Ukrainische Soldaten helfen beim Ausladen der Hilfslieferung aus Vreden.

© Spedition Verwohlt

Aus Vreden in die Ukraine: Wie eine Spedition den Menschen vor Ort hilft

rnUkraine-Krieg

Freunde, Mitarbeiter, Geschäftspartner: Die Textilspedition Verwohlt aus Vreden hat enge Beziehungen in die Ukraine. Jetzt hilft sie mit eigenen Hilfstransporten – und nicht nur das.

Vreden

, 08.03.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Derzeit schauen der Vredener Spediteur Henning Verwohlt und seine Mitarbeiter mit großer Sorge auf die Ukraine. „Morgens telefoniere ich erstmal alle unsere ukrainischen Partner ab“, erklärt er. Die Textilspedition Verwohlt ist bereits seit 20 Jahren in dem Land vertreten, in der Zeit sind viele geschäftliche und vor allem auch persönliche Kontakte gewachsen.

Viele Helfer packten mit an bei der Beladung der Lkw in Deutschland.

Viele Helfer packten mit an bei der Beladung der Lkw in Deutschland. © Spedition Verwohlt

„Wir haben viel Ukraine-Geschäft im Textilbereich“, sagt Henning Verwohlt. „Wir transportieren die Rohstoffe in die Ukraine, dort werden daraus die Kleidungsstücke gefertigt und die holen wir dann ab.“ Das gelte wohlweislich für Friedenszeiten, in denen das Unternehmen für namhafte große Hersteller der Textilbranche tätig ist.

Mitarbeiter mussten fliehen

Aber seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist alles anders. Henning Verwohlt und seine Mitarbeiter sind in großer Sorge. Die Spedition verfügt über ein eigenes Büro in Kiew. In der vergangenen Woche seien die Mitarbeiter geflüchtet, der Sohn einer Mitarbeiterin noch am Montag.

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Gerade ist die Familie eines Fahrers aus der Ukraine in Vreden angekommen. Eine Unterkunft ist auch schon gefunden in Großemast, die Stadt Vreden hatte hier vermittelt. „Es werden bestimmt noch weitere Familien kommen“, ist sich Henning Verwohlt sicher. Die meisten ukrainischen Fahrer hingegen seien noch in ihrem Heimatland und könnten es nicht verlassen. Das ist Männern zwischen 18 und 60 Jahren derzeit verboten.

Hilfstransporte bis kurz vor Kiew

Auf der anderen Seite bringen Henning Verwohlt und seine Leute auch Hilfe in die Ukraine. Und in die Ukraine heißt, dass nicht an der Grenze zu Polen Halt gemacht wird. Kürzlich erst brachten die Fahrer der Spedition Kleidung, Medikamente und Lebensmittel nach Schitomir, einer Stadt vor Kiew. Henning Verwohlt zeigt Bilder, auf denen ukrainische Soldaten bei der Entladung eines Lkws helfen.

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Derzeit transportiert die Spedition vor allem Lebensmittel und Medikamente, denn die werden am dringendsten benötigt. Die wiederum organisiert Julia Rockmann aus Drensteinfurt: Sie habe dort eine private Initiative gegründet. Über Umwege kam der Kontakt zu der Vredener Spedition zustande, die seither die Transporte beziehungsweise Teile davon übernimmt. „Ich bin von der Hilfsbereitschaft der Menschen überwältigt“, sagt Henning Verwohlt.

Transporte werden schwieriger

Doch die Durchführung der Trabsporte wird immer schwieriger. Teilweise treffen sich die Fahrer in Polen und übergeben die Ladung an kleinere Transporter, die dann nach Charkiw, Kiew und Lwiw fahren. In der Ukraine kommt zudem erschwerend hinzu, dass maximal 20 Liter pro Fahrzeug getankt werden dürfen. Ein Lkw kommt damit nicht sonderlich weit.

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Teilweise, berichtet Henning Verwohlt, klappen die Abholungen von Waren noch: „Die deutschen Kunden wollen retten, was zu retten ist, vor allem aus der Westukraine.“ Hinter Kiew Richtung Russland sei nichts mehr möglich.

Weitere Transporte folgen

Immerhin: Der eigene Fahrer, der bei Kriegsbeginn noch in der Ukraine war, ist wohlbehalten zurück nach Deutschland gekommen. Nach dem Angriff am Donnerstag hatte der Mann noch am Freitag in der Westukraine geladen und konnte anschließend die Grenze passieren.

Derweil gehen die Planungen für weitere Hilfstransporte weiter. Noch in dieser Woche sollen ein bis zwei weitere Lkws mit Hilfsgütern in die Ukraine geschickt werden. Der Bedarf an solchen Transporten, das steht zu befürchten, wird eher noch zunehmen.

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