
© Stephan Teine
K+K-Geschäftsführer Rolf Klaas bereitet Klage gegen Ansiedlung von E-Center vor
Bierbaumgelände
Wenn die Vredener Politik am Freitag den Weg für das neue E-Center frei macht, steht einer schon in den Startlöchern: K+K-Geschäftsführer Rolf Klaas will gegen die Änderung klagen.
Rolf Klaas steht nicht gerne im Mittelpunkt. Doch bei den aktuellen Planungen rund um den möglichen Neubau eines E-Centers auf dem Bierbaum-Gelände will der 65-jährige Geschäftsführer der Supermarktkette K+K nicht still bleiben.
„Ich hoffe, dass im Rat die Vernunft siegt“, sagt er. Denn: Damit das E-Center auf dem Bierbaum-Gelände gebaut werden kann, soll der zentrale Versorgungsbereich in Vreden ausgeweitet werden. Für Rolf Klaas ein absolutes Unding. Drei ihrer 213 Supermärkte betreibt die Kette mit Sitz in Gronau in Vreden – am Domhof, an der Ottensteiner Straße und an der Straße „Up de Hacke“.
Jahrelange Planungen werden einfach beiseite geschoben
„Über Jahre hieß es, dass der Markt für Lebensmittel in Vreden gesättigt ist“, sagt Rolf Klaas. Neue Ansiedlungen und Erweiterungen wurden abgelehnt. Nun der Wandel in der Politik: „Jetzt wird das einfach alles beiseite geschoben“, ergänzt er. Natürlich hat er ein ganz persönliches Interesse daran, dass in Vreden kein zusätzlicher Supermarkt gebaut wird. Das streitet er auch gar nicht ab.
Doch es gehe ihm auch um die Vredener Innenstadt. Nicht nur das Citymanagement und die Vredener Wirtschaftsvereinigung hatten die geplante Ansiedlung des E-Centers kritisch gesehen. Es gebe auch schon ganz plastische Beispiele: „Man muss doch nur bis nach Borghorst blicken“, sagt Rolf Klaas. Dort siedelte sich vor etwas mehr als zehn Jahren ein großes E-Center in einer ehemaligen Textilfabrik an. „Die Innenstadt dort ist seit Jahren tot“, sagt der K+K-Geschäftsführer.
Markt am Domhof hätte keine Zukunftschancen
Ein Szenario, das er so auch für die Vredener Innenstadt befürchtet. „Unser Markt an der Ottensteiner Straße ist nicht gefährdet“, sagt er. Der rangiere seit Jahren auf dem dritten Platz der umsatzstärksten K+K-Märkte. Der Markt am Domhof hingegen liege nur im hinteren Drittel der 213 K+K-Märkte. „In der Mischkalkulation ist das kein Problem“, sagt Rolf Klaas. Um die Nahversorgung zu sichern, würde er den zentralen Markt in Vreden weiter betreiben. „Wenn nun aber das E-Center gebaut wird und wir am Domhof noch mehr verlieren, hat der Markt keine Zukunft mehr“, erklärt Rolf Klaas.
Die Supermärkte in Vreden würden sich damit an der Ottensteiner Straße konzentrieren. „Ob dann wirklich gewünscht ist, dass gerade ältere Menschen für ihren Einkauf mit dem Rollator quer durch die Stadt laufen müssen, liegt natürlich bei den Politikern“, sagt er.
K+K seit fast 50 Jahren in Vreden vertreten
Er bringt noch ein persönliches Argument: „Als K+K sind wir 2020 seit 50 Jahren in Vreden vertreten“, sagt er. Den ersten Markt am Gymnasium Georgianum habe er als Schüler noch selbst mit eingeräumt. „Nun scheinen wir keine Rolle mehr für Vreden zu spielen“, macht er deutlich. Wut schwingt da deutlich in seiner Stimme mit. Für ihn besonders ärgerlich: „Der Bürgermeister hat im Ausschuss mit seiner Stimme für das E-Center gestimmt. Und das, obwohl er Vreden demnächst den Rücken kehrt“, sagt Rolf Klaas.
Für Rolf Klaas heißt es nun erst einmal abwarten, was die Ratssitzung am Freitagabend bringt. Gleichzeitig bereitet er aber auch andere Wege vor. „Wir werden versuchen, das mit allen Mitteln zu verhindern“, sagt er in seinem Büro in der Firmenzentrale in Gronau.
Den Rechtsweg lässt er gerade prüfen. „Wird der zentrale Versorgungsbereich ausgeweitet, werden wir klagen“, erklärt er.
Geschäftsführer befürchtet langjährigen Stillstand in Vreden
Und damit eröffnet sich für Rolf Klaas eine andere negative Perspektive: „In Vreden wird das über Jahre zu einem Stillstand führen“, sagt er. Ihm ist klar, dass in den K+K-Märkten in Vreden dringend etwas getan werden muss. Schließlich sei das Geschäft an der Ottensteiner Straße inzwischen 40 Jahre alt. Da müsse investiert werden. Rolf Klaas: „Das werden wir auch tun, schließlich ist das Gebäude unser Eigentum.“ Für den Domhof wiederum sehe das schon wieder ganz anders aus. Dort gehört nur das Erdgeschoss dem Unternehmen K+K. Umbau und Sanierung wären dort entsprechend aufwendiger.
Planung ins Ungewisse verhindert Investitionen
Doch mit so unklaren Zukunftsperspektiven sei das natürlich alles eine Planung ins Ungewisse. „Ich kann ja nicht abschätzen, was in den nächsten Jahren passiert“, sagt er. Den Kunden gehe es auch nicht unbedingt nur um einen besonders attraktiven Laden. „Wir punkten mit einem regionalen Sortiment. Unsere Theken laufen auch so hervorragend“, sagt er. Dass K+K auch moderne Läden umsetzen kann, zeige das Projekt in Rheine. „Für den Neubau dort haben wir sogar Preise gewonnen“, sagt der Geschäftsführer. Eine Planung, die so oder so ähnlich auch für den Standort an der Ottensteiner Straße vorgesehen ist.
Zur Erinnerung: Nach hitziger Diskussion hatte der Bauausschuss am 5. Dezember mit zehn zu neun Stimmen für die E-Center-Pläne auf dem Bierbaum-Gelände gestimmt. Gar nicht einmal wegen der neuen Verkaufsflächen. Sondern weil der Investor Max Stroetmann aus Münster auf der Fläche gleichzeitig auch etwa 120 neue Wohnungen bauen will.

Das E-Center liegt auf dem Grundstück in Richtung Innenstadt, drumherum sind Wohnungen geplant. © Stroetmann
Die abschließende Abstimmung soll am Freitagabend, 13. Dezember, im Rat der Stadt Vreden erfolgen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus. Die weitere Entwicklung auf dem Bierbaumgelände steht dann an Punkt acht der Tagesordnung.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
