
© Stefan Grothues
Stadtlohnerin Kathi Wilmer (24) erfüllt sich den Traum vom Tiny House
Tiny House
Kathi Wilmer macht ihren Traum vom Wohnen im eigenen Minihaus wahr. Die 24-Jährige bezieht bald ein Tiny House. Allerdings steht das nicht in Stadtlohn. Noch nicht. Das ist der nächste Traum.
„Alles, was man zum Leben braucht“
23 Quadratmeter Wohnfläche auf 17 Quadratmetern Grundfläche. Und das alles 3,5 Tonnen schwer und auf Rädern. Die Augen der 24-jährigen Stadtlohnerin leuchten, wenn sie davon erzählt. „Gasherd, Kühlschrank, Waschtrocker ... in meinem Tiny House wird es alles geben, was man zum Leben braucht.“

Kathi Wilmer freut sich über die guten Baufortschritte. Im Frühjahr will sie in hier Kleinst-Haus einziehen. © Kathi Wilmer
Ausgerechnet in der weiten Welt hat Kathi Wilmer das winzige Wohnen für sich entdeckt. Vor zwei Jahren ist sie ans andere Ende des Globus‘ gereist, um Menschen und Natur in Neuseeland zu entdecken: wandernd mit Rucksack und Zelt. Oder im Auto. Aber immer nur mit dem Notwendigsten ausgerüstet. „Ich habe monatelang auf engstem Raum gelebt“, sagt sie.
Reisen ohne Ballast
Luxus und Komfort hat Kathi Wilmer dabei nicht vermisst. „Die vielen Begegnungen waren mir wichtiger, das direkte Erleben der Natur, das Gefühl der Freiheit. Es tat einfach gut, mit wenig Ballast unterwegs zu sein.“ Längst ist sie zurück in Stadtlohn und arbeitet in ihrem Traumjob als Erzieherin im Don-Bosco-Kindergarten. Und sie wohnt wieder bei ihren Eltern.
Doch die Reiselust ist geblieben. Für Abstecher in die Eifel oder an die Nordsee hat sich Kathi Wilmer einen Bulli ausgebaut. Bei den Recherchen für den Bulli-Umbau stieß sie im Internet immer wieder auf Tiny Houses. So heißt ein Trend zum Wohnen auf wenigen Quadratmetern. Er kommt aus den USA. Tiny Houses sind reduzierte und meist mobilen Eigenheime.

23 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen bietet Kathi Wilmers Minihaus. © Kathi Wilmer
Der Funke sprang schnell auf Kathi Wilmer über. Und mit 24 stand für sie der Auszug aus dem Elternhaus ohnehin auf dem Plan. Eine passende Mietwohnung war in Stadtlohn schwer zu finden. Ein klassischer Eigenheimbau kam für sie nicht in Frage. Aus finanziellen Gründen, sagt Kathi Wilmer. Und: „Ich möchte mich jetzt auch noch nicht für mein Leben festlegen.“
Kleine Häuser – kleiner ökologischer Fußabdruck
Noch wichtiger aber ist ihr der ökologische Fußabdruck. „Ein kleines Haus zeichnet sich durch niedrigeren Stromverbrauch, niedrigere Heizkosten und niedrigeren Flächenverbrauch aus. Und es schont die Ressourcen, weil weniger Materialien für den Bau notwendig sind“, sagt Kathi Wilmer. Sie nimmt diesen Gedanken sehr ernst. Für die Einrichtung setzt sie daher weitgehend auf Gebrauchtes.
Was sagen denn die Eltern der 24-Jährigen zu den Plänen ihrer Tochter? Kathi Wilmer lacht. „Meine Eltern kennen mich, die wussten gleich, dass ich das durchziehe, wenn ich mir das in den Kopf gesetzt habe“, sagt sie. Mehr noch: „Meine Eltern sind jetzt meine größten Unterstützer bei allen Planungen und Überlegungen.“

Haus-Traum in hellblau: das Tiny House von Kathi Wilmer © Kathi Wilmer
50.000 bis 70.000 Euro kostet ein durchschnittliches Tiny House, so Kathi Wilmers. Für Strom, Wasser, Internet und Stellplatzmiete inklusive Abwasser und Entsorgung kalkuliert sie 100 Euro im Monat. „So kann ich den Kredit relativ schnell zurückzahlen. Würde ich zur Miete wohnen, wäre das Geld weg. So aber kann ich mir eigenes Vermögen aufbauen.“
In Stadtlohn gibt es noch keine Grundstücke für Tiny Houses
Und das, ohne „immobil“ zu werden. „Ich habe meine Siebensachen immer bei mir und muss mich ,nur‘ nach einem neuen Grundstück umsehen“, sagt Kathi Wilmer. Doch so einfach ist das nicht. Im Münsterland gibt es nicht viele Grundstücke für Tiny Houses, in Stadtlohn keines. „Das ist ein Nachteil, dass ich jetzt zehn Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zum Familienbesuch nach Stadtlohn fahren muss.“ Den genauen Standort möchte sie nicht verraten.

In einer Werkstatt in Bad Bentheim entsteht zurzeit Kathi Wilmers Tiny House. © Kathi Wilmer
Als „Familienmensch“ würde die 24-jährige viel lieber in Stadtlohn wohnen. Und sie würde gerne andere Tiny-House-Bewohner als Nachbarn haben. „Das Leben findet ja auch viel draußen statt. „Das ist doch eine tolle Vorstellung, noch einen Gemüsegarten zu haben, Menschen zu treffen, eine Nachbarschaft aufzubauen. Ich brauche immer Leute um mich herum.“ Kathi Wilmer sucht in Stadtlohn noch Mitstreiter für die Tiny-House-Idee.
In der Grundstücksfrage setzt Kathi Wilmer ihre Hoffnung auf den Stadtrat und einen Vorstoß der UWG, der auch bei den Haushaltsplanberatungen (Mittwoch, 19. Februar, 17 Uhr im Rathaus) thematisiert wird. Die UWG Stadtlohn hat beantragt, dass die Stadt Stadtlohn ein Grundstück für die Errichtung von mehreren Tiny-Häusern erschließen möge. „Als potenzielle Flächen können wir uns den Bolzplatz an der Meskesweide oder eine Fläche am Kunstklärwerk vorstellen“, so heißt es im UWG-Antrag.
Mehr Zeit fürs Wesentliche
Kathi Wilmer würde es freuen. Doch so oder so: Sie zieht im Frühjahr auf jeden Fall in ihr neues Kleinst-Eigenheim, das für sie mehr ist als ein Lifestyle-Trend oder eine Wohnmode. „Es geht um das bewusste Leben“, sagt sie. „Ich will nicht immer größer, höher, weiter, teurer. Ich will mich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und wenig konsumieren. „Weniger Besitz bedeutet weniger Entscheidungen, ein freieres Lebensgefühl und Zeit für die wirklich wichtigen Entscheidungen.“