
Iris Joosten, Daniela Kies und Maria Willemsen (v.l.) blicken mit Vorfreude dem Jubiläumswochenende entgegen. Sie berichten, dass sich die Bücherei in Südlohn trotz der großen Herausforderungen in dieser Zeit für Büchereien sehr stabil entwickelt. © Michael Schley
150 Jahre Bücherei St. Vitus in Südlohn – bis heute eine „Erfolgsgeschichte“
Jubiläum
Heutzutage müssen sich Büchereien immer neuen Entwicklungen stellen. In Südlohn scheint man für diese Herausforderungen gewappnet zu sein. Die Zahlen sind auch im Jubiläumsjahr weiter stabil.
Südlohn ist eine „Erfolgsgeschichte“. Daniela Kies, Leiterin der Öffentlichen Bücherei St. Otger in Stadtlohn, lässt den Blick über die Statistik der vergangenen gut 40 Jahre schweifen. Beginnend zu dem Zeitpunkt, als der Vertrag zwischen den katholischen Kirchengemeinden St. Otger sowie St. Vitus und St. Jakobus geschlossen wurde und Südlohn und Oeding Zweigstellen wurden.
Seit eben rund vier Jahrzehnten begleitet Maria Willemsen diesen Teil der langen Geschichte der Bücherei St. Vitus ehrenamtlich. Gemeinsam mit Iris Joosten, die die Filiale in Südlohn betreut, blicken sie auf die 150 Jahre währende Historie zurück – am ersten November-Wochenende soll gefeiert werden. Mit vielen Kooperationspartnern und an einem symbolträchtigen Datum. Näheres wird später verraten.
Die Zahlen belegen es: Seit rund 40 Jahren ist die Entwicklung recht stabil. Mit Schwankungen – und die „sind vielfach erklärbar“, meint Daniela Kies. Sie erinnert zum Beispiel an den Wasserschaden 2003 – oder an die Corona-Krise. „Da ist Südlohn deutlich besser durchgekommen als zum Beispiel Stadtlohn“, meint die Leiterin. Die Zahlen erholten sich deutlich besser.
Viele Südlohner identifizierten sich mit ihrer Bücherei
Zuvor hatte es 2017 mit dem Umbau am Haus an der Vitus-Kirche gar einen „echten Schub“ gegeben. 2021 waren es gut 11.800 Entleihungen durch 237 Entleiher, aktuell befinden sich weit über 5000 Medien im Bestand. Zum Vergleich: Zum 60-Jährigen 1932 waren es gut 1000 Bestandsbücher bei rund 2500 Entleihungen.
Die recht robuste Entwicklung in den Zahlen mag darin begründet sein, dass sich die Menschen in einer kleineren Gemeinde mehr mit der Bücherei und „ihren Gesichtern“ identifizierten, meint Maria Willemsen. Es komme auch mal vor, dass Kinder sie mit den Worten „Du bist die Bücherei“ ansprechen, ergänzt Iris Joosten: „Man kennt sich. Mit so vielen treuen Lesern macht es einfach Spaß.“

In den 90er-Jahren erlebten die Buchausstellungen, hier mit Pfarrer Winkelhues, noch einmal eine echte Hochphase. © Bücherei
Ein kurzer Rückblick: 1872 wurde der Borromäusverein in der Vikarie an der Holzstraße gegründet. „In diesem Jahr wurde zumindest erstmals ein Mitgliedsbeitrag an den Borromäusverein überwiesen“, nennt die Büchereileiterin ein untrügliches Indiz dafür. Zum Hintergrund: Der Borromäusverein ist der Dachverband der Katholischen Öffentlichen Büchereien in Deutschland außerhalb Bayerns, „kurz“ zuvor im Jahr 1845 gegründet. Allein das untermauere das beträchtliche Alter des Südlohner Büchereiwesens, meint Daniela Kies.
Weitere Eckpunkte sind mit Umzügen verbunden. 1929 erfolgte der in die neue Vikarie, das heutige Pfarrhaus. 1967 ging es dann weiter zur Kirchstraße. 20 Jahre später wurde das neue Haus an der Kirchstraße 9 gebaut, vorübergehend zog die Bücherei ins Jugendheim um. 1990 ging es im Erdgeschoss an der Kirchstraße 9 weiter.
Digitalisierung macht auch vor Büchereien nicht Halt
Kernsaniert wurden die Räume in den Jahren 2016 und 2017, nach der Übergangslösung am Südring 22 wurden im Mai 2017 nun die aktuellen Räumlichkeiten im Haus Wilmers bezogen, nun aber im ersten Obergeschoss. Die Digitalisierung hielt parallel seit 2011 Einzug mit EDV-gestützter Ausleihe oder auch Onleihe und RFID-Ausleihe.
Was hat sich in den Jahren besonders geändert? Die schnelllebige Zeit habe Spuren hinterlassen. „Früher saßen die Kinder und Jugendlichen über Stunden hier und haben gelesen. Das lassen allein die Unterrichtszeiten heute nicht mehr zur“, berichtet Maria Willemsen. Heute seien dies eher „Ausnahmeerscheinungen“, die nehme das Team dann schon bewusster wahr, ergänzt Daniela Kies. Nicht zuletzt dank der erfolgreichen Kooperationen mit Kindergärten und Schulen fänden aber auch heute noch Kinder den Weg in die Bücherei.
Natürlich hat sich auch die Arbeit komplett gewandelt. Maria Willemsen erinnert sich an die vielen Kisten mit den Karteikarten zum Buchbestand und denjenigen für die Kunden – und natürlich an die Fristenzettel.

Rund um das Namensfest des Heiligen Borromäus, dem Patron der Katholischen Büchereien, wurden über lange Zeit die jeweiligen Neuerwerbungen eines Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt. © Bücherei
„Ich habe heute noch die Kundennummer mancher Leser im Kopf“, berichtet Maria Willemsen und lacht. Nicht selten mussten zum Beispiel an Sonntagen „Notrufe“ an Kolleginnen und Kollegen zu Hause abgesetzt werden, da man mit der Dokumentation „nicht mehr nachgekommen“ sei. Diese sei schließlich für die Statistik unentbehrlich. Gerade nach den Ferien habe es Tage mit rund 500 Entleihen am Tag gegeben – „und das im kleinen Südlohn“.
Die Umstellung auf digital habe gut funktioniert, so Maria Willemsen. Natürlich sei die Arbeit heute auch dadurch eine komplett andere. „Wir haben einfach ein super eingespieltes Team mit den vielen Ehrenamtlichen. Das hat sich gerade in Corona-Zeiten wieder gezeigt“, betont Daniela Kies. Dank des eigenverantwortlichen Arbeitens konnten gar Schließungen vermieden werden.
Buchausstellungen bleiben in Erinnerung
Besonders in Erinnerung geblieben sind Maria Willemsen die Umzüge: „Da haben wir schon einige Regale hin- und hergeschoben, so manche Kiste geschleppt“, erklärt sie. Die Provisorien seien aber „nicht so gut angenommen“ worden. Auch habe es während der Bauarbeiten so manche „Überraschung“ gegeben. „Plötzlich stießen die Handwerker auf Stahlträger, die ein Umplanen notwendig machten“, blickt Daniela Kies auf die jüngste Sanierung.
Das Ergebnis könne sich „absolut sehen lassen“: „Im Erdgeschoss war es schön, nun ist die Atmosphäre natürlich viel freundlicher.“ Der Ansatz des Trägers habe sich voll bezahlt gemacht: „Wenn schon ein Umzug, dann auch richtig.“
Maria Willemsen hat auch die Buchausstellungen noch vor Augen. Immer rund um das Namensfest des heiligen Karl Borromäus, dem Patron der Katholischen Öffentlichen Büchereien. „Dort wurden dann die gesammelten Neuerwerbungen des Jahres erstmals präsentiert“, erinnert sich Daniela Kies. Heute unvorstellbar.
Maria Willemsen erinnert sich dabei auch noch an die Ausstellungen von Pfarrer Winkelhues in der Vitus-Kirche, auch mit eigenen Werken. „Der Pastor hat sich für diese Sache sehr engagiert“, blickt Maria Willemsen zurück. „Die Buchausstellung wurde noch lange nachgefragt“, weiß Daniela Kies zu berichten. Nun soll eben ganz bewusst zu diesem geschichtsträchtigen Datum das 150-Jährige gefeiert werden.
Dass die rückläufige Resonanz wie in allen Bibliotheken auch in Südlohn spürbar ist, das bestätigen die Zahlen letztlich aber auch. Obwohl sie eben gut sind. Die „Hochzeiten“ wie zuletzt zu Beginn der 90er-Jahre mit bis zu 20.000 Entleihungen sind aber auch dort Geschichte. Iris Joosten hat unterdessen eine neue Entwicklung erkannt. Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen würden Büchereien wieder spannender: „Wir spüren schon jetzt, dass viele Menschen sparen müssen.“