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Coronavirus hat Folgen für Apotheken: Hamsterkäufe und selbst hergestellte Desinfektionsmittel
Coronavirus
In Supermärkten decken sich die Kunden vorsorglich ein aufgrund des Coronavirus. Mittlerweile versuchen sich Bürger allerdings auch in Apotheken in Werne an Hamsterkäufen.
Leere Regale in Supermärkten sind in diesen Tagen keine Seltenheit. Die Kunden decken sich vor allem mit lang haltbaren Lebensmitteln, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel ein. In Werne versuchen sich einige Kunden mittlerweile auch in Apotheken mit Hamsterkäufen.
Seit Ende Februar werde verstärkt „panisch“ nach Mundschutzmasken und Desinfektionsmitteln in ihrer Christophorus-Apotheke gefragt, erzählt Leiterin Ursula Brinkmann-Trötsch. Sie berichtet von Hamsterkäufen einiger Kunden bei Medikamenten.
Desinfektionsmittel innerhalb von Tagen geplündert
„Viele Kunden können das Ganze nicht einordnen und wollen sich vorsorglich eindecken. Die Sorge ist schon da, weil das ganze Thema auch sehr hochgepusht wird“, so die Expertin. Um die Kunden aufzuklären, teilen sie Info-Zettel aus. Mundschutzmasken gibt es in der Christophorus-Apotheke längst nicht mehr, auch das Desinfektionsmittel hätten die Kunden „innerhalb von zwei, drei Tagen geplündert“.

Die Apothekerin Ursula Brinkmann-Trötsch mit einer sogenannten FFP3-Maske. Die Atemschutzmasken sind in der Christophorus-Apotheke ausverkauft. © Jörg Heckenkamp (A)
Nun hat das Bundesumweltministerium aufgrund der Entwicklung des Coronavirus eine Ausnahmegenehmigung erteilt, sodass Apotheken selbst Desinfektionsmittel herstellen können. Theoretisch. Denn die Mittel, die dafür benötigt werden, sind ebenfalls vergriffen.
Die Nachfrage der Apotheken nach Alkohol wie Isopropanol und Ethanol ist hoch. Brinkmann-Trötsch begrüßt die Ausnahmegenehmigung. „In der Praxis sieht das allerdings schwierig aus. Der Bedarf kann gar nicht gedeckt werden.“
Manche Kunden horten Ibuprofen
Deshalb gibt es auch kein selbst hergestelltes Desinfektionsmittel in der Adler-Apotheke am Markt. „Das, was wir machen sollen, können wir gar nicht machen“, sagt Inhaber Friederich Schneider. Die Ausnahmegenehmigung, die Mittel wieder selbst zu produzieren, sei viel zu spät gekommen. Jetzt könne er sich gar nicht mehr mit den Inhalten, die er für Desinfektionsmittel benötigt, versorgen.

Friederich Schneider, Inhaber der Adler-Apotheke, hätte sich gewünscht, dass die Ausnahmegenehmigung zur Produktion von Desinfektionsmitteln früher kommt. © Andrea Wellerdiek
„Ich frage jeden Tag bei den Firmen nach. Wenn ich ehrlich bin, habe ich langsam das Gefühl, dass wir irgendwann gar keinen Alkohol mehr im Regal haben“, so der Apotheker. Auch einige Arzneien wie Ibuprofen seien stark nachgefragt. Auch Schneider erzählt von Kunden, die sich ganz bewusst mit Medikamenten versorgen. Und das in untypisch großen Mengen. Auch einige chronisch Erkrankte kaufen gern eine doppelte Ration - etwa an Insulin.
Die Nachfrage an Atemschutzmasken sei hingegen etwas abgeebbt, so Schneider weiter. Das würde vielleicht auch daran liegen, dass sie nur sehr teuer zu haben sind. Das gilt auch für den Einkauf der Apotheken selbst.
Apotheken stellen selbst Desinfektionsmittel her
Das bestätigt auch Julia Matlachowsky, Leiterin der Apotheken am Solebad und am Steinhaus. „Ich rate von solch einem Mundschutz ab, weil er extrem überteuert ist und keinen 100-prozentigen Schutz bietet“, so Matlachowsky. Sie rät ihren Kunden, die teilweise sehr besorgt sind aufgrund des Coronavirus, sich oft und gründlich die Hände zu waschen. Die meisten Kunden fragen vor allem nach Desinfektionsmitteln.
In den Apotheken am Solebad und Steinhaus wird das Hygienemittel derzeit selbst produziert. Das ist nur möglich, weil Matlachowsky vorsorglich die alkoholischen Inhaltsstoffe dafür bestellt hat. „Einige Kunden möchten jetzt am liebsten Liter davon kaufen. Aber das geht natürlich nicht. Wir versorgen erst die Kunden, die es auch vor dem Coronavirus schon bekommen haben“, erklärt Matlachowsky.

Julia Matlachowsky, Leiterin der Apotheken am Solebad und am Steinhaus, zeigt die Inhaltsstoffe Ethanol und Isopropanol, die man für die Herstellung von Desinfektionsmittel benötigt. © Andrea Wellerdiek
Dazu gehören Kunden, die in der Pflege arbeiten oder einen Angehörigen pflegen. Sie benötigen das Desinfektionsmittel tatsächlich. Und das wird auch gesetzlich finanziell gefördert. Bis zu 40 Euro monatlich für Pflegemittel übernimmt die Pflegekasse für Pflegebedürftige. Und diese Kunden haben in den Apotheken am Solebad und am Steinhaus zuerst den Anspruch auf das selbst produzierte Desinfektionsmittel.