Ralf (l.) und Nils Temminghoff haben sich selbstständig gemacht und wollen Photovoltaik-Anlagen als Gesamtlösung anbieten.

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Vredener kündigen sichere Jobs, um PV-Anlagen als Gesamtlösung anzubieten

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Ralf und Nils Temminghoff haben sich selbstständig gemacht. Sie planen und installieren Photovoltaik-Anlagen. Bei den bisherigen Anbietern haben ihnen intelligente Gesamtlösungen gefehlt.

Vreden

, 15.11.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als Ralf Temminghoff (39) ein Haus gebaut hat, war für ihn klar, dass er eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installieren möchte. Schon damals fand er keine Firma, die ein Angebot nach seinen Vorstellungen machen konnte. Ein paar Jahre später wollte der Vredener die PV-Anlage erweitern und fand wieder kein Unternehmen nach seinen Wünschen.

Also entschied er sich zusammen mit seinem Cousin Nils Temminghoff (28), sich selbstständig zu machen. Am 1. August 2020 gründeten die jungen Männer das Unternehmen „Green N-R-GY Temminghoff“, nur wenige Monate später kündigten beide ihre sicheren Jobs – mitten in der Corona-Pandemie.

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Die Idee hinter dem Unternehmen: Die PV-Anlage wird mit anderen Komponenten im Haus verknüpft – zum Beispiel mit der Wärmepumpe, dem Smart-Home-System oder der Wallbox fürs elektrische Auto. „Alle Firmen, mit denen ich Kontakt hatte damals, wollten nur die PV-Anlage verkaufen. Beim Rest musste man sehen, wo man bleibt. Ich wollte aber eine Gesamtlösung“, sagt Ralf Temminghoff. Außerdem hätten viele Firmen nur Produkte von einem Hersteller im Angebot.

Beratung, Planung, Aufbau und Genehmigungen

Die Jungunternehmer bieten deswegen die gesamte Palette an. Sie beraten die Kunden und planen gemeinsam mit ihnen die PV-Anlage. „Zum Beispiel kann man die Wallbox mit der PV-Anlage verbinden. Aber dafür muss man zuerst die passende Wallbox zur PV-Anlage oder umgekehrt auswählen“, sagt Nils Temminghoff.

Lohnt es sich, vielleicht auch die Wärmepumpe über die PV-Anlage zu betreiben? Was lohnt sich in der konkreten Situation überhaupt? Welche Wärmepumpe passt zu welchem Wechselrichter? Gibt es Förderungen? Und braucht der Kunde einen Speicher oder Notstrom? Um all diese Fragen geht es in der Beratung.

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Hilfe gibt es zudem bei der Genehmigung der Anlage und den Förderanträgen und auch den Einbau der Module auf dem Dach und der Technik im Haus übernimmt das Unternehmen. Dafür haben Ralf und Nils Temminghoff bereits einen Elektriker und einen Dachdecker eingestellt. Zum Jahreswechsel folgt ein dritter Mitarbeiter.

Unternehmen zu Beginn nebenberuflich aufgebaut

Damit holen sich die Vredener die handwerkliche Expertise ins Haus. Denn der 28- und der 39-Jährige kommen beide aus der Industrie und haben vor der Selbstständigkeit als Maschinen- und Anlagenbauer gearbeitet. Beide haben die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker gemacht und waren lange im Büro tätig.

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Zunächst haben sie das eigene Unternehmen nebenberuflich aufgebaut. Unterstützung gab es dabei vom gemeinsamen Onkel, dessen Geschäftsräume sie noch heute als Zwischenlager nutzen. Zu Beginn durften sie wegen einer fehlenden Konzession zudem die PV-Anlagen nicht selber ans Netz anschließen. Das hat dann die Vredener Firma Elektro Schemmick übernommen, inzwischen bietet das junge Unternehmen auch diesen Schritt selber an.

Das junge Unternehmen hat bereits PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern, aber auch auf Bauernhöfen installiert – Größenordnung zwischen 2,5kWp und 300 kWp. „Wir haben mit einer Anlage in der Verwandtschaft angefangen. Dann folgten Nachbarn und irgendwann wildfremde Menschen“, sagt Nils Temminghoff. Am Wochenende und abends nach der Arbeit bauten die beiden Vredener die PV-Anlagen auf.

Kündigung kam schneller als gedacht

Aber schnell wurde es zu viel. „Ich hatte den Kopf nicht mehr frei und irgendwann kommt der Zeitpunkt, da muss man sich entscheiden: durchziehen oder aufhören“, sagt der 28-Jährige. Er entschied sich für durchziehen, reduzierte zunächst seine Stunden im Job und kündigte schließlich ganz. „Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich diesen Schritt so schnell wage.“

Sein Cousin Ralf Temminghoff brauchte noch ein paar Monate länger, um das Risiko einzugehen. Drei Kinder, ein Haus – da sei es eben nicht so einfach, den sicheren Job zu kündigen, sagt er. „Aber ich habe gesehen, dass Nils es nicht mehr alleine schafft.“ In der Elternzeit kündigte er und ließ sich ganz auf die Selbstständigkeit ein.

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Die Corona-Pandemie sei dabei kein großes Hindernis gewesen – im Gegenteil. Denn die handwerklichen Branchen haben in dieser Zeit einen großen Aufschwung erlebt. Auch über PV-Anlagen haben sich die Menschen offenbar Gedanken gemacht. Das Geld, das nicht für Urlaub ausgegeben werden konnte, floss nach Angaben von Ralf und Nils Temminghoff das eine oder andere Mal aufs Dach.

Noch steht das Unternehmen relativ am Anfang. Richtige Büroräume gibt es noch nicht, nur einen Bürocontainer. Die Beklebung der Firmenwagen und eine Internetseiten fehlen auch noch. „Aber obwohl wir quasi noch keine Werbung gemacht haben, haben wir viel zu tun“, sagt Ralf Temminghoff.

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