Ein Mitarbeiter trägt eine Holzplatte durch die Produktionshalle eines Tiny-House-Herstellers. Die Stadt Stadtlohn will sechs Parzellen für Tiny Häuser anbieten  – wenn es genügend ernsthafte Nachfragen gibt.

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Tiny Houses: Stadtlohn stellt Minihaus-Interessenten vor Entscheidung

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Tiny Houses liegen im Trend. In Stadtlohn scheint das Interesse groß zu sein. Die Stadt Stadtlohn erwägt jetzt ganz konkret, ob sie noch in diesem Jahr sechs Bauplätze für die Minihäuser ausweisen soll.

Stadtlohn

, 13.01.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Interesse an Tiny-Häusern in Stadtlohn ist offenbar groß. 42 Menschen haben bei der Stadt Stadtlohn grundsätzliches Interesse an einem Grundstück für ein Kleinstwohnhaus angemeldet. In den nächsten Wochen erhofft sich die Stadt verlässliche Antworten auf die spannende Frage: Wie ernsthaft ist denn das Interesse?

Die Stadtlohnerin Kathi Wilmer wohnt seit einem Dreivierteljahr in einem Tiny House. Sie musste aber in Stadtlohns Umgebung ziehen, weil sie in Stadtlohn kein geeignetes Grundstück gefunden hat. Das will die Stadt Stadtlohn nun ändern. Falls es genügend Tiny-House-Bauwillige gibt, sollen sie auch in Stadtlohn ein geeignetes Grundstück finden können.

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Tiny Houses sind kleine Wohnhäuser meist aus Holz mit nur 20 bis maximal 80 Quadratmetern Wohnfläche. Sie sind auf einem Trailer bewegbar oder fest im Boden verankert. Die Minihäuser werden als moderne Wohnalternative immer beliebter. Aus diesem Grund hatte die UWG Anfang 2020 eine Interessensabfrage angeregt und war mit dem Vorschlag auf breite Zustimmung der anderen Fraktionen gestoßen.

42 Menschen zeigten in einer unverbindlichen Abfrage Interesse

Das Ergebnis der Abfrage hat Bernd Mesken von der Stabstelle Wirtschaft und Liegenschaften überrascht. „Die Resonanz war sehr, sehr groß. 42 Menschen haben ihr Interesse an einem Tiny-House-Grundstück bekundet. Damit hatten wir im Rathaus nicht gerechnet.“

Unter den potenziellen Minihaus-Bewohnern waren viele jüngere Menschen – nicht nur aus Stadtlohn. „Es gibt unter den Jüngeren einen Trend, umwelt- und ressourcenschonend auf große Wohnräume verzichten zu wollen“, so Bernd Mesken. Es gebe aber auch Interessenten aus der mittleren Generation, die für die Zeit nach der Familienphase alternative Wohnformen mit Eigentumsbildung suchten.

Nachhaltigkeit und Wohnträume

Den Gedanken der Begrenzung von Flächeninanspruchnahme, Nachhaltigkeit und Konsumreduzierung verfolgen die meisten Tiny-House-Interessenten. „Bei manchen schwingen aber häufig auch viele Träume mit: vom Wohnen in der Natur, am Waldrand oder sogar an einem See“, sagt Bernd Mesken. Und er fügt schnell hinzu: „Das können wir in Stadtlohn zurzeit nicht bieten.“

Die Stadt Stadtlohn hat aber schon ein Grundstück in einem Wohngebiet als mögliches Tiny-House-Bauland ins Auge gefasst. „Das könnten wir auf dem Wege des Erbbaurechtes erwerben und im Untererbbaurecht an Tiny-House-Besitzer weitergeben. Über 1200 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Sechs jeweils 200 Quadratmeter große Parzellen für je ein Tiny House könnten daraus zugeschnitten werden.

Erbbauzins und Erschließungskosten schon grob beziffert

Der Erbbauzins für die Minihausbewohner läge im Jahr möglicherweise bei rund 1000 Euro. Eine größere finanzielle Herausforderung wären die Erschließungskosten. Für den Bau einer Stichstraße und der Verlegung der Ver- und Entsorgungsleitungen könnten auf jeden Tiny-House-Bauherrn Kosten in Höhe von 10.000 bis 15.000 Euro zukommen.

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Den dicksten finanziellen Brocken aber bilden die Hauskosten an sich. Für solide Ausführungen ist mit Kosten von 50.000 bis 70.000 Euro zu rechnen. Die Stadt Stadtlohn, so Bernd Mesken, lege Wert auf eine hochwertige Bebauung. „Eine Bauwagensiedlung ist nicht das, was wir wollen.“

Neue Abfrage bis Mitte Februar

Die Stadt hat jetzt die 42 Interessenten noch einmal angeschrieben, um nun zu erheben, wer sich unter diesen Vorzeichen ernsthaft und verbindlich um ein Tiny-House-Grundstück bewerben will. Bernd Mesken: „Bis Mitte Februar wird sich erweisen, mit wie vielen ernsthaften Bewerbungen wir rechnen können. Dann muss der Rat entscheiden, welchen Weg die Stadt gehen wird.“

Wenn genügend Bewerber da sind und die Politik Ja sagt, müssen die eigentums- und baurechtlichen Fragen geklärt und die Grundstücke erschlossen werden. Bernd Mesken: „Wenn alles gut läuft, könnten 2022 die ersten Tiny Houses aufgestellt werden.“