Arbeit in der Kindertagespflege Für zwei Vredenerinnen die „wohl ehrlichste Arbeit“

Kindertagespflege: Für zwei Vredenerinnen die „wohl ehrlichste Arbeit“
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Eine Dole von der Straße retten, Hummeln beobachten, den Bau des zukünftigen „Nests“ an der Ölbachstraße bestaunen – die Kinder dürfen bei ihrer Tagesmutter Sabrina Stowermann viel erleben. Damit das auch in Zukunft gut funktioniert, steigt im Januar Stefanie Ritter als weitere „Hummelkönigin“ bei der Kindertagespflege Bumblebee (englisch für Hummel) mit ein.

Wenn die beiden über ihre Arbeit mit den Kindern und die Zukunftspläne sprechen, merkt man sofort ihre Begeisterung. Dabei kamen die beiden auf recht unterschiedlichen Wegen zur Kindertagespflege.

Bei Sabrina Stowermann war es eine familiäre Veränderung, die sie zu ihrem Beruf brachte. Zuvor arbeitete sie als gelernte Erzieherin in einem Kindergarten. „Meine Tochter war gerade in die Grundschule gekommen und wir haben eine Lösung gesucht, sie noch behüteter zu betreuen und als Mutter präsenter zu sein.“

So wurde sie auf den Beruf der Tagesmutter aufmerksam, arbeitete sich ein und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.

Eine „Hummelkönigin“

Nach über fünf Jahren nun der Schritt in die Großtagespflege. Unterstützung bekommt sie dabei von Stefanie Ritter. Die 35-Jährige arbeitete lange im elterlichen Betrieb mit, machte eine Ausbildung im Einzelhandel, arbeitete später in einem Behindertenwohnheim. Doch nach einem Unfall musste sie sich überlegen, wo ihr Weg in Zukunft hinführen soll. „Meine Nachbarin war Tagesmutter. Ich habe mir das angeschaut und gedacht, das wäre auch was für mich.“

Stefanie Ritter absolvierte die entsprechenden Schulungen und fing zunächst als Vertretungskraft bei einer Tagespflege in Stadtlohn an. Dann wurde sie auf Sabrina Stowermann aufmerksam. Und die suchte passenderweise eine neue „Hummelkönigin“ für ihre Großtagespflege.

„Ehrliche Arbeit“

Für die Kinderbetreuung allgemein ist es eine gute Nachricht. Denn nach wie vor fehlen in Deutschland zehntausende Erzieherinnen und Erzieher. Doch was genau ist es, was die beiden Frauen an diesem Beruf fasziniert? „Es ist ein sehr ehrlicher Job. Die wohl ehrlichste Arbeit, die man leisten kann, weil man von Kindern ein ungeschöntes, sehr ehrliches Feedback bekommt“, erklärt Sabrina Stowermann.

Nicht immer müsse dieses Feedback verbal sein. Es könne auch durch Gestik und Mimik vermittelt werden. „Wenn dir die Kinder unverhofft um den Hals fallen, von ihrem Alltag erzählen, sich einfach zufrieden beschäftigen, ist das ein ehrliches Feedback.“

An der Ölbachstraße 68 entsteht das neue Gebäude für die Großtagespflege Bumblebee.
An der Ölbachstraße 68 entsteht das neue Gebäude für die Großtagespflege Bumblebee. © Carina Strauss

Hinzu kommt das, was die beiden Tagesmütter den Kindern mit auf den Weg geben können. „Ich darf ihre Entwicklung begleiten. Da lege ich unter Umständen einen Grundstein, der die Kinder vielleicht auch prägt. Und ja, das ist ein Geschenk.“

Als Tagesmutter könne man gut auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, ergänzt Stefanie Ritter. „Und wenn wir mit den Kindern einfach nur da sitzen und ein Buch anschauen. Wir können uns die Zeit nehmen und die Kinder geben einem so viel zurück. Ein Lächeln ist so viel mehr wert als alles andere.“

Gute Bedingungen

Und trotzdem: Ein Lächeln bezahlt nicht das Essen, dass abends für die Familie auf dem Tisch stehen soll. Die beiden wissen um die Probleme, mit denen Tagesmütter anderswo zu kämpfen haben. Doch im Kreis Borken sei man gut aufgestellt.

„Fortbildungen werden bezuschusst, es gibt einen Tageselterntreff für den Austausch. Auf finanzieller Ebene passiert viel, sodass man gut davon leben kann“, erklärt Sabrina Stowermann. So seien sie zum Beispiel im Krankheitsfall abgesichert und auch Urlaubstage stehen ihnen zu – bezahlt.

Selbstständigkeit

Trotzdem war auch für Sabrina Stowermann der Schritt in die Selbstständigkeit eine große Überwindung. „Es ist gedanklich eine Hürde und ja, man muss sich damit befassen, sich selbst versichern, auch wenn das vom Kreis bezuschusst wird.“

Auch eine Steuererklärung wird nötig. Es gebe eben kein fertiges Gehalt, alles mit Abzügen berechnet. Doch das alles sei leistbar, „man muss sich nur damit beschäftigen.“

Wunsch: Vertretungsmodell

Steine würden den Tagesmüttern im Kreis Borken grundsätzlich nicht in den Weg gelegt. Und doch hat Sabrina Stowermann einen Wunsch: „Das angedachte Stützpunktmodell für die Vertretung auszubauen.“

Das Modell sieht vor, dass eine Tagesmutter für den Fall der Fälle Gegebenheiten hat, um Kinder zu betreuen. Diese Plätze werden aber auch nur genutzt, wenn eine Vertretung nötig ist. „Wenn niemand krank oder im Urlaub ist, geht diese Tagesmutter ihre Kolleginnen besuchen, um Beziehungen zu den Kindern aufzubauen.“

Dieses Modell scheitere derzeit nicht an der Idee, sondern an den fehlenden Fachkräften.

Doch trotz aller Herausforderungen ist sich Sabrina Stowermann sicher: „Ich könnte mir nicht vorstellen zu sagen, das mache ich nicht mehr. Ich wünsche mir, dass die Kinder hier eine familiäre Situation vorfinden, in der sie sich wohlfühlen und ihr kleines Ich entfalten können.“

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