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61 Schüler vom Berufskolleg für Technik werden nach Südtirol-Fahrt auf Coronavirus getestet
Coronavirus
61 Schüler vom Berufskolleg für Technik weilten eine Woche in Südtirol auf Klassenfahrt. Bei ihrer Rückkehr nach Ahaus werden sie nun getestet. Denn in ihrer Pension gab es einen Infizierten.
Eine Woche ist es her, dass sich 61 Schülerinnen und Schüler aus drei Klassen vom Berufskolleg für Technik in Richtung Südtirol aufmachten. Schon im Vorfeld gab es bei einigen Eltern und Schülern wegen der Skifreizeit Bedenken. So auch bei der Mutter einer 20-Jährigen Schülerin aus Stadtlohn. Denn Norditalien ist in Europa die Region mit den bisher meisten bestätigten Coronavirus-Infektionen. Schulen bleiben geschlossen, Supermärkte sind teilweise leer gefegt.
Am Samstagmorgen kam der Tross planmäßig in Südtirol an, bezog am Mittag die Zimmer. Die ersten Tage verliefen problemlos. Am Mittwochabend, kurz nach 21 Uhr, erreichte die Eltern der Schüler eine E-Mail mit unter anderem folgendem Inhalt: „Ein Teilnehmer der Gruppe, die sich vor unserer Ankunft in unserer Pension aufgehalten hat, ist nach seiner Rückkehr nach Berlin positiv auf Corona getestet worden. Alle weiteren Teilnehmer der Reisegruppe sind negativ auf Corona getestet worden. Auch der Zimmernachbar, der mit dem Erkrankten in einem Bett geschlafen hat, ist nicht erkrankt.“
Lokale Behörden prüfen die Unterkunft
Die lokalen Behörden seien unverzüglich über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden. Nach der Überprüfung der Hygienevorschriften der Unterkunft bestehe „keine Gefahr für den Aufenthalt“. „Allen Teilnehmer der Gruppe geht es gesundheitlich gut“, heißt es im Schreiben, das von zwei Lehrkräften des Berufskollegs aufgesetzt wurde.
Trotz der weitegehenden Entwarnung machten sich einige die Eltern in der Heimat Sorgen. „Ich war leicht schockiert. Ich dachte: Das kann doch wohl nicht wahr sein“, erklärte die Mutter der 20-Jährigen Schülerin im Telefonat mit unserer Redaktion. „Sie sind in kleinen Ski-Hütten und engen Liften unterwegs. Und das in einer Gegend, wo es so akut ist. Ich finde das unverantwortlich“, berichtete sie.
Mutter sucht Gespräch mit Gesundheitsamt und Schule
Also suchen sie und andere Elternteile am Donnerstag das Gespräch mit der Schulleitung. Ihnen brannten gleich mehrere Fragen unter den Nägeln: Wie wird mit den Schülern bei der Rückkehr umgegangen? Gehen sie einfach am Montag wieder zur Schule? Was passiert, wenn sich einer angesteckt hat? Die Antworten nannte die Mutter „unbefriedigend“. Denn sowohl von der Schule als auch vom Gesundheitsamt des Kreises Borken heißt es laut ihrer Auskunft zunächst: Eine Gefahr besteht nicht, die Schüler werden nicht getestet.
Das sorgte nicht nur bei Eltern für Unverständnis. Die Chefin eines 20-köpfigen Unternehmen in Stadtlohn beschäftigt die oben zitierte Mutter und malte sich am Freitagmittag bereits das Worst-Case-Szenario aus: „Was passiert, wenn eine Mitarbeiterin von mir im Kontakt zu einer Gruppe stand, bei der sich jemand mit Corona-Virus infiziert hat?“ Sie befürchtete, dass ihr Betrieb im Extremfall für die 14-tägige Quarantäne stillgelegt werden könnte.
„Wenn ich die Firma wirklich für einen so langen Zeitraum zumachen müsste, könnten wir Termine nicht einhalten. Und da hängt ja ein ganzer Rattenschwarnz dran“, sagte die Unternehmerin.
Schulleitung schweigt zum Thematik
Am Freitag möchte die Schulleitung des Berufskollegs für Technik sich zur Angelegenheit nicht äußern und verweist auf den Kreis Borken. Kreis-Pressesprecher Karlheinz Gördes bittet auf Anfrage darum, die Pressekonferenz am Nachmittag abzuwarten. Auf dieser äußert sich Hans-Georg Althoff, Erster Beigeordneter der Stadt Ahaus, zur Angelegenheit: „Vor der Ankunft wird von jedem der 68 Teilnehmer der Gruppe ein Abstrich genommen. Anschließend gehen sie bis zur Auswertung der Proben in häusliche Isolierung. Dann werden wir weitere Entscheidungen treffen.“
Die Ergebnisse aus dem Labor werden für Montag oder Dienstag erwartet. Eine konkrete Gefährdungslage sieht Althoff nicht: „Wenn alle Tests negativ ausfallen, können die Schüler wieder zur Schule gehen.“ Althoff schiebt allerdings hinterher: „So ist der Stand heute.“
Elisabeth Büning vom Schulamt des Kreises Borken kündigte an: „Wir sammeln nun von allen weiterführenden Schulen Informationen über Fahrten in Gefahrengebieten und wann sie wieder hier eintrudeln.“ Passend dazu hat das Robert-Koch-Institut Südtirol am Freitag zum Corona-Risikogebiet hochgestuft.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
