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Wikult Selm möchte elf Kunstwerke verstärkt ins Bewusstsein holen
Der Wirtschafts- und Kulturförderverein (Wikult) Selm hat in den 30 Jahren seines Bestehens viele Spuren hinterlassen. Elf davon fallen besonders ins Auge. Seit fast 20 Jahren.
Wer die Kreisstraße in Selm entlang geht, dem werden sie auffallen: die elf bunten Stelen. Stattliche Kunstwerke. Seit fast 20 Jahren zieren sie den Straßenraum im Selmer Zentrum. Ihre Geschichte ist eine Geschichte von Fantasie, Initiative und Beharrlichkeit. Letztere Tugend hat diese Stelen vor dem Vergessen bewahrt.
Es ist der Fantasie eines Kunstkurses des Städtischen Gymnasiums Selm zu verdanken, dass elf Stahlstelen entlang der Kreisstraße stehen. Sie hatten Stelen in Kleinformat und aus Holz gefertigt. 2002 während eines Wikult-Dämmerschoppens stellten sie ihre Kunstwerke, die sie unter ihrer Lehrerin Christa Jäger-Schulte geschaffen hatten, den Gästen des Dämmerschoppens vor. Der Wunsch der Schüler damals: „Die Stelen sollen nicht in einem verschlossenen Raum verschwinden.“ Wo die Stelen sichtbar sein sollten, davon hatten sie auch schon klare Vorstellungen: „Sie könnten zum Beispiel entlang der Kreisstraße Zeichen setzen.“ Und wo die Gymnasiasten schon mal dabei waren, machten sie auch Werbung für ihre Stelen: „Es ist Kunst für jeden Bürger, jeder kann etwas erkennen.“
„Überdurchschnittlich tolle Modelle“
Das Engagement der Schüler an diesem Abend imponierte den Anwesenden. Vor allem Martin Neugebauer. Der damalige Vorsitzende des Wikult erinnert sich: Das waren überdurchschnittlich tolle Modelle.“ An diesem Abend habe die damalige Bürgermeisterin Marie-Lis Coenen zu ihm gesagt, sie könne sich vorstellen, dass eine Stele vor dem Amtshaus aufgestellt werden könnte. „Da hat es bei mir so gefunkt. Und ich habe an dem Abend elf Leute gefunden, die bereit waren, das Anliegen, Stelen groß anzufertigen und aufzustellen, mit jeweils 1500 Euro zu unterstützen.“ Das sei ein Selbstläufer gewesen.
Diese Stele steht am Kreisverkehr Kreisstraße/Beifanger Weg/Landsbergstraße. Insgesamt elf dieser Kunstwerke, einst von Gymnasiasten geschaffen, stehen seit fast 20 Jahren in Selm. © Arndt Brede
Aus der spontanen Emotionalität des Martin Neugebauer, der auch heute noch sagt „Die Leistung der Schüler ist eigentlich zu wenig gewürdigt worden“, konnte somit Greifbares entstehen.
Elf Sponsoren waren also gefunden. Die Gymnasiasten des Leistungskurses Kunst legten, als bekannt war, dass ihre Stelen in Überlebensgröße in den öffentlichen Straßenraum kommen sollten, noch mehr Elan in ihr Anliegen. In den Sommerferien 2002 opferten sie ihre Freizeit, um die von der Firma Polenz angefertigten Stelen in Hallen der Firma Nies anzumalen. Dann war noch auch unter Berücksichtigung von Grundstückseigentumsverhältnissen zu entscheiden, wo sie stehen sollten, musste Statik geprüft werden, musste der geplante Standort jeweils wegen möglicher Versorgungsleitungen gecheckt werden. Im September 2003 eröffnete dann die damalige Selmer Bürgermeisterin Marie-Lis Coenen die Selmer Kunstmeile mit eben jenen elf Stelen.
Kampf für die Restaurierung
14 Jahre gingen ins Land und die Stelen standen für alle sichtbar entlang der Kreisstraße. Doch die Farbe verblasste so langsam und auch der Rost nagte an den Kunstwerken. Und: Die Fortsetzung des umfangreichen Umbaus der Kreisstraße sollte den Abbau einiger der Stelen notwendig machen. Und wieder war es der Wikult mit Martin Neugebauer, der beharrlich für die Stelen kämpfte: „Es stand auf der Kippe, dass die Stelen abgebaut werden sollten. Ich bin froh, dass der Wikult Geld in die Hand genommen hat, um sie restaurieren zu lassen.“
Er sei selber beim damaligen Selmer Bürgermeister Mario Löhr vorstellig geworden, um zu verhindern, dass die Stelen abgebaut und womöglich nie wieder aufgebaut werden. „Sie sind auch ein Alleinstellungsmerkmal für Selm“, begründet der heutige Vorsitzende des Wikult, Helmut Jahnke, die damalige Entscheidung.
„Es wäre eine Schande gegenüber den Schülern gewesen, die Stelen, die durch bürgerschaftliches Engagement geschaffen und aufgestellt worden waren, einfach abzubauen und nicht wieder aufzustellen“, sagt Martin Neugebauer.
Weil der Zahn der Zeit nach rund 14 Jahren an den Stelen genagt hatte, ließ der Wikult sie restaurieren und 2019 wieder aufstellen. © Arndt Brede (Archiv)
2019 wurden die elf Stelen, nach Renovierung durch den Betrieb Wulfert und dank des Transports durch die Stadtwerke, wieder aufgebaut, teilweise an anderen Standorten, weil es der Umbau der Kreisstraße nach Abschluss der Arbeiten nicht anders zugelassen habe. Sie erstrahlen quasi im neuen Glanz. Und dürften nun den Leuten noch mehr sprichwörtlich ins Auge stechen.
Die Kunstmeile mit den elf Stelen kann laut Martin Neugebauer so etwas wie identitätsstiftend sein: „Man stelle sich vor, ein ehemaliger Gymnasiast kommt nach Selm und zeigt seinem Kind die Stelen und sagt ,Guck mal, das habe ich mal gemacht‘. Großartig.“ Beweisen können die beteiligten Gymnasiasten das. Auf jeder Stele steht unter anderem, wer sie geschaffen hat.
Flyer ist in Arbeit
„Ich werde öfter gerade von Auswärtigen auf die Stelen angesprochen“, sagt Martin Neugebauer. Um die Kunstwerke auch lokal wieder stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen, arbeitet der Wikult an einem Flyer. „Wir wollen für den Flyer nach Klärung der Urheberrechte einen Auszug aus dem Stadtplan nehmen, werden dort die Standorte der Stelen markieren, Martin Neugebauer wird einen Text dazu schreiben“, berichtet Udo Risse, der zweite Wikult-Vorsitzende. Damit mehr Menschen das Bewusstsein dafür bekommen, was die Stelen bedeuten. Oder - wie Martin Neugebauer nicht müde wird, zu sagen - zu erkennen: „Die Stelen sind schön.“
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