veranstaltungen von Firmen oder öffentlichen Einrichtungen storniert. Mit finanziellen Folgen. „Mindestens 70 Prozent unseres Gesamtumsatzes brechen momentan weg. Das ist monatlich etwa ein fünfstelliger Euro-Betrag“, erklärt Michelt.

Die beiden Geschäftsführer von MS-Musik Manuel Michelt (r.) und Michael Osterkamp (l.) müssen mit deutlichen Umsatzeinbüßen aufgrund der vielen Absagen rechnen. Hier sind sie gemeinsam mit Christoph Bergmann (Vorsitzender Freilichtbühne Werne) vor der Silvesterparty 2019 zu sehen. © Simon Reinkober (A)
70 Prozent aller von MS-Musik durchgeführten Events machen Feiern für Firmen oder für öffentliche Einrichtungen, etwa die Stadt oder Feuerwehr, aus. Viele dieser Termine seien in den vergangenen Wochen aufgrund der Entwicklung des Coronavirus abgesagt worden.
Michelt begründet diese Absagen wie folgt: Firmenkunden und öffentliche Einrichtungen wollen nicht das Risiko eingehen, dass das gesamte Personal während einer Veranstaltung infiziert wird und somit der gesamte Geschäftsbetrieb danach zum Erliegen kommt. „Erst am Wochenende wurde ein Betriebsfest mit 400 Leuten abgesagt, weil man nicht alle Angestellten auf einem Fleck haben wollte“, erzählt Michelt, der sich verständnisvoll zeigt.
Umsatzverlust bei gleichbleibenden Kosten
Jede Absage bedeutet neben den Umsatzeinbüßen auch gleichbleibende Kosten. Allein die Absage der eigenen öffentlichen Veranstaltung „Best of...Party“ schätzt Michelt etwa mit einem Umsatzverlust von 8000 bis 9000 Euro ein. Darüber hinaus habe man im Vorfeld in der Vermarktung und der Technik mindestens weitere 1000 Euro investiert.
Und wenn die Party nachgeholt wird, werde man schließlich wieder in Werbung investieren, erklärt der Geschäftsführer. Wann die „Best of...Party“ steigen soll, ist noch unklar. „Ich tue mich schwer damit, einen Termin zu nennen. Denn man kann ja nicht gewährleisten, wie sich das Ganze weiterentwickeln wird. Und ich möchte nicht Derjenige sein, der eine Party zum zweiten Mal absagen muss“, so Michelt weiter.
Klar ist aber, dass die bereits im Vorverkauf erworbenen Tickets auch am Nachholtermin gültig sind. Wer dann verhindert ist, soll eine Freikarte für eine andere Veranstaltung bekommen.
Weitreichende Folgen für die gesamte Branche
Neben dem Veranstalter an sich sind auch weitere Firmen und Kooperationspartner betroffen, wenn eine (Groß-)Veranstaltung abgesagt wird.„Jede abgesagte Veranstaltung bedroht auch kurzfristig die Umsätze weiterer Branchen. Sicherheitsdienstleister, Werbe-und Marketingagenturen, Gastronomen, Getränkehändler, Taxifahrer und sogar die Lebensmittelindustrie. Denn da, wo nicht gefeiert wird, wird auch nicht gegessen oder getrunken“, sagt Michelt.
Umso erfreulicher ist die Reaktion aller Beteiligten in der Branche auf die aktuelle Ausnahmesituation. Unter den Geschäftspartnern habe sich schon vorher eine Art überregionale Solidarität gebildet.
„Das bedeutet konkret, dass man im Moment bereits erteilte Aufträge zwischen den Veranstaltungsfirmen einfach nur ruhen lässt, anstatt im Rahmen seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen finanzielle Forderungen zu stellen“, erklärt Manuel Michelt.
„Situation schweißt uns zusammen“
All das geschieht in dem Wissen, dass alle gleichermaßen betroffen sind. „Es wird aber spannend sein, zu beobachten, wie lange dieser ‚Nichtangriffspakt‘ hält, und wann ein Kollege vielleicht doch kurzfristig Forderungen stellen muss, wenn seine persönliche Existenz akut bedroht ist.“
Wenn dies der Fall sein sollte, wird auch für den Veranstalter an sich der finanzielle Schaden weiter steigen. Bislang habe Manuel Michelt von MS-Musik dies aber noch nicht erfahren. „Die Situation schweißt uns sogar zusammen.“
Coronavirus trifft Branche zur Unzeit
Das Coronavirus trifft die Branche zur Unzeit, wie Manuel Michelt weiter erklärt. In den Monaten von November bis Februar gebe es generell die wenigsten Aufträge. Diese Zeit wird nun aber verlängert. „Eigentlich würden wir jetzt schon für die schwächeren Monate aussorgen.“
Doch stattdessen kommt es zu großen finanziellen Verlusten. Bei MS-Musik, wo vor allem viele Freiberufler arbeiten, gibt es allerdings keine Angst um die Zukunft des Unternehmens. „Aber irgendwann sind auch unsere finanziellen Reserven aufgebraucht.“ Vorher hat sich die Lage rund um den Coronavirus beruhigt, hofft er.