Ein Marihuanakonsument (Symbolbild) bereitet einen Joint vor. Cannabis prägte das Leben eines Kleindealers aus Vreden, der sein Leben jetzt auf neue Beine stellen will.

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Chats eines Vredener Kleindealers geben Einblicke in den Marihuanahandel

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Ein zerknirschter Kleindealer aus Vreden versucht jetzt den Absprung aus der Sucht. Chatverläufe geben Einblicke in seine Marihuana-Geschäfte mit der „verwöhnten Kundschaft im Grenzraum“.

Vreden

, 13.11.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Marihuana bestimmte sein Leben. Weil er zur Finanzierung seiner Sucht auch mit den Drogen handelte, stand am Freitag ein 35 Jahre alter Vredener vor dem Amtsgericht in Ahaus. Einen Anwalt hatte er nicht mitgebracht. „Ich will mich nicht verstecken“, erklärte der Angeklagte. „Ich will mich offen und ehrlich stellen. Ich habe wirklich gelernt und möchte mit dem Kapitel abschließen.“

Dem Richter war der Vredener schon bekannt. Erst im Sommer hatte er wegen Drogenhandels vor Gericht gestanden. Bei einer Fahrzeugkontrolle an der Rundsporthalle in Vreden hatten die Polizeibeamten Marihuana gefunden.

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Chatverläufe auf dem Handy des Angeklagten gaben klare Hinweise auf eine illegalen Handel. Dafür war er schon August zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Wohnungsdurchsuchung führte zu einer zweiten Anklage

Noch vor dem Prozess im Sommer war es zu einer weiteren Wohnungsdurchsuchung bei dem Angeklagten gekommen. Dabei fanden die Polizeibeamten 17 Gramm Haschisch, eine Feinwaage und Portionierungstüten. Für die Beamten ein klarer Hinweis auf weiteren Handel mit Drogen, für den er jetzt erneut angeklagt wurde.

Der Angeklagte erklärte aber, die im August gefundenen Drogen seien für den Eigenbedarf bestimmt gewesen. „Damit wäre ich zwei, drei Wochen ausgekommen.“

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Jetzt aber habe er auch dem Besitz von Drogen entsagt. „Ich habe auf einer zweiwöchigen Deutschlandtour selber entgiftet und drei Wochen lang gar nicht geraucht“, erklärte er dem Richter.

Er sei auch von Vreden weggezogen. Allerdings räumte er freimütig ein, dass er immer noch gelegentlich über die Grenze fahre, um zu kiffen.

„Standardgras ist im Grenzraum nicht gefragt“

Der Richter hielt ihm einige Chatprotokolle vor, „die ein eindeutige Sprache sprechen: Es ging um Drogendeals. Die Chats zeigten aber auch, wie ungeduldig mancher Drogenkäufer auf den nächsten Joint wartete: „Du weißt doch, ich bin der Süchtigste von allen Vredenern.“

Sie zeigen auch, dass die Marihuanakonsumenten anspruchsvoll sind und ungern das Standardgras rauchen. „Hier im Grenzraum sind die Leute verwöhnt. Sie wollen das Gras mit hohem Wirkstoffgehalt“, erklärte der Angeklagte vor Gericht.

Die Chats stammten allerdings aus dem Jahr 2020. Der Angeklagte, der seit sieben Jahren Vater ist, hat jetzt nach Jahren der Arbeitslosigkeit wieder einen festen Job.

Drogenhandel komme für ihn nicht mehr in Frage, beteuerte er. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Richter glaubten ihm, dass er es ehrlich meine. „Nur wenn Sie weiterhin konsumieren, dann werden wir uns wiedersehen. Und dann droht Ihnen eine Freiheitsstrafe.“

Nach kriminellen Jugendjahren lange unauffällig

Der Angeklagte hatte in Jugendjahren und als junger Erwachsener schon mehrfach wegen Diebstahl- und Betäubungsmitteldelikten auf der Anklagebank gesessen. Zuletzt war er aber zehn Jahr lang strafrechtlich nicht mehr aufgefallen.

Jetzt will er sein Leben komplett neu ordnen und bemüht sich nach eigenen Angaben auch um eine Langzeitdrogentherapie. Es gebe allerdings noch Wartezeiten.

Der Richter verhängte am Ende eine Geldstrafe in Höhe von 4800 Euro (120 Tagessätze à 40 Euro) wegen illegalen Drogenbesitzes und Handelns mit geringen Mengen. In dieser Strafe ist nun auch die bereits im August verhängte Geldstrafe enthalten.

Der kooperationsbereite Angeklagte bedankte sich beim Richter. Zuvor hatte er sich schon im seinem Schlusswort für seine Taten entschuldigt.