
© Victoria Garwer
Ronny Groeneveld und Adidas verhelfen Athleten zu Weltrekorden
RE-LIVE Sportschuh
Der Vredener Physiotherapeut Ronny Groeneveld hat einen Laufschuh für und mit Adidas entwickelt. Dieser kam bereits bei der Olympiade in Tokio zum Einsatz. Darin steckt eine besondere Technologie.
Die Sohle ist weich, der Schuh sitzt und fühlt sich gut an am Fuß. Aber die eigentliche Besonderheit des Sportschuhs von Adidas zeigt sich erst beim Laufen. Denn der Träger wird quasi nach vorne geschoben. Ab einem bestimmten Punkt beim Abrollen fühlt es sich an, als würde man praktisch nach vorne fallen, und die Sohle federt bei jedem Schritt.
Hinter dieser Technik steckt zum Teil der Vredener Physiotherapeut Ronny Groeneveld. Seine Firma Fitpartner hat den Schuh gemeinsam mit Adidas entwickelt. Ronny Groeneveld ist Mitinhaber des Patents für die Technik, die sich in der Sohle befindet.
Zu viele Details darf er nicht verraten. Nur so viel: „Wir versuchen, den sogenannten Bouncing-Effekt in den Schuh einzubauen.“ Heißt: Die Technologie in der Sohle soll den federnden Effekt der Tartanbahn noch verstärken. Das funktioniert durch Röhrchen aus Carbon, die unter dem Fuß verlaufen.

Die besondere Technologie steckt in der Sohle. Von außen zu sehen sind zum Beispiel Teile der Carbonröhrchen, die unter dem Fuß verlaufen. © Victoria Garwer
Der Adizero Avanti Spike wurde speziell für die Olympiade in Tokio entwickelt. „Die großen Hersteller bringen für jeden großen Wettkampf einen neuen Schuh heraus“, sagt Ronny Groeneveld.
Konkrete Vorgaben für Wettkampf-Schuhe
Für so einen Wettkampf-Schuh gibt es ganz konkrete Vorgaben der Verbände. Die Sohle vom Marathonschuh zum Beispiel darf nicht dicker als vier Zentimeter sein, sonst wird der Schuh nicht zugelassen oder der Läufer disqualifiziert. Auch für den Grad der Federung gibt es Vorschriften vom Internationalen Leichtathletik Verband World Athletics.
Jeder Schuh, der bei einem Wettkampf zum Einsatz kommt, muss zudem mindestens drei Monate vorher auf dem Markt und mindestens 5000 Mal verkauft worden sein. So soll sichergestellt werden, dass alle Teilnehmer Zugang zu derselben Ausrüstung haben und niemand mit einem extra für ihn entwickelten Prototypen antritt.
Das Team von Ronny Groeneveld hatte deswegen nur sechs Monate Zeit für die Entwicklung. „Das ist extrem wenig. Normalerweise dauert das drei Jahre“, sagt der Vredener. Wegen der Corona-Pandemie hatte sich das ganze Projekt verzögert.
Technologie und Schuhdesign müssen zusammen passen
Aber er hat die Herausforderung angenommen. Es gab Gespräche mit den Trainern über die Bedürfnisse der Athleten und Informationen über den Bahnbelag in den Wettkampfstätten in Tokio. Einen Mitarbeiter hat Ronny Groeneveld direkt bei Adidas platziert. Jeden Abend hat er mit diesem kommuniziert.
Die Herausforderung: Seine Idee für die Technologie musste mit den Ideen der Schuhhersteller zusammengebracht werden. „Ich habe Ahnung davon, wie ein Athlet schneller werden kann. Aber ich habe wenig Ahnung davon, welchen Schaumstoff man für einen Schuh am besten nutzt“, sagt Ronny Groeneveld.
Die Firma Fitpartner hat ihren Sitz in Vreden und hat ursprünglich Physiotherapiepraxen, sportmedizinische Institute und Berufsgenossenschaftliche Kliniken mit Trainingsgeräten beliefert. Inzwischen liegt der Fokus auf Leistungsdiagnostik und Beratung.
Schuh wird bereits kontinuierlich weiterentwickelt
Auch für Adidas hat das Unternehmen in der Vergangenheit schon Ideen entwickelt, wie man an Athleten neue Schuhe testen kann, und Trainingspläne für die Athleten erstellt. Über diese Kontakte kam dann auch die Anfrage für den ganz neuen Schuh zustande.

Der Adizero Avanti Spike kam bereits bei der Olympiade in Tokio zum Einsatz. © Victoria Garwer
Für die Olympiade in Tokio haben Ronny Groeneveld und Adidas zunächst einen Mitteldistanz-Spike mit der neuen Technologie ausgestattet. Die von Adidas gesponserten Mittelstrecken-Athleten haben diesen bei den olympischen Spielen getragen.
Danach wurde das System auch in andere Adidas-Schuhe eingebaut. Sechs Weltrekorde wurden mit diesen Schuhen bereits aufgestellt. „Dass es in den vergangenen Jahren so viele neue Weltrekorde gab, liegt nicht nur daran, dass die Athleten auf einmal besser sind. Es liegt auch an dem Technologieschub im Schuh“, sagt Ronny Groeneveld.
Deswegen wird die Technik auch stetig weiterentwickelt. „Der Schuh ist gut und deutlich besser als der alte. Aber man kann ihn immer noch optimieren“, sagt Ronny Groeneveld. Die Zusammenarbeit mit Adidas geht also weiter.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
