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Lieferengpässe bei Medikamenten werden extremer: Das können Patienten in Werne nun tun
Apotheken in Werne
Die extremen Lieferengpässe bei Medikamenten sorgen für Unsicherheit bei vielen Patienten. Deshalb informieren die Apotheker in Werne nun mit einem Flyer und zeigen, wie Kunden handeln können.
Die Liste der fehlenden Medikamente wird immer länger. Rund 270 Arzneimittel können aktuell in Deutschland nicht in die örtlichen Apotheken geliefert werden. Denn es herrschen extreme Lieferengpässe bei Arzneimitteln wie Antibiotikum, Antidepressiva, Antiepileptika oder Ibuprofen.
Das sorgt dafür, dass viele Patienten ihre Medikamente umstellen müssen. Bei chronisch erkrankten Patienten ist dies nicht problemlos in der Apotheke möglich. „Der Patient muss noch einmal zum Arzt gehen, der vielleicht auch überlaufen ist. Wir telefonieren dann mit dem Arzt, um die Patienten mit den neuen Medikamenten zu versorgen“, erklärt Julia Matlachowsky, Leiterin der Apotheken am Solebad und am Steinhaus.

Julia Matlachowsky, Leiterin der Apotheken am Solebad und am Steinhaus, steht vor einer leeren Schublade. © Andrea Wellerdiek
Flyer soll über Medikamenten-Engpässe informieren
Grundsätzlich herrscht laut Matlachowsky und ihrer Kollegin Ursula Brinkmann-Trösch, Leiterin der Christophorus-Apotheke, eine große Unsicherheit bei den Kunden. Deshalb gibt es in beiden Apotheken wie in vielen weiteren in Deutschland seit einigen Tagen Informationsbroschüren.
Mit dem Flyer haben die Mitarbeiter in den Apotheken ein Hilfsmittel zur Hand, um die vielen Fragen der Kunden zu beantworten.
„Damit wollen wir die Vor-Ort-Apotheke bei der Aufklärung über die Lieferengpässe unterstützen und ihnen gleichzeitig mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben verschaffen. Denn die Apotheke ist ein Ort der Gesundheit und kein Ort der Mangelverwaltung“, erklärt Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Apothekergenossenschaft Noweda.

Mit dem Flyer „Medikamente fehlen. Apotheken informieren“ informiert die Apothekergenossenschaft Noweda die Kunden in den Apotheken über das Problem der Lieferengpässe von Medikamenten. Auch in Werne werden die Informationsbroschüren verteilt. © Andrea Wellerdiek
Ist das Hamstern von Medikamenten die Lösung?
Lieferengpässe seien aktuell eines der größten Ärgernisse im beruflichen Alltag der Apotheken und ein echter „Zeitfresser“. Das bestätigen auch die beiden Apothekerinnen aus Werne. „Manchmal telefonieren drei Mitarbeiterinnen gleichzeitig mit Ärzten. Alle sind genervt: die Patienten, die Ärzte und wir“, sagt Ursula Brinkmann-Trötsch.
In dem Flyer wird auch beschrieben, was jeder einzelne Kunde tun kann. Patienten sollten sich demnach selbst frühzeitig um Nachschub ihrer Medikamente kümmern. So bleibt Arzt und Apotheke mehr Zeit, um nach Alternativen zu schauen.

Julia Matlachowsky, Leiterin der Apotheken am Solebad und am Steinhaus, steht vor einer leeren Schublade. © Andrea Wellerdiek
Eine politische Lösung muss her
Patienten sollten den Lieferengpass ihrer Krankenkasse und örtlichen Politikern melden. Denn um das Problem in den Griff zu bekommen, bedarf es wohl einer politischen Lösung, wie auch die Werner Apothekerinnen erklären. Eine Idee ist etwa, dass Medikamente verstärkt in Europa und von mehreren Herstellern produziert werden sollten.
Ebenso sollten die Rabattverträge mit Kassen gelockert werden. Bisher gilt, dass Kassen von Firmen Preisnachlässe für Mindestabnahmen bekommen. Doch damit sind Apotheken darauf beschränkt, je nach Kasse des Patienten nur ein Medikament bestimmter Firmen abzugeben.