Technik gegen den Fachkräftemangel Vredener Firma testet Exoskelett

Technik gegen den Fachkräftemangel: Vredener Firma testet Exoskelett
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Die Auszubildenden aus der Berufsschule können wohl auch ohne technische Unterstützung die schweren Mauersteine anheben, die am Dienstag zum Testen bereit liegen. Sie sind die rühmliche Ausnahme. Gab es früher noch vier Berufsschulklassen, die Maurer werden wollten, ist es heute nur noch eine.

Kein Wunder, findet Dominik Decker von der Firma DW Objektbau aus Lünten: „Das Handwerk wird oftmals schlechtgeredet. Es hat einen schlechten Ruf, weil es einfach eine körperliche Arbeit ist.“ Und so wird der Fachkräftemangel immer größer.

Doch es soll gegengesteuert werden. Darum testet die Firma DW Objektbau an diesem Morgen ein Exoskelett, das die Handwerker bei der Arbeit entlasten soll. Und um den Nachwuchs gleich mit ins Boot zu holen, dürfen die Berufsschüler ebenfalls testen.

Das Exoskelett sieht zunächst aus wie ein großer Rucksack. Durch zahlreiche Riemen wird es fest am Körper verschnallt. Wenn der Handwerker sich nun bückt, um etwa einen Stein hochzuheben, wird er beim Aufrichten durch das Gerät unterstützt. Es zieht den Träger quasi nach oben.

Den ganz großen Unterschied merken einige der Jungs gar nicht. Doch Udo Welpinghaus, Vorführmeister für die Firma Xella, die Bau- und Dämmstoffe vertreibt, betont: „Ihr macht das jetzt nur ein paar Mal. Die Kollegen machen das den ganzen Tag.“

20 Kilo? Kein Problem

Und auch unsere Redakteurin darf das Exoskelett einmal testen. Die sieben Kilogramm auf dem Rücken merkt sie kaum. Die Riemen werden eng verschnallt und dann kann es auch schon losgehen. Der 20-Kilo-Stein ist kein Problem – bis Udo Welpinghaus die technische Unterstützung einmal abstellt, da wird das Ganze auf einmal ganz schön anstrengend.

Für Handwerker wie Dominik Decker könnte das Exoskelett also eine echte Erleichterung sein. „Es bietet die Möglichkeit, dass die Leute, die wir haben, auch möglichst lange fit bleiben und auf dem Bau arbeiten können.“ Das Gerät soll vor allem beim Heben den Rücken entlasten, unterstützt aber auch beim Treppensteigen.

Für größere Steine, die schonmal an die 250 Kilo wiegen können, nutzt man bei der Firma bereits einen Mini-Kran. Auch hier gilt: Entlastung.

20 Kilo? Schafft unsere Redakteurin bestenfalls auch ohne Unterstützung. Doch das Exoskelett macht es deutlich einfacher.
20 Kilo? Schafft unsere Redakteurin bestenfalls auch ohne Unterstützung. Doch das Exoskelett macht es deutlich einfacher. © Dominik Decker

Das Exoskelett, das am Dienstag in Vreden getestet wird, ist nur ein Prototyp und steckt noch in der Entwicklung. Vor allem das Eigengewicht soll noch reduziert werden.

Wenn es mal so weit ist, könnte sich Dominik Decker gut vorstellen, die Technik auf seinen Baustellen einzusetzen. Vielleicht ließe sich so auch ein Stück weit der Fachkräftemangel bekämpfen, meint er. Denn dieser macht sich auch bei DW Objektbau schon bemerkbar. „Wir haben viele Aufträge beziehungsweise könnten viele Aufträge bekommen. Doch wir können nicht alles bedienen, weil uns die Leute fehlen.“

Dominik Deckers Hoffnung: „Den Beruf attraktiver zu gestalten. Zeigen, dass das Bauhandwerk gar nicht so schlimm ist, wie es oft dargestellt wird.“ – Und so hoffentlich auch die Jugendlichen, die jetzt die Ausbildung machen, möglichst lange im Beruf zu halten.