Oliver Bialowons: „Wir sind offener geworden“
Hülsta im Wandel
Der Stadtlohner Möbelhersteller Hülsta ist nach Ansicht von Geschäftsführer Oliver Bialowons auf guten Weg zum selbst vorgegebenen Zeitpunkt, 30. Juni 2017, aus den roten Zahlen wieder heraus zu sein. Trotz Umsätzen von einiger hundert Millionen Euro war das Unternehmen in den vergangenen Jahren in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.
Als Sanierungsmanager wurde Bialowons von der Hüls-Familie im Oktober 2014 als externer Dritter beauftragt, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Mittlerweile ist er Hülsta-Geschäftsführer und zusammen mit Dr. Matthias Becker auch Geschäftsführer der Hüls-Unternehmensgruppe, zu der unter anderem die Marken Ruf Betten, Rolf Benz, Parador sowie die Stadtlohner Möbelspedition SLC gehören.
"In der augenblicklichen Situation, die durch Restrukturierung gekennzeichnet ist, geht es uns nicht so gut, wie es uns gehen sollte", sagt Bialowons. Den Grund sieht der 46-Jährige darin, dass in den vergangenen Jahren die Entwicklung am Markt nicht richtig beurteilt wurde. "Das Unternehmen wurde geführt wie eine große Aktiengesellschaft, beispielsweise Siemens", erklärt der Geschäftsführer im Gespräch mit der Münsterland Zeitung. Doch Hülsta ist ein mittelständisches Unternehmen, dass als solches den Kontakt zur Basis brauche, um voranzukommen.
Im Betrieb unterwegs
Die Mitarbeiter hätten in der Vergangenheit so gut wie gar keinen Kontakt zur Geschäftsleitung gehabt - und umgekehrt. Und dass, obwohl die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei 29,7 Jahren liegt. "Das haben wir im Rahmen der Sanierung grundlegend geändert", erklärt Bialowons. Die Türen zur Chefetage stehen nun jedem offen, und auch der Geschäftsführer ist regelmäßig im Betrieb unterwegs. "Das Vertrauen der Mitarbeiter musste ich mir in den ersten Monaten hart erarbeiten, aber ich glaube, das ist mir gelungen", so Bialowons.
Personalstärke erreicht
Dass trotz alledem Mitarbeitern gekündigt werden musste, war unumgänglich, so der Sanierungsexperte. Aktuell beschäftigt Hülsta 682 Mitarbeiter an den Standorten Stadtlohn und Ottenstein, zusammen mit den Tochterunternehmen komme man für beide Standorte auf 950 Mitarbeiter. Damit sei auch eine Personalstärke erreicht, die das Unternehmen für das aktuelle Geschäft brauche. Auch am Standort Ottenstein wird festgehalten. Bangen müssen hingegen noch rund 70 Mitarbeiter bei ArteM in Schramberg (Schwarzwald), ein Unternehmen der Hüls-Gruppe, das seine Möbelausstellung in Stadtlohn am Südlohner Weg hat.
"Nach wie vor hat die Familie Hüls als Eigentümer das Heft des Handelns in der Hand, jedoch kümmert sie sich nun mehr um die langfristige Ausrichtung der Unternehmens-Gruppe", erklärt Bialowons weiter.
Im 75. Jahr seit der Gründung sei Hülsta nun wieder auf dem Weg aus der Krise, dennoch seien schwarze Zahlen dieses Jahr noch nicht zu erwarten. Für das kommende Jahr könnte das schon besser aussehen.
Auf Veränderungen nicht reagiert
"Man hat in den vergangenen Jahren die Veränderungen des Marktes, in Hinblick auf Kapazitäten und deren notwendige Anpassung, nicht nachvollzogen", erklärt Bialowons. "In 2013 hat man dann in einer Ad hoc-Aktion etwas gemacht - und als ich kam, war man in festgefahrenen Verhandlungen zu einem Sozialplan und Interessenausgleich." Am Ende der Verhandlungen habe es schließlich eine 100-prozentige Zustimmung zum Sozialplan gegeben.
"Aber bis jetzt sind wir gut vorangekommen", so Bialowons. Innovationen seien allerdings erst im kommenden Jahr zu erwarten. "Wir haben drei neue Produkte, die wir im Rahmen der Hausmesse im September vorstellen und mit Einstiegspreisen im klassischen Preissegment bewerben", sagt Bialowons weiter. Zum Auftakt der Hausmesse am 19. September findet bei Hülsta ein Tag der offenen Tür statt. Derzeit wird die Ausstellung dafür umgebaut.
Doch nicht nur am Tag der offenen Tür könne man die Ausstellung an der Karl-Hüls Straße besuchen. Gab es früher eine Anmeldung, die viele Besucher verschreckt habe, gibt es heute einen Empfang, an dem die Besucher willkommen geheißen werden. "Wir sind offener geworden", beschreibt Bialowons den Prozess. Nicht nur, dass jeder Mitarbeiter direkt zu ihm kommen könne, auch die Stadtlohner sind eingeladen, sich in der Ausstellung ein Bild von dem Unternehmen zu machen.
Auf dem Schiff unterwegs
Aber auch an anderer Stelle kann man auf Hülsta-Möbel stoßen. Das Stadtlohner Unternehmen stattet nicht nur heimische Wohnzimmer aus, sondern ist auch bei einer großen deutschen Werft für Kreuzfahrtschiffe sehr gefragt sowie im in namhaften Hotels zu finden. Auch das Auslandsgeschäft geht voran, vor allem in Asien (China, Vietnam, Hong Kong, Singapur) sind die Markenmöbel aus dem Münsterland sehr gefragt.