Stiftskirche Cappenberg: Sanierungsstart ungewiss

Schimmel, Ruß und Schädlinge

Um die Bausubstanz der Stiftskirche am Schloss Cappenberg in Selm steht es schlecht. Schimmel, Ruß und Schädlinge machen dem Gebäude zu schaffen. Zur Zeit ist noch gar nicht abzuschätzen wie viele Probleme es insgesamt gibt. In fünf Jahren sollten sie aber eigentlich behoben sein. Da ist ein nämlich ein wichtiger Termin.

CAPPENBERG

, 26.07.2017, 16:53 Uhr / Lesedauer: 2 min

Halten sie die linke Maustaste gedrückt und bewegen sie die Maus um sich im Innenraum der Stiftskirche umzusehen. mit "+" und "-" kann die Ansicht vergrößert oder verkleinert werden.

Halten sie die linke Maustaste gedrückt und bewegen sie die Maus um sich im Innenraum der Stiftskirche umzusehen. mit "+" und "-" kann die Ansicht vergrößert oder verkleinert werden.

 

Die Luftfeuchtigkeit an ihrem Arbeitsplatz klettert bis zur 80-Prozent-Marke, manchmal sogar darüber hinaus. Dabei arbeitet Monika Löchter weder im Tropenhaus noch im Hallenbad, sondern in der kühlen Stiftskirche am Schloss Cappenberg. „Ich habe mich daran gewöhnt“, sagt die Musikerin. Das Gotteshaus selbst dagegen leidet deutlich unter dem Raumklima – mit Schimmel und Schädlingsbefall. Die in Aussicht gestellte Sanierung lässt allerdings weiter auf sich warten.

„Einen Termin kann Ihnen heute noch niemand seriös nennen“, sagt Christoph Söbbeler, der Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, am 19. Juli auf Anfrage dieser Redaktion. Sein Kollege Benjamin Hahn hatte im Januar das Gleiche gesagt. Und im Herbst 2016 hieß es, es sei „noch viel zu früh“, um einen Termin zu nennen. Immerhin: „Der Grundsatzbeschluss steht, die umfangreiche Innen- und Außensanierung anzugehen“, so Söbbeler.

Chance oder Blamage: 2022 ist Doppeljubiläum 

Auf ein paar Monate mehr oder weniger scheint es da nicht anzukommen – ein Fehlschluss, wie Prof. Dr. Ralf Schaltenbrand warnt. Der Selmer ist zweiter Vorsitzender des Ende 2016 gegründeten Geschichtlichen Forums Cappenberg. 2022 sei ein ganz besonderes Jahr, sagt er – dank eines Doppeljubiläums.

Im Jahr 1122, also genau 900 Jahre zuvor, hatte zum einen Gottfried von Cappenberg die Burg zum Kloster umgewandelt und den gesamten Familienbesitz gespendet. Zum anderen wurde in diesem Jahr Kaiser Barbarossa geboren, der Patensohn von Gottfrieds Bruder, Otto von Cappenberg. Dem Staufer auf dem deutsch-römischen Kaiserthron hat die an Kunstwerken reiche Cappenberger Kirche ihr wertvollstes Ausstellungsstück zu verdanken: den international bekannten, vergoldeten Barbarossakopf.

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Stiftskirche Cappenberg ist in schlechtem Zustand

Es bröckelt, rußt und schimmelt in der Stiftskirche Cappenberg. Nun hat das Land NRW ein Sanierungspaket geschnürt. Das Land? Richtig. Denn die Kirche befindet sich nicht im Besitz der Kirche, sondern des Staates. Wir haben uns mal vor Ort umgeschaut.
05.01.2017
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Die Sanierungsabeiten sollen in diese Jahr beginnen, Wann genau, ist noch offen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Neben dem Beichtstuhl ist der Putz abgesprungen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Rußgeschwärzte Reliefs.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ein Griff genügt, nd der Sandstein löst sich auf.© Foto: Sylvia vom Hofe
Eine vorsorgliche Schutzmaßnahme, als der der Bergbau nach Cappenberg zu kommen drohte: Die Seitendächer sind nicht mehr mit Pfannen gedeckt. Ob die Pfannen künftig wieder aufgelegt werden, ist noch nicht bekannt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ein Blick vom Wasserturm auf die romanische Kirche - ohne Kirchturm.© Foto: Sylvia vom Hofe
Unter dem Kirchendach.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ein Blick auf die Gewölbe.© Foto: Sylvia vom Hofe
So sieht die sanierungsbhedürftige Kirche von oben aus. Die aufgemauerten Rundunge sind die Kuppeln.© Foto: Sylvia vom Hofe
Das Kirchendach: Die Holzbalken sind stabilisiert.© Foto: Sylvia vom Hofe
Dieses Fenster ist von innen nicht zu sehen, seitde die ursprünglich romanische Kirche ein Querschiff bekam.© Foto: Sylvia vom Hofe
Schon während der vorausgegangenen Sanierungsarbeiten - zulezt Anfang der 1990er-Jahre - wurde Bauforschung betrieben. Daran wollen die Mitarbeiter der Denkmalbehörde anknüpfen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Blick durch das Giebelfenster in den gräflichen Garten. Auf dieser Seite lag ursprünglich der Hauptweg zu Schlss und Kirche.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ob es der großzügige Spender der Burg Cappenberg, Gottfried von Cappenberg, selbst war, dem dieser Schuh gehörte ode einem sener Amtsnachfolger im neu gegründeten Kloster, ist offen. Fest steht: Der Schuh ist ural. Er befindet sich auf dem Kirchendach.© Foto: Sylvia vom Hofe
Fundstücke versciedener Art befinden sich auf dem Kirchendach.© Foto: Sylvia vom Hofe
Einstige Bauforscher hatten eine kleine Ausstellng angelegt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Hoch klettern müssen alle, die diesen Schrank auf dem Kirchendach sehen möchten.© Foto: Sylvia vom Hofe
Schimmel: Diese Regalplatte bildet zugleich einen Reil des Unterbaus des kostbaren, 500 Jahre alten Chorgestühls.© Foto: Sylvia vom Hofe
Schimmel auch in der kostbaren Vorenwegorgel. Die hellen Punkte unterhalb der Pfeife zeigen den Befall.
An dieser Wand ist die älteste Wandmalerei der Kirche zu finden. Sie stamm aus der Zeit der Romanik, ist also rund 800 Jahre alt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die kostbare Vorenweorgel, benannt nach dem barocken Orgelbauer, ist von Schimmebl befallen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ein Blick zum Altar.© Foto: Sylvia vom Hofe
Deckenmalerei im Seitengang.© Foto: Sylvia vom Hofe
Der Putz ist abgesprungen: Folge der Feuchtigkeit.© Foto: Sylvia vom Hofe
Schimmel setzt Holz zu. Ob und inwieweit das Chorgestühl betroffen ist, werden die Mitarbeiter der Denkmalbehörde noch prüfen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Vom Fenster zieht sich ein Riss nach unten.© Foto: Sylvia vom Hofe
Risse ziehen sich durch die bemalte Wand. Die Künstler haben vor Jahrhunderten Mauerwerk gemalt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die Reliefs zeigen, wie stark der Ruß der Kerzen der sakralen Kunst zusetzt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Das berühmteste Asstattungsstück der Stiftskirche: der Barbarossa-Kopf.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die Skulptur des Stifters, des Heiligen Gottfried von Cappenberg, neben einem Riss im Putz.
Zurzeit werde Skulpturen von Puccinelli in der Stiftskirche ausgestellt.© Foto: Sylvia vom Hofe
Oben sind die Stempel zu sehen, die die Kirche vor Bergsenkungen bewahren sollten.© Foto: Sylvia vom Hofe
Dass die Mauern schadhaft sind, ist leicht zu erkennen.© Foto: Sylvia vom Hofe
Im Hintergrund zu sehen: das Schloss, das ehemalige Klostergebäude.© Foto: Sylvia vom Hofe
Ein Fußweg führt vom Parkplatz zur Kirche.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die Sonnenuhr an der Kirche.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die Stiftskirche ist ein Sanierungsfall.© Foto: Sylvia vom Hofe
Dass das Mauerwerk sanierungsbedürftig ist, erkennen bereits Laien.© Foto: Sylvia vom Hofe
Porös: das Sandsteinmauerwerk.© Foto: Sylvia vom Hofe
Die Sitiftkirche Cappenberg liegt idyllisch hinter Park und Pfarrhaus und vor de Schloss.© Foto: Sylvia vom Hofe
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Das Geschichtliche Forum plant eine große Ausstellung 2022 und hat dafür schon bedeutende Partner gefunden wie das Museum für Kunst und Kultur Münster und das Kunstgewerbemuseum Berlin. Schaltenbrand sieht vor seinem geistigen Auge bereits Kunstinteressierte aus ganz Deutschland anreisen: „Eine einmalige Gelegenheit, Cappenberg zu präsentieren“ Aber auch eine einmalige Gelegenheit, sich zu blamieren – wenn ausgerechnet in diesem Jubiläumsjahr die Kirche eingerüstet wäre. „Ein Desaster“, sagt Schaltenbrand.

Dr. Barbara Seifen, Leiterin des Referats Praktische Denkmalpflege im Landschaftsverband in Münster, kann keine Entwarnung geben. „Seriöse Angaben zur Dauer der Arbeiten sind zurzeit noch nicht möglich“, sagt auch sie. Es könnten aber leicht Jahre ins Land gehen für die millionenschwere Sanierung.

Mängel an Dachstuhl und Fundament noch nicht einzuschätzen  

Seifen zählt nur einige Punkte auf, die auf einer 2016 vom Architekturbüro Ubbenhorst aus Münster erstellten Liste stehen: Rettung der verrußten Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert, Bekämpfung der sogenannte Anobien (Nagekäfer, die sich zwischenzeitlich im Dachstuhl breit gemacht hatten), Reinigung des Gewölbes, neue Dacheindeckung für den Chorraum, Austausch der alten Zementfugen an den Außenwänden.

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„Und wie es um den Dachstuhl und das Fundament steht, wissen wir noch gar nicht.“ Um das in Erfahrung zu bringen und die Ursache für die hohe Luftfeuchtigkeit zu finden, seien dringend bautechnische Detailuntersuchungen nötig. Der Auftrag dafür ist aber noch gar nicht erteilt.

Monika Löchter muss weiter im Feuchtgebiet musizieren. Noch habe der Schimmel keine Auswirkungen auf den Klang. Und auf ihre Gesundheit. „Aber wer weiß?“