Baumkontrollen in Vreden mit Experte Wilhelm Fahrland Warum Bäume zur Gefahr werden können

Baumkontrolle mit Wilhelm Fahrland: Warum Bäume zur Gefahr werden können
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Ohne viel Mühe kann Wilhelm Fahrland den Messstab in den Stamm des Baumes stecken. Zu wenig Mühe: „An diesem Baum habe ich den Lackporling entdeckt“, erklärt der Baumkontrolleur. Der Lackporling bedeutet für die Bäume über kurz oder lang das Ende. Denn er zerfrisst den Stamm von innen.

Die Standfestigkeit ist so nicht mehr gewährleistet, schon beim nächsten Sturm könnte er umstürzen. Deshalb wird der Baum in den nächsten Wochen gefällt. Dabei sieht gerade dieses Exemplar von außen betrachtet für den Laien noch sehr gesund aus.

Das Beispiel zeigt, wie genau Wilhelm Fahrland bei seiner Arbeit hinschauen muss. Und das bei allen städtischen Bäumen. Rund 20.000 kontrolliert er regelmäßig. Die meisten davon alle zwei Jahre.

„Ausnahmen gibt es, wenn die Bäume älter sind. Die müssen jedes Jahr kontrolliert werden.“ So zum Beispiel die Linden an der Norbertschule. „Das ist mit den Kindern natürlich besonders wichtig. Ich muss verantworten, dass der Baum sicher ist.“

Zustand, Kontrollintervall, ob ein Baum gefällt und ersetzt werden oder bewässert werden muss – all das hält Wilhelm Fahrland nicht etwa auf Papier fest. Die städtischen Bäume sind mittlerweile alle digital beim Bauhof hinterlegt.

Wuchs, Sonne und Wasser

Nicht nur das Alter kann den Bäumen zu schaffen machen. Auch der Wuchs eines Baumes kann zu Problemen führen. So geschehen bei einer Weide am Berkelsee. Bei einer Kontrolle war aufgefallen, dass ein Riss den Stamm durchzogen hatte. Auch hier bestand eine Gefahr für die Menschen. Deshalb wurde der Baum noch Ende Februar gefällt.

Am Schwimmbad ist es nicht der Wuchs der Bäume, der Wilhelm Fahrland Sorgen bereitet. Bei den jungen Bäumen ist die Rinde aufgeplatzt. „Die letzten Jahre waren sehr trocken und die Sonne war sehr intensiv. So waren die Bäume nicht in der Lage, sich zu kühlen.“

Die Folge: ein großer Riss in der Rinde. Einer der Bäume musste bereits entfernt werden. Haben die anderen Bäume noch eine Chance? „Die können überleben. Der Riss wird kleiner, wenn es gut läuft, und der Baum kann durchaus noch 20 Jahre stehen bleiben – wenn er nicht anfängt zu faulen.“

Zu viel Sonne, zu wenig Wasser: Die Rinde dieses Baumes ist geplatzt.
Zu viel Sonne, zu wenig Wasser: Die Rinde dieses Baumes ist geplatzt. © Carina Strauss

Nicht jeder Baum muss also gleich gefällt werden. „Ich bin selbst ein Baumliebhaber“, betont Wilhelm Fahrland. Deshalb gehört auch der Erhalt der Bäume zu seinen Aufgaben. Seit 2016 führt er die Baumkontrollen durch. Bereits 2017 war ein Exemplar auf dem Parkplatz des Schwimmbades in seinen Fokus geraten.

„Schon 2017 ist mir aufgefallen, dass da Schäden dran sind. Dann haben wir zwischendurch Totholz rausgeschnitten und 2021 einen Regenerationsschnitt durchgeführt, in der Hoffnung, dass er es schafft, wieder vitaler zu werden.“

Mindestens drei Meter höher sei der Baum vor dem Schnitt gewesen. Doch der Schnitt scheint geholfen zu haben. Für den Laien sieht der Baum gesund aus, auch wenn der Experte doch wieder den ein oder anderen toten Ast entdeckt.

Totholz entfernen

Das sogenannte Totholz, also abgestorbene Äste und Zweige, ist ein großes Thema für den Baumkontrolleur. „Wir haben derzeit über 5000 Bäume, an denen wir Totholz entfernen müssen.“ Derzeit werde das nicht nur durch den Bauhof, sondern auch durch eine Fremdfirma erledigt.

Doch im Herbst 2024 soll der Bauhof einen eigenen Steiger und zusätzliches Personal bekommen, um auch dieser Aufgabe in Zukunft gewachsen zu sein.

Im Gegensatz zu den umliegenden Bäumen hat diese Eiche nur wenig bzw. kleine Blätter. Schuld ist der Eichenwickler.
Im Gegensatz zu den umliegenden Bäumen hat diese Eiche nur wenig bzw. kleine Blätter. Schuld ist der Eichenwickler. © Carina Strauss

Eine große Aufgabe ist nicht nur das Totholz. In diesem Jahr seien bereits 180 Bäume gepflanzt worden. Und diese würden in den ersten zwei Jahren bewässert – eine Mammutaufgabe.

Nichts tun können dagegen auch die Experten des Bauhofes gegen uneingeladene Besucher an den Bäumen. Wer derzeit über Vredens Wirtschaftswege und entlang der Straßen fährt, dem wird die ein oder andere Eiche aufgefallen sein, die nicht so grün ist wie andere. „Da sind die Eichenwickler dran“, erklärt Wilhelm Fahrland. Sie fressen die frischen Blätter der Bäume.

Doch keine Sorge: Sobald der Eichenwickler verschwindet, können die Bäume wieder Blätter austreiben. Weder für den Menschen noch für die Pflanze sei der Eichenwickler gefährlich. Aber: „Ein Jahr ist das kein Problem. Passiert das aber mehrere Jahre hintereinander, kann es den Baum schwächen.“

Baumschnitt für den Verkehr

Was der Baumkontrolleur ebenfalls immer im Blick haben muss, ist der Verkehr. Denn die Äste sollten natürlich nicht den Lkw im Weg hängen. Dementsprechend müssen tief hängende Äste an Straßen beschnitten werden.

Den Stumpf lasse man mittlerweile ohne Behandlung am Baum. „Der Baum schützt sich selbst durch eine Abschottung. Würden wir dort irgendetwas draufmachen, würde es darunter nur faulen.“

Der wohl dickste Baum auf städtischem Grund steht in der Nähe von Lünten.
Der wohl dickste Baum auf städtischem Grund steht in der Nähe von Lünten. © Carina Strauss

Und dann geht es für Wilhelm Fahrland noch zu einem ganz besonderen Baum in der Nähe von Lünten. Die Eiche hat einen Umfang von 5,20 Meter und ist damit wohl der dickste Baum auf städtischem Grund in Vreden. Nicht umsonst gilt sie als Naturdenkmal.

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