
© Michael Schley
Schäferhunde von Kötters aus Oeding für Heynckes und Hollywood
Schäferhundezucht
In 40 Jahren haben Ferdi und Angelika Kötters mit dem Schäferhundzwinger „vom Amur" weltweit Bekanntheit erlangt. Wichtig ist ihnen der „gesunde Ruf“ – von dem hörte auch Jupp Heynckes.
Mittwochmorgen, 10 Uhr, nasskaltes Wetter: Ferdi Kötters hat seine erste Runde gedreht. Seit 7 Uhr war der Oedinger mit seinen Schäferhunden unterwegs, insgesamt vier Mal knapp drei Kilometer.
„Jeder Hund braucht seine Bewegung und jeder bekommt eine individuelle Runde – bei Wind und Wetter“, erklärt der 65-Jährige. Ehefrau Angelika kümmere sich parallel um die älteste Hündin. Jeder Hund werde bei ihnen auch alt, berichtet sie.
Gemeinsam betreiben sie seit rund 40 Jahren den Deutschen Schäferhundzwinger „vom Amur“. Vier Generationen wohnen in Oeding unter einem Dach zusammen. Spuren hinterlassen die Hunde weltweit. Interessierte für Schäferhund-Welpen aus Oeding gibt es nahezu in jedem Land dieser Erde.
„Darauf sind wir durchaus ein wenig stolz“, meint Angelika Kötters. Insbesondere, weil sie und ihr Mann von Beginn an eine Hobbyzucht betreiben wollten. Beim Blättern durch die Fotosammlung mit dem Gast der Redaktion bleibt der Blick gleich öfter hängen.

Im Wohnzimmer ist nur ein Auszug der Pokalsammlung ausgestellt. Ferdi und Angelika Kötters dokumentieren alles akribisch. Und Pudel „Sissi“ ist der einzige Nicht-Schäferhund im Hause Kötters. © Michael Schley
Rosy, die Frau des Schauspielers Floyd „Red Crow“ Westerman – Akte X-Kultstar und Häuptling „Ten Bears“ im Klassiker „Der mit dem Wolf tanzt“ –, habe in den 90er-Jahren von der „sympathischen und familiären Hundezucht“ erfahren. „Und so lief bald dann ein Deutscher Schäferhund aus Oeding über den Venice Beach“, berichtet Angelika Kötters.
Gemeinsam sei das Ehepaar Kötters sogar in die USA gereist und wie echte Freunde behandelt worden. Schäferhund „Kastor“ hat Westerman übrigens in „Koda“ umgetauft, was in der Sioux-Sprache „Freund“ bedeutet.
Jupp Heynckes fand in „Cando“ einen treuen Begleiter
Selbst Fußball-Legende Jupp Heynckes hatte vom besonderen Ruf gehört und in „Cando“, einem Sohn von „Quenn vom Löher Weg“, ebenso einen Freund gefunden. „Unter den Fachleuten spricht man bei Quenn von einer Legende“, berichtet Ferdi Kötters. Einer der besten Vererber weltweit.
Cando war 2017, als Heynckes den FC Bayern noch einmal übernehmen sollte, gar mehrfach Thema in Pressekonferenzen. Candos „Meinung“ sei wichtig gewesen. „Er hat zweimal gebellt“, ließ Heynckes seinerzeit durchblicken – ein Zeichen für die enge Bindung zu einem Familienmitglied.
Zur Hundezucht sind die Kötters eigentlich per Zufall gekommen. 1981 bauten sie ein Haus – „zu der Zeit das einzige hier auf dem Esch“, erzählt Ferdi Kötters.
Seinerzeit habe er in Wechselschicht gearbeitet. „Da wollte ich nachts nicht allein sein“, ergänzt seine Frau. Und so war man bald zu dritt, „Darko“ zog ein. Kurz darauf folgte die Einladung zum Hundeverein.
Und so seien sie dem Thema Zucht immer nähergekommen, so die 63-Jährige. Die Mitgliedschaft im Dachverband, dem Verein für Deutsche Schäferhunde, wurde zwingend erforderlich – ein wichtiger Schritt.
Beim Start haben die Kötters das Glück des Tüchtigen
Sie hatten auch das nötige Glück: „Gleich unser zweiter Hund ‚Harro‘ war ein echter Champion“, blickt Ferdi Kötters zurück. Das Glück des Tüchtigen, wie Angelika Kötters ergänzt.
Denn die Hundezucht sei ein Fulltime-Job – gerade in Zeiten, in denen beide noch arbeiteten. „Da organisiert man alles um den Hund herum.“ Und diese Leidenschaft leben die Kötters bis heute.
Das Ganze habe sich wie ein Schneeball entwickelt, so die Oedingerin. Das Züchterpaar legte vom Start weg großen Wert auf einen „gesunden Ruf“. „Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht“, bringt es Angelika Kötters auf den Punkt – dies in dem Wissen, dass „die Schäferhundezucht leider oft auch schlechtgeredet wird“.
Ferdi Kötters holt eine akribisch geführte Ahnentafel hervor. Auch werden Welpentagebücher geführt – und die Erfahrungen werden in den Sozialen Medien geteilt. „Das stärkt letztlich auch das Vertrauen“, spiegelt Angelika Kötters das Feedback wider. Stichwort Transparenz.
Zucht folgt strengen Vorgaben des Dachverbandes
Obligatorisch werden alle Hunde nach einem Jahr geröntgt, Hüfte, Ellbogen und Rücken werden kontrolliert. „Das ist wichtig für die Zuchtzulassung“, erklärt Ferdi Kötters.
Ebenso wie der Wesenstest. „Da geht es um die Sozialverträglichkeit, die Bindung zum Besitzer, das Verhalten Fremden gegenüber“, erklärt der 65-Jährige. In einer weiteren Stufe kommen Schutzhundprüfung und Körung. Allesamt unter strengen Vorgaben des Dachverbands.
Die Hundezucht hat aber zwei Seiten der Medaille. „Wir fühlen auch den Welpeninteressenten sehr genau auf den Zahn“, sagt Angelika Kötters. Gerade in den Corona-Zeiten.
„Wir führen da richtige Bewerbungsgespräche“, so Ferdi Kötters. Seine Frau nennt ein Beispiel: „Wir haben jetzt einen sehr agilen schwarzen Schäferhund, den Alex. Der passt auch nur in eine sportliche Familie, alles andere wäre verantwortungslos.“
Apropos sportlich: „Training mit unseren Hunden ist wie Hochleistungssport“, erklärt Ferdi Kötters. Die Pokalsammlung lässt nur erahnen, wie erfolgreich der Deutsche Zwinger „vom Amur“ ist.
„Quenn“ als Vize-Weltsieger 2007 in Braunschweig ist nur ein Beispiel. „Zu Hochzeiten waren wir fast an jedem Sonntag unterwegs“, erinnert sich der Oedinger. Nun werde es langsam ruhiger, auch wegen Corona.
Zwingername „vom Amur“ geht auf eine Reise in den 80ern zurück
Wie kommt man eigentlich auf den Namen „vom Amur“? 1984 haben die Kötters eine Rundreise durch die ehemalige UdSSR und durch das Grenzgebiet zur Mongolei gemacht. „Da hat uns der Fluss Amur beeindruckt. Auch ist dort der Amur-Tiger zu Hause“, berichtet Angelika Kötters. Das passte, sie wünschten einen Zwingernamen, mit dem man schöne Erinnerungen und ein gutes Gefühl verbindet.
Mit der Entwicklung haben die Kötters dann nicht gerechnet. Ihr Webmaster habe einmal berichtet, wie viel „Traffic“ aus aller Herren Länder auf der Homepage sei, von Indien bis in die USA, berichtet Angelika Kötters: „Eigentlich kennt jeder Schäferhundezüchter ‚vom Amur‘“.
Und das mit einer Hobbyzucht. „Klein, aber fein“, laute das Motto, betont Ferdi Kötters noch einmal. Auf seinen täglichen Runden ist er übrigens gefragter Experte, wenn er auf Hundebesitzer in Oeding trifft. „Da darf er auch einmal ne Zecke ziehen“, sagt Angelika Kötters und lacht.
Besuch in Australien bleibt eines der großen Ziele
Die Beiden freuen sich bereits auf die Zeit, wenn das Vereinsleben am Hundeplatz in Borken wieder auflebt. Und auf die nächsten Reisen.
„Wir waren schon fast überall, nur mit Australien hat es noch nicht geklappt. Dabei haben wir dort so tolle Freunde, die uns schon oft besucht haben“, sagt die 63-Jährige. Dann soll es auch mal mit Urlaub zu zweit klappen. „Als Rentner gehen wir es nun noch entspannter an“, so Ferdi Kötters.