Die Fläche ist 2000 Quadratmeter groß, auf sie passen 1000 Rebstöcke und sie ist ab sofort der nördlichste Weinberg in Nordrhein-Westfalen. Auf Cappenberg wird seit Mittwoch wieder Wein angebaut. Damit wird eine alte Tradition wieder aufgegriffen.
Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis die Reben Früchte tragen, trotzdem war es am Mittwoch ein historischer Akt, zu dem Sebastian von Kanitz eingeladen hatte. Erstmals seit dem 18. Jahrhundert wird in Cappenberg wieder Wein produziert – und das ebenfalls an historischer Stätte, denn auf dem Weinberg zwischen Schloss und Brauereiknapp haben schon die Mönche des früheren Prämonstratenserklosters den Rebensaft angebaut.
3000 Liter Wein
„Der Hang trägt auch darum immer noch den Namen Weinberg“, erklärte Artur Teppler. Der Cappenberger hatte in der Vergangenheit immer wieder die Idee, den Weinanbau auf Cappenberg wieder zu beleben, hochgehalten. Forciert wurde der Gedanke nochmals bei der Ideenwerkstatt Langer Tisch, wie der Heimatvereinsvorsitzende Heino Janßen und Bürgermeister Mario Löhr erklärten. „Der Wein aus Cappenberg ist auch etwas identitätsstiftendes für ganz Selm“, so Löhr.
Aus einer weißen Rieslingtraube wird der Wein künftig auf Cappenberg gewonnen. Auf 3000 Liter prognostizierte Graf von Kanitz den zu erwartenden Ertrag. Mit Verstand und Umsicht solle auf der Fläche vorgegangen werden, alles im ökologischen Anbau. Ein späterer Verkauf der Flaschen mit Cappenberger Etikett solle über die Schlossverwaltung erfolgen.
Charmante Note
Im hessischen Lorch (Rheingau) baut die Familie von Kanitz den Riesling ebenfalls an. Als leicht, mit charmanter Note, umschreibt Sebastian Graf von Kanitz den Weißwein aus Lorch. Solch ein Ergebnis würde er sich auch in Cappenberg wünschen.
FOTOSTRECKE
Bildergalerie
Das Weingut Graf von Kanitz in Lorch
Eine sehr gute Qualität hat der biologisch angebaute Wein des Weinguts Graf von Kanitz in diesem Jahr. Das Gut liegt in Lorch am Rhein, direkt auf der Rheinsteig-Wanderroute und kann auch besichtigt werden.
Doch die Note hinge immer von den örtlichen Bedingungen ab, erläuterte Weingutsleiter Jens Pape. Klima und Bodenbegebenheiten seien dafür ausschlaggebend. Am Hang in Cappenberg findet der 28-jährige gebürtige Dortmunder, der Oenologie und Weinbau studiert hat, einen „sehr mineralischen Boden“ vor – Lehmboden, darunter leichtes Gestein. Der Hang liegt darüber hinaus an der Sonnenseite des Schlossberges. Optimal sei es, dass die „Kaltluft ablaufen“ könne. Ein Schutz vor Frost.
Ziel sei es dagegen nicht, in Cappenberg den höchsten Ertrag zu erzielen. „Es geht um Qualität“, unterstrich Jens Pape. Vereinzelt werde, seiner Prognose nach, im nächsten Jahr schon ein Träubchen zu sehen sein, in drei Jahren rechnet der Winzer mit dem ersten Ertrag, aus dem dann Cappenberger Wein produziert werden kann. Und dies soll laut Graf von Kanitz ebenfalls vor Ort geschehen. Für den Ausbau sollen die alten Brauereikeller genutzt werden.
Weitere Ideen
Doch damit nicht genug – die Ideen des Grafen gehen weiter. Er denkt über einen Natur- und Lehrpfad nach, der vom Brauereiknapp bis zum Freiherr-vom-Stein-Denkmal führen könnte. Nicht nur der Weinbau könnte dort erklärt werden, auch die alten Obstbaumbestände könnten Erläuterung finden. Das Setzen der ersten Rebe war daher wohl nur der erste Schritt für ein größeres Projekt.