Peter Brethack (62) aus Vreden ist extra nach Oeding gefahren, um zu tanken. Anderswo ist es dem Frührentner nach eigenen Angaben einfach zu teuer.

© Kevin Michaelis

Mit Video: Peter Brethack (62) zu Spritpreisen: „Das ist eine Unverschämtheit“

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Zu Beginn der Corona-Zeit waren die Spritpreise auf einem Rekordtief. Doch das ist längst Geschichte, es geht weiterhin steil bergauf. Wir haben die Menschen deshalb nach ihrer Meinung befragt.

Oeding

, 23.02.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist voll geworden an der Westfalen Tankstelle in Oeding. Immer mehr Autos halten an der Vredener Straße/Ecke Industriestraße, um noch schnell einige bezahlbare Liter Sprit abzuzwacken. Am Dienstagnachmittag (22. Februar) lag der Preis für Super dort bei 1,80 Euro. Für Diesel mussten die Fahrerinnen und Fahrer noch 1,64 Euro hinblättern.

Wer bei der Tankstelle allerdings nur Bürgerinnen und Bürger aus Oeding oder Südlohn erwartet hatte, der wurde eindeutig eines Besseren belehrt. Denn in Stadtlohn, Vreden und Ahaus sind Spritpreise zwischen 1,90 Euro und zwei Euro längst keine Seltenheit mehr. Die Menschen kommen deshalb aus allen Ecken des Westmünsterlandes nach Oeding gefahren.

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Und nicht nur das, auch aus dem nahe gelegenen Nachbarland Niederlande fuhren immer wieder Autos mit gelben Kennzeichen an die Zapfsäulen heran. So sagte ein 78-jähriger Mann aus Winterswijk nach dem Tanken: „Ich komme immer nach Oeding. In den Niederlanden zahle ich mit 1,97 Euro einfach zu viel. Da nehme ich die paar Kilometer Fahrt gerne auf mich.“

Lange Wege, um günstiger zu tanken

Peter Brethack aus Vreden hatte mittlerweile einen der vordersten Plätze in der Warteschlange ergattert und erzählte auf Nachfrage der Redaktion im Anschluss an seinen Tankvorgang: „In Vreden zahle ich grundsätzlich ein paar Cent mehr. Um immer zu schauen, wo es am günstigsten ist, nutze ich extra eine App. Außerdem habe ich noch einen Fünf-Liter-Kanister als Reserve mitgenommen.“

Auch wenn er meist nur einmal im Monat tanke, so habe er vor allem Mitleid mit denjenigen, die deutlich häufiger tanken würden. „Die finanzielle Belastung ist dadurch einfach viel zu hoch. Das ist eine Unverschämtheit. Ich nehme gerne ein paar Kilometer mehr auf mich und tanke dafür günstiger“, so der 62-jährige Frührentner.

Eine Kassiererin der Tankstelle bestätigt, dass der Betrieb aufgrund der niedrigeren Preise durchgehend hoch sei. „Es kommen wirklich viele aus den umliegenden Ortschaften. Ich selbst komme aus Oeding. Derzeit nutze ich noch das Auto meiner Eltern. Wenn ich irgendwann selbst einmal ein Fahrzeug habe, dann weiß ich gar nicht, wie ich das neben der Ausbildung noch bezahlen soll“, erzählt die 18-Jährige, die kurz vor dem Beginn ihrer Banklehre steht.

Statistiken belegen den Preisanstieg

Nach Angaben von Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) steht fest: „Die Preise rund um das Auto und Motorrad waren in Nordrhein-Westfalen im Januar 2022 um 10,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor.“ Das gehe aus dem aktuellen Kraftfahrerpreisindex hervor.

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Wie IT.NRW als Statistisches Landesamt mitteilte, erhöhten sich dabei in den letzten zwölf Monaten insbesondere die Preise für Kraftstoffe, um 22,6 Prozent. In den Kraftfahrerpreisindex fließen neben den Preisen für die Anschaffung von Kraftwagen und Motorrädern, Kraftstoffen, Ersatzteilen, Zubehör, Inspektionen, Parkgebühren, Garagenmieten, Fahrschulen auch die Preise für Führerscheingebühren und die Kfz-Steuer ein.

„Es liegt nicht in unseren Händen“

Ein zuständiger Mitarbeiter für den Bereich Energie und Tankstellen bei aAgri V Raiffeisen sagte der Reaktion in einem Telefonat zu der momentanen Spritpreis-Lage: „Wir beobachten auch, dass es in den letzten Tagen nach oben geht. Aufgrund der Konflikte um Russland und die Ukraine sind die Märkte sehr empfindlich.“

Nicht außer acht zu lassen sei aus seiner Sicht aber auch die eingeführte CO²-Steuer. „Die gab es vor zwei Jahren noch nicht und wurde zu Beginn dieses Jahres auch wieder erhöht. In der Summe macht die Steuer schon alleine zehn Cent mehr aus. Und auch der Rohölpreis war mal deutlich günstiger.“

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Dieser liegt aktuell bei umgerechnet 83,84 Euro und lag vor gut einem Jahr noch rund 30 Euro niedriger. Deshalb tut er sich auch schwer in Hinblick auf die Zukunft: „Eine Prognose abzugeben, ist schwierig bis gar nicht machbar. Wir wissen, dass die Preise derzeit extrem hoch sind, und ich kann auch jeden verstehen, der das nicht gut findet. Aber letztendlich liegt es auch gar nicht in unseren Händen.“