Stiftskirche Cappenberg: Sanierungsstart ungewiss
Schimmel, Ruß und Schädlinge
Um die Bausubstanz der Stiftskirche am Schloss Cappenberg in Selm steht es schlecht. Schimmel, Ruß und Schädlinge machen dem Gebäude zu schaffen. Zur Zeit ist noch gar nicht abzuschätzen wie viele Probleme es insgesamt gibt. In fünf Jahren sollten sie aber eigentlich behoben sein. Da ist ein nämlich ein wichtiger Termin.
Halten sie die linke Maustaste gedrückt und bewegen sie die Maus um sich im Innenraum der Stiftskirche umzusehen. mit "+" und "-" kann die Ansicht vergrößert oder verkleinert werden.
Halten sie die linke Maustaste gedrückt und bewegen sie die Maus um sich im Innenraum der Stiftskirche umzusehen. mit "+" und "-" kann die Ansicht vergrößert oder verkleinert werden.
Die Luftfeuchtigkeit an ihrem Arbeitsplatz klettert bis zur 80-Prozent-Marke, manchmal sogar darüber hinaus. Dabei arbeitet Monika Löchter weder im Tropenhaus noch im Hallenbad, sondern in der kühlen Stiftskirche am Schloss Cappenberg. „Ich habe mich daran gewöhnt“, sagt die Musikerin. Das Gotteshaus selbst dagegen leidet deutlich unter dem Raumklima – mit Schimmel und Schädlingsbefall. Die in Aussicht gestellte Sanierung lässt allerdings weiter auf sich warten.
„Einen Termin kann Ihnen heute noch niemand seriös nennen“, sagt Christoph Söbbeler, der Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, am 19. Juli auf Anfrage dieser Redaktion. Sein Kollege Benjamin Hahn hatte im Januar das Gleiche gesagt. Und im Herbst 2016 hieß es, es sei „noch viel zu früh“, um einen Termin zu nennen. Immerhin: „Der Grundsatzbeschluss steht, die umfangreiche Innen- und Außensanierung anzugehen“, so Söbbeler.
Chance oder Blamage: 2022 ist Doppeljubiläum
Auf ein paar Monate mehr oder weniger scheint es da nicht anzukommen – ein Fehlschluss, wie Prof. Dr. Ralf Schaltenbrand warnt. Der Selmer ist zweiter Vorsitzender des Ende 2016 gegründeten Geschichtlichen Forums Cappenberg. 2022 sei ein ganz besonderes Jahr, sagt er – dank eines Doppeljubiläums.
Im Jahr 1122, also genau 900 Jahre zuvor, hatte zum einen Gottfried von Cappenberg die Burg zum Kloster umgewandelt und den gesamten Familienbesitz gespendet. Zum anderen wurde in diesem Jahr Kaiser Barbarossa geboren, der Patensohn von Gottfrieds Bruder, Otto von Cappenberg. Dem Staufer auf dem deutsch-römischen Kaiserthron hat die an Kunstwerken reiche Cappenberger Kirche ihr wertvollstes Ausstellungsstück zu verdanken: den international bekannten, vergoldeten Barbarossakopf.
Stiftskirche Cappenberg ist in schlechtem Zustand
Das Geschichtliche Forum plant eine große Ausstellung 2022 und hat dafür schon bedeutende Partner gefunden wie das Museum für Kunst und Kultur Münster und das Kunstgewerbemuseum Berlin. Schaltenbrand sieht vor seinem geistigen Auge bereits Kunstinteressierte aus ganz Deutschland anreisen: „Eine einmalige Gelegenheit, Cappenberg zu präsentieren“ Aber auch eine einmalige Gelegenheit, sich zu blamieren – wenn ausgerechnet in diesem Jubiläumsjahr die Kirche eingerüstet wäre. „Ein Desaster“, sagt Schaltenbrand.
Dr. Barbara Seifen, Leiterin des Referats Praktische Denkmalpflege im Landschaftsverband in Münster, kann keine Entwarnung geben. „Seriöse Angaben zur Dauer der Arbeiten sind zurzeit noch nicht möglich“, sagt auch sie. Es könnten aber leicht Jahre ins Land gehen für die millionenschwere Sanierung.
Mängel an Dachstuhl und Fundament noch nicht einzuschätzen
Seifen zählt nur einige Punkte auf, die auf einer 2016 vom Architekturbüro Ubbenhorst aus Münster erstellten Liste stehen: Rettung der verrußten Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert, Bekämpfung der sogenannte Anobien (Nagekäfer, die sich zwischenzeitlich im Dachstuhl breit gemacht hatten), Reinigung des Gewölbes, neue Dacheindeckung für den Chorraum, Austausch der alten Zementfugen an den Außenwänden.
„Und wie es um den Dachstuhl und das Fundament steht, wissen wir noch gar nicht.“ Um das in Erfahrung zu bringen und die Ursache für die hohe Luftfeuchtigkeit zu finden, seien dringend bautechnische Detailuntersuchungen nötig. Der Auftrag dafür ist aber noch gar nicht erteilt.
Monika Löchter muss weiter im Feuchtgebiet musizieren. Noch habe der Schimmel keine Auswirkungen auf den Klang. Und auf ihre Gesundheit. „Aber wer weiß?“