Südlohner Immobilien-Experte rät davon ab, jetzt zu bauen „Die Preise werden sich erholen“

Experte rät davon ab, jetzt zu bauen: „Preise werden sich erholen“
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Südlohn gilt nach wie vor als attraktiver Ort zum Leben. Das sagt Christoph Bennemann, Geschäftsführer der Bennemann Immobilien GmbH aus Südlohn. „Südlohn ist schön. Viele Menschen möchten hier gerne ein Haus bauen oder kaufen und sanieren, wagen aber momentan im Endeffekt nicht den Schritt aus finanziellen Gründen.“ Das zeichnet sich auch im aktuellen Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Borken ab.

Dieser hat ergeben, dass es im vergangenen Jahr in Südlohn insgesamt 120 Grundstücksverkäufe gab. 2021 waren es noch 133 gewesen, 2020 sogar 145. Für Christoph Bennemann sind hier verschiedene Gründe ausschlaggebend für diesen Rückgang: „Unbebaute Grundstücke werden als Anlagegrund nicht verkauft. Man möchte nicht, dass die Inflation alles auffrisst.“

Aber auch mit der Bebauung wird noch gewartet, wie er weiter erklärt: „Aufgrund der hohen Material- und Handwerkerkosten können sich viele das Ganze derzeit nicht leisten. Es gibt sogar Interessenten, die vom Kauf zurücktreten, wenn beispielsweise auf bestimmten Grundstücken ein Bauzwang von drei Jahren besteht.“

Und wie sieht es mit bereits bebauten Grundstücken aus? „Hier hat man die gleiche Situation - nur in grün“, so Bennemann. Er nennt ein Beispiel: „Klassiker sind Häuser mit Baujahren aus den 60er- und 70er-Jahren, die energetisch nicht fit sind. Hier sind die Preise massiv abgesackt, weil die potenziellen Käufer noch Geld für die Sanierung in die Hand nehmen müssen. Wenn beispielsweise das Dach, die Fenster, die Dämmung und die Heizung neu gemacht werden müssen, landet man am Ende fast bei den Preisen eines Neubaus.“

Hinzu kommt dann noch der zeitliche Aufwand für die Käufer. In so einem Fall ist es dann meist schwierig, die Verkäufer davon zu überzeugen, dass sie mit dem Preis runtergehen müssen, so der Experte.

Dies unterstreicht auch der Grundstücksmarktbericht: Bei einem bebauten Grundstück mit einem Ein- oder Zweifamilienhaus mit dem Baujahr 1950 bis 1974 hat im Schnitt der Quadratmeter im letzten Jahr in Südlohn 1.825 Euro gekostet - das macht einen Verkaufspreis von circa 290.000 Euro. Häuser mit dem Baujahr 1995 bis 2009 hingegen kosteten 2.841 Euro pro Quadratmeter (circa 358.000 Euro).

Eigenkapital mitbringen

Bei solchen Summern schauen natürlich auch die Banken etwas genauer hin, wenn es um Baukredite geht - egal ob es sich um eine Sanierung oder um einen Neubau handelt. „Früher hat fast jeder einen Kredit bekommen. Das hat sich jetzt bei den Zinssätzen geändert. Heute muss Eigenkapital mitgebracht werden“, weiß Christoph Bennemann.

Doch wie schätzt er die weitere Entwicklung der Lage ein? „Glaubt man dem, was in der Presse steht, dann wird das Niveau der Zinssätze noch etwas ansteigen, bis es dann stoppt. Im Prinzip hat es ja etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun. Und es zeichnet sich ja gerade schon ab, dass die Materialkosten wieder sinken.“

Mietmarkt angespannt

Wenn er daher derzeit gefragt wird, wann man mit dem Bau starten soll, dann rät er: „Besser noch warten! Die Preise werden sich erholen. Außerdem gebe ich immer den Tipp mit auf den Weg, dass man auf dem eigenen Bau auch mal selber mit anpacken kann. Auch so etwas hält die Kosten im Rahmen.“

Da aber eben viele derzeit mit ihrem Neubau noch warten, beziehungsweise sich nicht an die Sanierung eines Hauses trauen, gilt der Mietmarkt in Südlohn als angespannt. Christoph Bennemann nennt ein Beispiel: „Wenn man eine 80 Quadratmeter große Drei-Zimmerwohnung anbietet - 7,50 Euro pro Quadratmeter, erste Etage ohne Aufzug - dann wird man von Interessenten quasi überrannt. Vor zehn Jahren war das noch anders.“

Ländliches Wohnen

Die Gründe sind dabei vielfältig: Neben den bereits genannten Aspekten kommen noch junge Leute hinzu, die bei ihren Eltern ausziehen, aber auch Menschen, die beispielsweise dem Ruhrgebiet den Rücken kehren und lieber ländlich wohnen möchten, sowie Flüchtlinge, die ebenfalls Wohnraum benötigen. „Oft werden in letzter Zeit auch Wohnungen aufgrund von Trennungsfällen gesucht“, erklärt Christoph Bennemann.

Und was kostet Wohnen zur Miete in Südlohn derzeit? Einen eigenen Mietspiegel für Südlohn gibt es nach Angaben der Gemeinde nicht. Christoph Bennemann kann das Ganze aber grob eingrenzen: „Die Miete in Südlohn ist selten teurer als 10,50 Euro pro Quadratmeter. Da befinden wir uns an der absoluten Obergrenze. Natürlich gibt es auch deutlich günstigeren Wohnraum für 3,50 Euro pro Quadratmeter. Ich würde aber sagen, dass man für eine Wohnung in einem normalen Mehrfamilienhaus ungefähr 7 bis 8 Euro den Quadratmeter bezahlt.“

Eigentumswohnungen kein Thema

Eine Alternative zum Eigenheim oder zur Mietswohnung gibt es für die Südlohner nach Einschätzung von Christoph Bennemann nicht: „Eigentumswohnungen sind hier noch nicht angekommen. Wohnungen werden größtenteils nur von Investoren gekauft und dann vermietet.“ Laut Grundstücksmarktbericht kostete 2022 eine rund 88 Quadratmeter große Wohnung mit dem mittleren Baujahr 2018 zwischen 1.803 bis 3.641 Euro pro Quadratmeter.

Und wie würde der Immobilien-Berater sich selber entscheiden: Neubau, Mietwohnung oder Sanierung? „Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass ein Altbestand nicht abgebrochen werden muss. Insbesondere nicht, wenn es sich um ein historisch geprägtes Gebäude handelt. Dieser besondere Charme, mit Ecken und Kanten, macht die Gemeinde aus!“

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