Edeka-Center auf dem Bierbaum-Gelände: Politiker sind sich nicht einig

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Edeka-Center auf dem Bierbaum-Gelände: Politiker sind sich nicht einig

rnVredener Innenstadt

Die einen befürchten, dass ein Edeka-Center auf dem Bierbaum-Gelände der Innenstadt schadet. Die anderen wollen auf jeden Fall die geplanten Wohnungen. Es war eine hitzige Diskussion.

Vreden

, 05.12.2019, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wollen wir ein Edeka-Center auf dem Bierbaum-Gelände?“ Mit dieser Frage haben sich die Politiker im Bauausschuss am Dienstagabend beschäftigt. Die Antwort fiel alles andere als eindeutig aus. Am Ende stand ein denkbar knappes Abstimmungsergebnis. Zehn stimmten für das E-Center und Wohnungen, neun dagegen.

Zunächst durfte Max Stroetmann die Pläne für das Gelände noch einmal vorstellen. Die sehen schon deutlich anders aus als die ersten Entwürfe vom Februar. „Wir planen jetzt einen großen, repräsentativen Eingang des E-Centers mit Empfangshalle in Richtung Innenstadt“, so der Geschäftsführer des Unternehmens Stroetmann aus Münster.

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Der Markt soll großzügig und modern werden. Das wünsche sich auch der Kunde, so Max Stroetmann. „Ich bitte Sie, entscheiden Sie im Sinne des Kunden“, sagte er in Richtung Lokalpolitiker. Dabei ging es ihm vor allem um die Größe des Marktes. Er wünscht sich 2900 Quadratmeter Verkaufsfläche, die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Größe eventuell zu reduzieren.

Abwägung zwischen Chancen und Risiken des Edeka-Centers

Doch die Ausschussmitglieder wollten gar nicht über die Größe der Verkaufsfläche diskutieren. Vielmehr ging es ihnen um die Grundsatzentscheidung: Edeka-Center ja oder nein?

Keine Schwarz-Weiß-Entscheidung, wie schnell deutlich wurde. Denn es galt, Risiken und Chancen abzuwägen. Das Edeka-Center ist auf der Fläche nach jetzigem Planungsrecht nicht zulässig und auch von der Verwaltung eigentlich nicht gewollt.

Pläne für das Bierbaum-Gelände sind ein Kompromiss

Die Stadt will dort seit Jahren eine reine Wohnbebauung. „Aber dieser Wunsch wird uns nichts bringen, wenn der Eigentümer andere Vorstellungen hat“, sagte Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch. Das Unternehmen Stroetmann als Eigentümer macht seit 2003 klar, dass es auf dem Bierbaum-Gelände auf jeden Fall Einzelhandel positionieren möchte.

Wohnungen mit Aufenthaltsqualität sollen auf dem Bierbaum-Gelände auch entstehen.

Wohnungen mit Aufenthaltsqualität sollen auf dem Bierbaum-Gelände auch entstehen. © Stroetmann

Die vorliegenden Pläne sind ein Kompromiss, das Ergebnis aus jahrelangen Verhandlungen und Annäherungen. „Unser Ziel ist nicht das E-Center, sondern ein Mittel zum Zweck, um die Wohnungen zu bekommen“, so der Bürgermeister. Neben dem E-Center sollen circa 120 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gebaut werden.

SPD und Grüne sehen kein Risiko für die Vredener Innenstadt

Genau das war der Punkt für die SPD, den Plänen zuzustimmen. „Das ist ein bedeutender Baustein zur Entschärfung der Wohnsituation“, so Reinhard Laurich (SPD). Er glaube zwar auch nicht, dass das E-Center einen positiven Einfluss auf die Innenstadt habe, aber einen negativen Einfluss könne er auch nicht sehen.

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Genauso argumentierte Gerd Welper (Grüne). Ein E-Center sei nicht seine Wunschvorstellung für das Gelände, aber da es ja nicht anders gehe, stimme er mit Bauchweh zu. Eine Gefahr für die Innenstadt sah er nicht.

CDU-Fraktion ist sich beim Thema E-Center nicht einig

Dem widersprach Dr. Michael Göring (CDU) ganz deutlich: „Das gefährdet massiv die Innenstadt. Wollen wir wirklich durch die Nutzung der einen Brache eine andere Brache – und zwar in der Innenstadt – provozieren?“ Außerdem wolle die Bevölkerung kein Edeka-Center. „Wir hören oft: Das brauchen wir nicht.“

Die CDU-Fraktion war sich bei dem Thema allerdings nicht einig. Norbert Vöcker (CDU) zum Beispiel argumentierte: „Die Leerstände in der Innenstadt sind seit Jahren da, nicht erst seit den Plänen für das E-Center.“ Konkurrenz unter den Lebensmittelhändlern belebe zudem das Geschäft.

UWG und FDP machen sich Sorgen um die Innenstadt

Hendrik Mulder (FDP) hingegen machte sich durchaus Sorgen um die Innenstadt. „Seit Jahren versuchen wir, die Innenstadt zu schützen. Wenn wir das jetzt zulassen, werden wir all unsere Ziele nicht erreichen.“

Das E-Center liegt auf dem Grundstück in Richtung Innenstadt, drumherum sind Wohnungen geplant.

Das E-Center liegt auf dem Grundstück in Richtung Innenstadt, drumherum sind Wohnungen geplant. © Stroetmann

Elmar Kampshoff (UWG) fasste seine Abwägung zwischen den vielen neuen Wohnungen und dem E-Center knapp zusammen: „Die Risiken sind höher als die Chancen.“

Dabei bezog er sich auch auf zahlreiche Gutachten und Stellungnahmen, die der Verwaltung und den Politikern vorgelegt wurden. Sowohl das Citymanagement als auch die Vredener Wirtschaftsvereinigung sehen die Pläne kritisch. Die Gutachten kommen zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen. „Positiv, fröhlich und euphorisch für das E-Center ist aber keines davon“, so Elmar Kampshoff.

Rat entscheidet am 13. Dezember abschließend

Die Abstimmung fiel bei so vielen unterschiedlichen Meinungen dann auch sehr knapp aus. Neun Ausschussmitglieder stimmten dagegen, die Pläne überhaupt weiter zu verfolgen. Zehn Politiker hingegen stimmten dafür, die Pläne weiter zu konkretisieren.

Die Empfehlung für den Rat fällt also nicht deutlich aus. Der entscheidet in seiner Sitzung am 13. Dezember abschließend über das Thema.