Der Selmer Künstler Heinz Cymontkowski kritisiert die Abriss-Pläne an der Kreisstraße.

© Marie Rademaccher

Selmer Künstler kritisiert Pläne an Kreisstraße: Größter Abriss seit Zeche

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Der Selmer Künstler Heinz Cymontkowski kritisiert die Abriss-Pläne auf der Kreisstraße - und fragt sich, warum man so „gnadenlos“ mit den acht Altbauten im Selmer Zentrum umgeht.

Selm

, 04.01.2022, 08:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unverständnis steht dem Selmer Künstler Heinz Cymontkowski ins Gesicht geschrieben, wenn er über den geplanten Abriss der acht Häuser auf der Kreisstraße spricht. Die Häuser mit den Nummern 68 bis 84 sollen auf der einen Seite der Straße abgerissen werden, um für Neubauten für Netto, dm und neue Wohnungen Platz zu machen. Zum Jahreswechsel sind die Häuser, die die Stadt zuvor erworben hatte, leergezogen worden. Jetzt warten sie auf den Abriss. Wahrscheinlich der größte Abriss in Selm, seit die Fördertürme der Zeche im Jahr 1926 gefallen sind, sagt Heinz Cymontkowski.

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Seine Kritik, das ist ihm noch wichtig, habe nichts damit zu tun, etwas „hinterherzutrauern“. Er wolle einfach nur verstehen, wie man zu diesem Entschluss gekommen sei. Schließlich sei der Abriss eines ganzen Straßenzuges auf der für die Stadt Selm historisch wichtigen Kreisstraße ein ziemlicher Einschnitt. „Das ist unwiederbringlich“, mahnt er.

Gebäude an Kreisstraße rund 100 Jahre alt

Allerdings ist es auch schon längst beschlossene Sache. Eine Sanierung der rund 100 Jahre alten Gebäude hatte die Stadt Selm schon mehrfach ausgeschlossen. Wer die Häuser mal von innen gesehen habe, so sagte es Bürgermeister Thomas Orlowski im September in einer Sitzung, wisse, dass eine Sanierung dort nichts mehr gebracht hätte. Die Gebäude sind ziemlich heruntergekommen, das deutet sich auch an, wenn man sie von außen betrachtet. 2017 hatte die Stadt (damals noch mit Bürgermeister Mario Löhr) die Häuserzeile gekauft - für 4,2 Millionen Euro. 2020 wurden die acht in Reihe stehenden Gebäude dann per Erbpacht an Ten Brinke veräußert. Das Unternehmen ist jetzt für Abriss und Neubau an der Stelle zuständig.

Die Häuser an der Kreisstraße in Selm stehen jetzt leer. Wann sie abgerissen werden, steht noch nicht fest.

Die Häuser an der Kreisstraße in Selm stehen jetzt leer. Wann sie abgerissen werden, steht noch nicht fest. © Marie Rademacher (Archiv)

„Sanierung“, so kommentiert Cymontkowski, „hat eben immer auch etwas mit Wollen zu tun.“ Und hier sei der Wille offenbar nicht da gewesen. Bedauerlich findet er das nicht nur, weil die Häuser an der Kreisstraße optisch prägend sind für das Stadtbild. Sondern auch, weil sie viel Lokalgeschichte in sich tragen. Entlang der alten Zechenbahn ist Anfang des 20. Jahrhunderts die Selmer Einkaufsstraße entstanden. Die „Schaustraße von Selm“ sei die Kreisstraße lange Zeit gewesen, sagt der Selmer Künstler. „Warum geht man jetzt so gnadenlos damit um?“, fragt er.

Viele Neubauten, viele Abrisse in Selm

Heinz Cymontkowski ist in Selm geboren dokumentiert seit vielen Jahren die Veränderungen im Stadtbild. Gerade in der jüngeren Geschichte hatte er damit gut zu tun: Selten wurde so viel gebaut in Selm - und selten so viel abgerissen. Ein paar Beispiel: Von der Josefskirche an der Kreisstraße steht nur noch der Turm, die ehemalige Löwenapotheke hat für einen Neubau Platz gemacht, da wo mal das Stadion stand, ist jetzt der neue Campus. Für das meiste Aufsehen hat der Abriss der Lutherschule gesorgt. 2000 Selmerinnen und Selmer hatten ihn mit ihrer Unterschrift verhindern wollen - blieben aber erfolglos.

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Bei dem Abriss auf der Kreisstraße ist Heinz Cymontkowski zwar nicht der einzige Kritiker. Auch in der Politik gibt es kritische Stimmen. Aber: Eine Protestbewegung ähnlich wie bei der Lutherschule gibt es nicht. Daran, dass sich die Stadt an dieser Stelle verändern wird, scheint nichts mehr zu rütteln. Den Bau von Supermärkten als erfolgreiche Stadtentwicklung zu verbuchen, widerstrebt dem Selmer Künstler Heinz Cymontkowski aber deutlich. „Eine Wertsteigerung ist das nicht“, sagt er. Und: „Diese Supermarkt-Gebäude werden sicherlich keine 100 Jahre halten.“

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