
Die Zeit der Autoschlangen vor den Zapfsäulen ist vorerst vorbei. Nach Ende des Tankrabatts rechnet Klaus Dicks damit, dass sich die Spritpreise an jene in den Niederlanden weitgehend angleichen. Der „Tanktourismus“ wird so seinen Reiz verlieren. © Michael Schley
Nach Ende des Tankrabatts: „Fast schon gleiche Preise wie in den Niederlanden“
Wirtschaft
Der Tankrabatt ist ausgelaufen. Das ist an der Tankstelle von Klaus Dicks am Donnerstag schon spürbar. Wie sich die Spritpreise nun weiter entwickelten, hänge auch vom Wetter ab.
Es ist ruhig an diesem Donnerstagmorgen. Wobei: „Auch heute früh standen die Ersten schon an den Zapfsäulen, als ich zum Betrieb gekommen bin. Wir haben gut zu tun“, erklärt Klaus Dicks, der an der Jakobistraße in Oeding eine Freie Tankstelle am Autohaus betreibt. Gestern habe die Situation noch ganz anders ausgesehen.
Der Grund ist einleuchtend: Der im Juni eingeführte Tankrabatt lief aus. Das nutzten viele noch zum Endspurt, weiß auch Monika Dicks anhand der Abrechnung zu berichten. Dies mit Blick auf den 24-Stunden-Automaten. Insbesondere die Nachbarn aus den Niederlanden nutzten noch mal die Chance.
Klaus Dicks studiert die aktuellen Börsenkurse. „Aktuell fällt der Kurs, das muss aber nicht viel heißen“, meint er. Auf ein Jahr gesehen ist der Anstieg natürlich dramatisch. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs hatte sich die Lage verschärft. Deshalb griff die Bundesregierung zum Juni zum Mittel der Steuersenkung, auch Tankrabatt genannt. Dies sollte die Autofahrer entlasten – für drei Monate. Die Folge: Gerade die Niederländer profitierten von der Grenznähe.
Autoschlangen standen bis auf die Straße
„Teilweise standen die Autoschlangen bis auf die Straße“, erinnert sich Monika Dicks. Zwischenzeitlich hätte die EC-Karten-Problematik die Lage weiter dramatisiert. In Spitzenzeiten war der hoch besteuerte Sprit in den Niederlanden 50 Cent pro Liter teurer. In die „andere Richtung“ machte sich der Reiseverkehr bemerkbar, ergänzt Klaus Dicks. „Die Umsätze stiegen spürbar an“, berichtet Klaus Dicks. Es habe auch Tage gegeben, an denen die Tankstelle nahezu leergekauft wurde, „vor allem bei E10“, so Klaus Dicks: „Da musste ich auch mal hingehen und die Klemme aufsetzen, damit ich am nächsten Morgen noch etwas hatte.“

So sah es Anfang Juni mit Start des Tankrabatts aus. Gerade Gäste aus den Niederlanden nutzten die Chance, in Grenznähe zu deutlich günstigeren Spritpreisen zu tanken. © Michael Schley
Im Juni noch gaben die Mineralölkonzerne, die neben dem Staat natürlich am meisten profitieren, die Rabatte im Wesentlichen an die Autofahrer weiter. Im Juli und August hätten die Effekte schon nachgelassen, so Klaus Dicks. Mitverantwortlich sei ein Grund, den viele kaum auf dem Schirm hätten: „Niedrigwasser“. Eine Studie des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung – belegt dies: Die Trockenheit und der damit verbundene niedrige Rheinpegel sorgen vor allem bei Diesel für hohe Transportkosten und damit steigende Preise.
Die Preise wären somit ohne den Rabatt sogar noch höher gewesen. „Dieser Gegeneffekt hat den Tankrabatt vielfach kompensiert“, meint Klaus Dicks. Gerade für die Niederländer in Grenznähe blieb der Spritpreis dennoch attraktiv.
Preise zogen in den vergangenen zwei Wochen schon an
Werden die Niederländer weiter so stark zuströmen? „Wir haben schon fast die gleichen Preise wie in den Niederlanden.“ Klaus Dicks wirft einen Blick auf den Monitor und sieht sich in seinen Erwartungen bestätigt. Rein rechnerisch könnte der Preis für E10 durch die Aufhebung der Steuersenkung um 35 Cent und für Diesel um 17 Cent pro Liter steigen. Allerdings waren die Preise in den vergangenen zwei Wochen bereits deutlich in die Höhe gegangen. „Im Einkauf schon sehr sprunghaft“, bestätigt Klaus Dicks.
„Was macht die Börse? Bleibt es noch lange so trocken?“ Klaus Dicks hat noch keine konkreten Ansätze, wohin „die Reise an den Zapfsäulen gehen wird“. Geschweige denn, ob und wann sich die Preise wieder normalisieren werden. Der Liter Diesel kostete am Donnerstagmorgen deutlich über 2 Euro. Im Schnitt um 5 bis 7 Cent je Liter zogen die Preise am Donnerstag an, in anderen Regionen noch viel deutlicher. Dies, obwohl Tankstellenbetreiber noch bis Mittwoch zum gesenkten Steuersatz eingekauft haben und Benzin und Diesel daher zunächst weiter günstiger abgeben konnten. Die Aufhebung des Tankrabatts sollten die Kunden also erst mit etwas Verzögerung zu spüren bekommen.
„Die Leute schauen schon mehr auf ihr Geld“
Das RWI rechnet damit, dass das Tanken noch teurer wird, nicht nur wegen des Wegfalls des Rabatts. „Dabei dürften die Preisanstiege umso ausgeprägter sein, je stärker die Pegelstände des Rheins sinken“, sagte RWI-Experte Manuel Frondel.
Wie es nun weitergeht, sei eben ein wenig der Blick in die Glaskugel, so Klaus Dicks. Ihn beschäftigen weiter auch Lieferengpässe. „Ob Cola oder Snickers, alles ist kaum zu bekommen“, erklärt er. Auch alles aus Glas. Auf zwei vom Sturm beschädigte Scheiben wartet er immer noch. Vieles hänge nun auch von möglichen weiteren Maßnahmen der Bundesregierung ab. Übrigens: In Frankreich hat die Regierung den Tankrabatt noch einmal angehoben. Klaus Dicks weiß auch: „Die Leute schauen schon mehr auf ihr Geld.“