Bernd Schulze Wehninck zeigt auf seinem Acker im Eschlohn, wie der Boden für das Gemüse aussehen muss: Knapp unter der Oberfläche ist er – trotz des geringen Niederschlags – komplett feucht. Dafür zapft der Landwirt das Grundwasser an.

Bernd Schulze Wehninck zeigt auf seinem Acker im Eschlohn, wie der Boden für das Gemüse aussehen muss: Knapp unter der Oberfläche ist er – trotz des geringen Niederschlags – komplett feucht. Dafür zapft der Landwirt das Grundwasser an. © Stephan Rape

Südlohner Landwirt setzt für Gemüseanbau auf 100 Hektar auf Grundwasser

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Es ist heiß und trocken, doch in Südlohn gedeiht das Gemüse: Bernd Schulze Wehninck setzt dafür auf Grundwasser. Sonst würden die Pflanzen verkümmern.

Südlohn

, 18.07.2022, 16:49 Uhr / Lesedauer: 3 min

Bernd Schulze Wehninck steckt den Spaten in den Ackerboden. Unter wenigen Zentimetern loser und trockener Erde sieht die Südlohner Erde ganz anders aus: Dunkel, feucht und klumpig.

„Schön feucht. So soll es sein“, erklärt der 55-jährige Landwirt am Montag in der prallen Mittagshitze.

Auf dem Acker nahe der alten Brennerei im Eschlohn hat er vor zwei Wochen Prinzessbohnen gepflanzt. Damals hatte er die Pflanzen kräftig bewässert. Auch an diesem Montag steht die große Spindel mit dem langen Wasserschlauch zur Bewässerung auf dem Acker bereit.

Allerdings hat Bernhard Schulze Wehninck die Pumpe bereits am Morgen gestoppt. „Es ist zu warm“, sagt er. Würde er das Wasser jetzt auf den Acker bringen, es würde verdunsten, bevor es in den Boden einsickern könnte. „Da könnte ich es mir genauso gut sparen“, verdeutlicht er. Am frühen Abend will er die Pumpen wieder anstellen. Dabei hat der Kreis Borken doch gerade erst die Wasserentnahme zur Feldberegnung untersagt.

Verbot gilt nur für Oberflächengewässer

„Das gilt aber nur für Oberflächengewässer“, sagt der Landwirt und winkt ab. Sein Wasser stammt aus dem Grundwasser. Für die Entnahme hat der Betrieb Schulze Wehninck wasserrechtliche Genehmigungen. „Eine fixe Menge“, wie der 55-Jährige erklärt. Wie hoch die genau liegt, möchte er nicht näher sagen. Das aktuell vom Kreis Borken verhängte Verbot, aus Oberflächengewässern Wassern zu entnehmen, stört ihn hingegen nicht.

Die Beregnung erfolgt halbautomatisch: Der Beregnungswagen wird per Schlepper von der Spule weggezogen. Während die Beregnung läuft, rollt sich der Schlauch dann auf und zieht den Wagen so langsam über den Acker. Roboter und Digitalisierung seien auch in der Landwirtschaft ein riesiges Thema. Noch sei diese Art der Beregnung aber der effektivste Weg, sagt der Südlohner.

Die Beregnung erfolgt halbautomatisch: Der Beregnungswagen wird per Schlepper von der Spule weggezogen. Während die Beregnung läuft, rollt sich der Schlauch dann auf und zieht den Wagen so langsam über den Acker. Roboter und Digitalisierung seien auch in der Landwirtschaft ein riesiges Thema. Noch sei diese Art der Beregnung aber der effektivste Weg, sagt der Südlohner. © Stephan Rape

„Das wäre nur auf einigen Flächen in Vreden ein Thema“, sagt er. Dort dürfte er Wasser aus der Berkel für die Bewässerung entnehmen. Auch das habe er aber schon seit Jahren nicht mehr getan. „Wir haben da Bohrlöcher, die wir anzapfen können“, sagt er. Auch dort nutzt er also Grundwasser für die Beregnung.

Auf rund 100 Hektar pflanzt der Südlohner Sonderkulturen an: Gemüse und Kartoffeln. „Die müssen auf jeden Fall gewässert werden“, sagt er. Andernfalls würde die Ernte qualitativ so schlecht ausfallen, dass er sie nicht verkaufen könne. 15 bis 20 Millimeter Wasser pro Quadratmeter müssen es bei der Beregnung schon sein. Regelmäßig. „Die Pflanzen dürfen nicht trockenfallen“, erklärt der Landwirt.

Bernd Schulze Wehninck (55) setzt auf Sonderkulturen: Kartoffeln und Gemüse, die zu Pommes sowie Konserven- und Tiefkühlgemüse verarbeitet werden. Der Hof der Familie wurde im 13. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt.

Bernd Schulze Wehninck (55) setzt auf Sonderkulturen: Kartoffeln und Gemüse, die zu Pommes sowie Konserven- und Tiefkühlgemüse verarbeitet werden. Der Hof der Familie wurde im 13. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt. © Stephan Rape

Bis Ende September werden die Prinzessbohnen auf dem Acker im Eschlohn noch wachsen. Wie oft sie bis dahin noch beregnet werden müssen, liege natürlich am Wetter. Und das sei in der jüngsten Vergangenheit gar nicht so schlimm gewesen: „2018 und 2019 waren schon extrem trocken“, sagt Bernd Schulze Wehninck. 2020 sei aber schon nicht mehr ganz so schlimm gewesen.

Bisher keine extremen Temperaturen

Auch das vergangene Jahr und der Beginn von 2022 seien eigentlich ganz in Ordnung gewesen. „Jetzt sind natürlich extrem hohe Temperaturen angekündigt“, erklärt er am Montagmittag. Da zeigt das Thermometer gerade etwas mehr als 30 Grad an. Große Sorgen macht er sich momentan aber noch nicht.

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„Ich kann nicht in die Zukunft schauen und es gab auch schon mal bessere Zeiten, insgesamt ist es aber in Ordnung“, sagt Bernd Schulze Wehninck. Die politische Großwetterlage macht ihm da schon mehr Sorgen. Preise für Dünger, Saatgut und Energie gehen durch die Decke. 22 Kilowatt Leistung hat allein die Pumpe für die Bewässerung. Einen Großteil des Strombedarfs versucht er, mit der eigenen Photovoltaikanlage zu decken. Weil er auf dem Hof aber keinen eigenen Speicher bereit hält, funktioniert das gerade am frühen Morgen, am späten Abend oder nachts nicht.

Wagen wie diese fahren weiter über die Äcker der Familie Schulze Wehninck. Auf rund 100 Hektar baut der Betrieb Kartoffeln und Gemüse an. Der Familienbetrieb hat einen Angestellten und – ab August – einen Auszubildenden.

Wagen wie diese fahren weiter über die Äcker der Familie Schulze Wehninck. Auf rund 100 Hektar baut der Betrieb Kartoffeln und Gemüse an. Der Familienbetrieb hat einen Angestellten und – ab August – einen Auszubildenden. © Stephan Rape

„Was das bei den aktuellen Strompreisen bedeutet, kann sich ja jeder leicht ausrechnen“, sagt der Landwirt säuerlich lächelnd. Sein Versorger habe den aktuellen Stromvertrag gerade gekündigt. Spätestens zum neuen Jahr müsse neu verhandelt werden. Steigende Kosten, die er an den Käufer weitergeben wird.

Gemüse geht nicht an die Endverbraucher

Das sind in seinem Fall aber noch nicht die Endverbraucher: „Ich mache keine Direktvermarktung, das ist alles Vertragsgemüse“, erklärt er und deutet im weiten Bogen über den Acker. Aus den Prinzessbohnen, dem Spinat, der vorher auf dem Acker stand und den übrigen Erzeugnissen des Hofes wird also Tiefkühl- oder Konservengemüse. Auch die Kartoffeln des Hofes werden en bloc verkauft – und zu Pommes verarbeitet. „Die müssen ja schließlich auch irgendwo herkommen“, sagt Bernd Schulze Wehninck.

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Seit Generationen, ja Jahrhunderten ist die Familie in Südlohn verwurzelt. „Unser Hof wird erstmals 1299 erwähnt“, sagt der Landwirt stolz. Sein Sohn Marc will den Betrieb einmal übernehmen. Erst einmal wohl auch weiter im Gemüsesektor. In Stein gemeißelt sei das aber natürlich nicht.

Auch der Preis für Getreide habe sich ja verdoppelt. „Da habe ich schon überlegt, ob ich weiter Gemüse anpflanze“, sagt er. Doch der ganze Betrieb sei eben auf die Sonderkulturen ausgerichtet. Natürlich müsse man sich nach und nach anpassen. Allerdings werde ja auch in immer mehr Bereichen nach regional erzeugten Lebensmitteln gefragt.

SVS erwarten keine Versorgungsengpässe

Privatleute müssen sich in Südlohn, Vreden und Stadtlohn in diesem Jahr laut SVS-Versorgungsbetrieben übrigens weniger Sorgen um die Wasserversorgung machen: „Wir erwarten keine Versorgungsengpässe“, sagt Norman Sladeczek,

Technischer Leiter Gas und Wasser bei der SVS.

Seit der neue Reinwasserbehälter 2021 in Betrieb gegangen sei, könne das Unternehmen auch außergewöhnliche Verbrauchsspitzen besser abfangen. „Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht sehr sorgsam mit Trinkwasser, dem Lebensmittel Nr. 1, umgehen soll“, betont er. Aber das gebiete ja schon der gesunde Menschenverstand.