Jury unzufrieden mit Architektenplänen

Rathaus-Umbau

Die Lokalpolitiker scheinen noch genauso unentschlossen wie die Verwaltung: Nach der Vorstellung von vier Architekten-Entwürfen zur Umgestaltung des Rathauses möchten die Fraktionen mehr Infos. Klar sind schon mal die Baukosten. Sie liegen zwischen 5,3 und 6 Millionen Euro bei einer "großen Lösung".

VREDEN

, 05.05.2017, 17:58 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Platz reicht nicht mehr: Wie sich das Vredener Rathaus erweitern lassen könnte, zeigen mehrere Entwürfe von Planungsbüros auf.

Der Platz reicht nicht mehr: Wie sich das Vredener Rathaus erweitern lassen könnte, zeigen mehrere Entwürfe von Planungsbüros auf.

Fachbereichsleiter Joachim Hartmann hatte dem Hauptausschuss jetzt die Ergebnisse des sogenannten Werkstattverfahrens vorgestellt:

1. Das Architekturbüro Pass + Wantia aus Vreden möchte in seinem Entwurf in Richtung Rathausparkplatz einen Anbau errichten. Weitere Gebäudeteile sind um den Ratssaal vorgesehen. Joachim Hartmann: "Die Idee ist, so viel Bauvolumen anzubieten, dass auch das technische Rathaus integriert werden kann."

Die Jury, der auch Verwaltungsmitarbeiter angehören, kritisierte die Anordnung von Büroräumen um einen zentralen Versorgungskern. "Da gibt es im Inneren relativ dunkle Bereiche."

2. Das Architekturbüro Bock Neuhaus Partner aus Coesfeld ging die Aufgabe städtebaulich an. "Sie schließen ein U-förmiges Gebäude an die Verwaltung an." Konsequenz sei die Wiederbelebung der Alstätter Straße, auf die eine "recht kräftige" neue Gebäudeseite einwirke. Hartmann: "Vielleicht etwas zu kräftig." Die Pläne des Büros seien von der Jury als "XXL-Variante" beschrieben worden, erklärte der Fachbereichsleiter.

Zu den vorhandenen 2700 Quadratmetern kämen 1850 Quadratmeter Bruttogeschossfläche hinzu. Die Informationstechnik könne bei dieser Variante den Keller verlassen und auf einer Büroebene untergebracht werden. Hartmann: "Die jetzigen IT-Räume würden künftig als Archiv genutzt." Die Jury sah die Monumentalität des neuen Gebäudes kritisch. Die Fassadenlänge an der Alstätte Straße im Vergleich zur gegenüberliegenden Bebauung wirke erdrückend.

3. Das Architekturbüro Burhoff + Burhoff aus Münster habe die Vorgaben städtebaulich konsequent umgesetzt, stellte Joachim Hartmann die dritte Variante vor. An das Rathaus soll ein unterkellerter Schenkel angebaut werden. Das bringe eine "zwei Höfe und drei Baukörper-Abfolge" erklärte Hartmann.

Kritische Besonderheit des Entwurfs sei die neue Erschließung des Foyers durch Nutzung des bisherigen Bürgerbüros. "Da sind deutliche Nachbesserungen des Entwurfs erforderlich." Ansonsten sei die Variante "maßhaltig, vernünftig und städtebaulich sinnvoll", sagte Hartmann.

4. Pool Leber Architekten aus München wählten für ihren Entwurf einen städtebaulich-historischen Ansatz. Sie legten einen Plan von 1827 zugrunde, in dem Vreden geprägt war durch freistehende Gebäude. Ihr Vorschlag: die Burg durch einen zusätzlichen Gebäudeschenkel wieder zu schließen.

Das im Erdgeschoss aufgeständerte Gebäude bietet im Obergeschoss und im zweiten Obergeschoss neue Büroräume, unter anderem für das Jobcenter und den Sozialbereich. Kritisch sah die Jury die "monumentale Architektur". An der Alstätter Straße entstehe durch eine Gebäude-Betonstütze eine Sichtblockade als "Angstraum".

Die Gesamtkosten der vier Varianten liegen zwischen 5,3 und 6 Millionen Euro als jeweilige große Lösung. Zudem lieferten die Architekturbüros auch abgespeckte Entwürfe. Die Bandbreite der Kosten liegt dabei zwischen 1,7 und 4 Millionen Euro. Die Jury favorisierte bei der großen Lösung das Büro Burhoff und Burhoff.

Politisches Echo

Das politische Echo auf die Präsentation blieb nicht aus. Eine Vorentscheidung gab es aber noch nicht. „Allerdings haben wir in der Fraktion schnell festgestellt, dass wir keine Beschlussempfehlung abgeben können“, sagte Heinz Gewering (CDU) nach der Vorstellung der Pläne. „Der Rat sollte zu einem Info-Abend eingeladen werden, bei dem die Pläne von den Fachleuten vorgestellt werden.“

Reinhard Laurich (SPD) missfiel das Tempo, das im gesamten Verfahren vorgelegt werde. „Das geht mir alles ein bisschen zu schnell.“ Zudem gebe es keinen Grund, das technische Rathaus mit Gewalt zu integrieren. Gerd Welper (Grüne) sprach sich für die Umsetzung einer kleinen Variante aus. „Das hat auch etwas mit den Zahlen zu tun.“ Für Elmar Kampshoff (UWG) war die Faktenlage noch nicht schlüssig genug. „So eine Entscheidung trifft man nur einmal in 30 Jahren. Es wäre auch nicht schlecht, die Meinung des Kämmerers zu hören. Er schläft bei 1,7 Millionen Euro sicher besser als bei 5,6 Millionen Euro.“

Info-Abend geplant

Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch nahm den Vorschlag zu einem Info-Abend auf. „Dabei werden wir alle gemeinsam schlauer.“ Die Verwaltung habe keinen Favoriten ausgemacht. Holtwisch: „Hätten wir einen gehabt, hätten wir ihn eiskalt in den Beschlussvorschlag geschrieben.“ Ziel ist nun, dass der Rat vor den Sommerferien eine Entscheidung über das weitere Prozedere trifft.