Mit Sonnenenergie über den Berkelsee

Jugendwerksprojekt

Ein leises Surren erfüllt die Luft. Wellen plätschern sacht an den kleinen Strand und an die Holzpfähle des Stegs, auf dem eine Konstruktion aus Fieberglas und Metall ruht. Die Sonne strahlt vom Himmel über dem Berkelsee. Markus Funke freut sich über die sengenden Strahlen: Sie treffen auf die Solarpaneele, die der Jugendarbeiter an einem Boot befestigt hat.

VREDEN

, 21.08.2015, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

"Das habe ich in wenigen Minuten zusammengebaut", sagt der Vredener. Wie oft er das wohl schon gemacht hat? So routiniert Markus Funke die einzelnen Teile zu einem Solarboot zusammenfügt, so engagiert beschreibt er, wofür das Gefährt steht: ein Stück Jugendarbeit, das Kindern und Jugendlichen ganz viel zu sagen hat.

"Das ist für mich so etwas wie ein Perpetuum mobile", sagt Funke. Die meisten Jugendlichen würden mit diesem Begriff sicherlich wenig anfangen können - und mit der Frage, wie sich auf nachhaltige Weise Energie gewinnen lässt. Das Solarboot kann ihnen über diese Zusammenhänge Wissen vermitteln.

Begeistert von Möglichkeiten

Markus Funke hat sich das zur Aufgabe gemacht. Er begeistert sich für die Möglichkeiten, die die Solartechnik eröffnet. "Der Antrieb für das Boot ist kinderleicht zusammengesteckt", beschreibt er seine Konstruktion. Diese Eigenschaft ist wichtig: Funke will schließlich Kindern und Jugendlichen das Erlebnis vermitteln, erfolgreich ein sonnen-getriebenes Fahrzeug zu haben.

Der Jugendarbeiter erläutert den Aufbau. Er weist auf das Herzstück hin, das den 1,5-PS-Motor mit Energie speist: Er hat zwei Batterien hintereinandergeschaltet. Das berührt eine zentrale Frage, mit der sich die Konstrukteure elektrisch angetriebener Fahrzeuge immer noch herumschlagen. Funke hat sie für sich gelöst: Die Solarpaneele laden eine 90-Ampere-Batterie. Die wiederum speist eine Elf-Volt-Lithium-Ionen-Batterie: der Energie-Puffer, der den Motor unabhängig betreibt von der Frage, wie viel Strom gerade von den Solarpanelen durch die dünnen schwarzen Kabel in die erste Batterie fließen.

80 Stunden Power

"80 Stunden kann das Boot fahren, wenn die Lithium-Ionen-Batterie aufgeladen ist. So lange geht die Sonne nicht unter", sagt Funke. Noch in der Fahrt werde durch das Sonnenlicht für Energie-Nachschub gesorgt.

Markus Funke verfolgt diesen pädagogischen Ansatz schon seit vielen Jahren. Er möchte erreichen, dass die Jugendlichen mehr über dieses Thema erfahren können. Das gilt zum Beispiel auch für den Bauwagen des Jugendwerks: "Da haben wir auch eine Fotovoltaikanlage."

Sensibel für Energiefragen

Jugendliche können dort sehen, dass Strom eben nicht wie selbstverständlich aus der Steckdose fließt. "Wir können sie damit für Fragen der Energie sensibilisieren", sagt Funke. Das funktioniert offensichtlich ganz erfolgreich: "Die Jugendlichen rechnen im Bauwagen schon ganz von selbst Amperestunden in Wattzahlen um."

Das Solarboot stelle einen neuen Weg dar, diese Einsichten zu vermitteln: "Viele Jugendliche kennen Fotovoltaik vom Sehen auf den Dächern. Aber im Boot legen sie einen Hebel um und bekommen so ein direktes Gefühl dafür, welche Kraft sich aus der Sonnenenergie gewinnen lässt." Und sie sehen, wieviel Watt sie verbrauchen - auch das schafft ein anderes Bewusstsein für den alltäglichen Umgang mit elektrischem Strom.

LWL finanziert Projekt

Markus Funke hat das Konzept entwickelt. Er ist damit auf offene Ohren gestoßen: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat es finanziell unterstützt, wie er berichtet: "Der LWL hat das zu 95 Prozent gefördert." Funke will weitermachen mit dem Boot, das mehr ist als ein Fortbewegungsmittel, will Jugendlichen die Wirkungsweise der Sonnenergie demonstrieren, dem Nachwuchs eigene Erfahrungen mit der nachhaltigen Energie verschaffen.

Und der Jugendarbeiter ist sich sicher, dass die Kinder und Jugendlichen diese Erlebnisse nicht vergessen werden, wenn sie später als Erwachsene entscheiden müssen, wie sie selbst mit der Frage der Energie umgehen wollen.