Nada Urbaitis freut sich darüber, dass ihr Pflegedienst in Vreden so gut ankommt.

Nada Urbaitis freut sich darüber, dass ihr Pflegedienst in Vreden so gut ankommt. © Carina Strauss

Pflegedienstleiterin Nada Urbaitis: „Pflege kann schön, bereichernd und witzig sein“

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Vor knapp einem Jahr startete der Pflegedienst von Nada Urbaitis in Vreden. Seitdem hat sich einiges getan. Was für sie den Job ausmacht und warum sie immer noch mit zu Terminen fährt.

Vreden

, 18.08.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Knapp elf Monate ist es nun her, dass Nada Urbaitis den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Mit ihrem Pflegedienst wollte sie „Pflege neu denken“. Den passenden Anstoß dazu bot ihr zusätzlich das sogenannte „Leerstandsprogramm“, eine Förderung, die Leerstände in der Innenstadt von Vreden beheben soll.

„Ich bin immer noch sehr froh, dass wir so die Möglichkeit bekommen haben, uns den Leuten professionell zu präsentieren“, so Nada Urbaitis. Denn der allererste Eindruck sei immer der Wichtigste. „Wenn ich das zum Beispiel zu Hause gemacht hätte, glaube ich nicht, dass das so das Vertrauen bei den Angehörigen geweckt hätte. Und diese brauchen jemanden, dem sie vertrauen können. Pflege abzugeben ist ein absoluter Vertrauensbeweis, denn du gibst deine Liebsten in die Hände anderer.“

45 Mitarbeiter betreuen 80 Kunden

Im Oktober 2021 startete Nada Urbaitis ihr Herzensprojekt „Lesana - Münsterland Pflege“. Zuvor hatte sie rund 20 Jahre im Marketing gearbeitet. Doch irgendwann kam der Zeitpunkt zum Umdenken. Sie wollte Menschen helfen. „Wenn mir heute Leute sagen ‚Wir sind froh, dass es Sie jetzt gibt‘ – genau dafür habe ich das gemacht.“

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Mit fünf Mitarbeitern ist Nada Urbaitis gestartet, mittlerweile sind es 45, die meisten von ihnen arbeiten in Voll- oder Teilzeit. Insgesamt betreut das Team 80 Kundinnen und Kunden. „Wir arbeiten in einem Betreuungsverhältnis eins zu zwei. Das heißt, auf einen Kunden kommen höchstens zwei Betreuungskräfte, sodass sich die Menschen auch an die Betreuer gewöhnen können.“

Ergänzung zum klassischen Pflegedienst

Von Anfang an hat sich Nada Urbaitis mit ihrem Pflegedienst eher als Ergänzung zu den klassischen Pflegediensten gesehen. „Wir kümmern uns auch um die Grundpflege wie Duschen und Anziehen, aber wir gehen mit den Menschen auch einkaufen, kochen, unterstützen im Haushalt, begleiten Menschen in ihrem Alltag, zum Beispiel zum Arzt oder gehen mit ihnen Eis essen spazieren.“

All das schafft man natürlich nicht in 20 oder 30 Minuten, die Betreuer und Betreuerinnen nehmen sich Zeit, so kann eine Versorgung auch schonmal sechs Stunden dauern. Dabei ist es der 44-Jährigen wichtig, dass sie nicht nur einfach ihre Mitarbeiter losschickt. „Ich gehe auch mal selber mit. Einfach um zu schauen, was verlange ich denn eigentlich von den Mitarbeitern, kann ich ihnen das, was ich verlange, überhaupt zumuten. Und es erdet einen auch.“

Lohnerhöhung als Wertschätzung für die Mitarbeiter

Das Thema Wertschätzung ist Nada Urbaitis extrem wichtig. „Wären die Mitarbeiter nicht, könnten wir nicht nach gut zehn Monaten sagen, wir haben 80 Kunden.“ Und so dreht sie nun nach knapp einem Jahr auch an der Lohnschraube. Der Stundenlohn für die Mitarbeiter steigt um 2,70 Euro auf 15,70 Euro ab dem 1. September. Schon zuvor zahlte sie mehr, als der Mindestlohn verlangte. „Es haben alle so toll mitgezogen und auch das gehört für mich zur Wertschätzung. Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du gute Mitarbeiter hast, die dein Konzept leben, die deine Vision leben, die das nach außen hin transportieren.“

Nur so könne sich auch der Kunde gut aufgehoben fühlen, „und wir machen das ja, damit die Menschen glücklich sind.“ Das sind bei Lesana schon längst nicht mehr nur Senioren. Auch Kinder, Familien, junge Erwachsene, psychisch Erkrankte, demenzkranke Menschen und Menschen mit Behinderung werden von dem Team versorgt.

Viele Quereinsteiger

Und genauso wie die Zahl der Kunden wächst auch die Zahl der Mitarbeiter. „Jede Woche stelle ich gerade zwei bis drei Leute ein“, so Urbaitis. In Zeiten, in denen der Pflegeberuf für viele immer unattraktiver wird, keine Selbstverständlichkeit. Unter den Neuankömmlingen sind auch viele Quereinsteiger. „Die werden natürlich speziell geschult. Und niemand wird einfach so zu einer Versorgung geschickt, am Anfang ist immer jemand dabei.“ Am Ende seien gute Mitarbeiter ihr Schlüssel zum Erfolg. „Wir wollen zeigen, dass die Pflege nicht nur Stress bedeutet, sondern auch schön bereichernd und witzig sein kann.“

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Und dass sie einiges richtig machen, bekommen die Mitarbeiter auch von den Kunden zurück gespiegelt. „Wir können uns manchmal vor Schokolade kaum retten“, so Urbaitis und lacht. Am Ende sei es für sie aber vor allem die Erleichterung der Menschen, die sie stolz und glücklich macht. „Wir können den pflegenden Angehörigen zum Beispiel einige Dinge abnehmen, die sie sonst noch nebenbei machen müssten. So können sie, wenn sie da sind, einfach eine qualitativ gute Zeit miteinander verbringen.“