Die Übergabe des Bäckerei-Traditionsbetriebs ist gesichert. Lukas Kremer (2. von links) tritt in die Fußstapfen von Vater Günther. Darüber freuen sich auch Mutter Hildegard (links) und Bäckereifachverkäuferin Mandy Bauland.

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Nachfolge klar: Bei der Bäckerei Kremer übernimmt die elfte Generation

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Betriebsübernahmen müssen langfristig geplant werden. Bei der seit 1835 bestehenden Bäckerei Kremer war die Nachfolge schon lang geklärt: Lukas Kremer kündigte das schon im Kindesalter an.

von Horst Andresen

Velen, Südlohn

, 22.02.2022, 11:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was vielen anderen Chefs über Jahre hinweg Kopfschmerzen bereitet, hat die Familie Kremer in Velen geregelt: Sohn Lukas (29) übernimmt von Vater Günther Kremer (64) in elfter Generation den seit 1835 bestehenden Bäckereibetrieb. Lukas‘ Mutter Hildegard (61) ist froh, dass die Nachfolge geklärt ist, betont aber, dass der Filius dazu nie gedrängt worden sei: „Schon im Alter von acht Jahren hat er gesagt, die Bäckerei mal übernehmen zu wollen.“

Betriebsübernahmen müssten langfristig geplant werden, unterstreichen Vater und Sohn Empfehlungen von Experten. „Selbst zehn Jahre sind flott weg“, bekräftigt Lukas Kremer. Nicht zu unterschätzen seien zum Beispiel gesetzliche und steuerliche Vorgaben, gibt Günther Kremer zu bedenken, erst recht bei größeren Betrieben: „Es fressen einfach zu viele Käfer am Kuchen mit.“

Familienunternehmen hat aktuell 32 Beschäftigte

Wann die Übergabe vonstattengehen soll, ist noch nicht klar. Ende dieses Jahres macht sich Lukas Kremer, seit 2013 im Betrieb, schon mal selbstständig und wird dann zunächst einen anderen Bäckerfachbetrieb übernehmen, in ähnlicher Größe.

Vermutlich im nächsten oder übernächsten Jahr soll dann die vollverantwortliche Übernahme des Familienunternehmens mit aktuell 32 Beschäftigten erfolgen – übrigens des noch einzigen Bäckereifachbetriebs im Ortsteil Velen, der auch in Südlohn eine Filiale hat. Günther Kremer erinnert sich: „Früher hatten wir zeitweise zwölf backproduzierende Betriebe hier im Ort.“

Übergabe nach mehr als 40 Jahren

Er selbst führt das Unternehmen seit 40 Jahren, wird bald 65. „Ich musste damals im Alter von 24 Jahren ran, weil mein Vater Willi krank wurde und später starb“, sagt der 64-Jährige. Damals habe das Unternehmen noch sechs Mitarbeiter beschäftigt.

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Drei Filialen – in Velen und Südlohn – sind hinzugekommen. Und eine Menge Bürokratismus, schaut Günther Kremer auf vier Jahrzehnte Berufserfahrung zurück: „Das ist eine echte Belastung und für keinen Handwerksbetrieb mehr zumutbar.“ Kremer ist zudem Kreishandwerksmeister und Obermeister der Bäckereiinnung Westmünsterland (Borken/Bocholt), zudem für die CDU im Velener Stadtrat. Er kämpfe seit Jahren darum, dass das Handwerk bei jungen Leuten wieder besser angesehen wird, sagt er. Erste Ansätze sehe er bereits: „Es findet so langsam ein Sinneswandel statt.“

Auszubildende zu finden, „bleibt schwer“

Bei Kremer arbeiten zwei Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Neue zu finden, bleibe „mindestens noch fünf, sechs Jahre schwer“, meint Günther Kremer. „Die meisten wollen sich nach wie vor nicht die Hände schmutzig machen.“ Ein Umdenken müsse vor allem in die Köpfe der Eltern, die „maßgeblich an der Berufsfindung der Kinder beteiligt“ seien.

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Lukas Kremer sagt, er sei mit Leib und Seele Bäcker. Er machte direkt nach der Gesellen- auch die Meisterprüfung, damals mit 18 Lenzen als zweitjüngster in Nordrhein-Westfalen. „Ein Schulpraktikum habe ich in einer Schreinerei gemacht. Aber danach habe ich mir gesagt, du kannst auch Bäcker werden.“

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