Vorbereitung auf Abriss: Acht Häuser auf der Kreisstraße in Selm stehen jetzt leer

© Marie Rademacher

Vorbereitung auf Abriss: Acht Häuser auf der Kreisstraße in Selm stehen jetzt leer

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Nicht mehr lange, dann sind acht etwa 100 Jahre alte Häuser an der Kreisstraße in Selm Geschichte. Zum Jahreswechsel wird die Stadt sie an den Investor übergeben. Gerade werden sie „entrümpelt“.

Selm

, 22.12.2021, 13:08 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die leerstehenden acht Häuser am südlichen Ende der Kreisstraße im Selmer Zentrum fallen ins Auge. Gerade jetzt, wo das Jahr zu Ende geht. Mitarbeiter der Stadtwerke haben Bauzäune und rot-weiße Absperrbarken aufgebaut, ein Container davor aufgebaut. Sie „entrümpeln“ gerade die Häuser, die im Besitz der Stadt Selm sind. Das erklärt Norbert Zolda auf Anfrage der Redaktion. Fenster stehen offen, große Schaufenster geben den Blick auf leerstehende, ehemalige Geschäftsflächen frei. Wüst sieht es teilweise auf den Hinterhöfen aus.

Im Laufe dieses Jahres haben nach und nach immer mehr Mieter der Geschäfts- und Wohnflächen die markanten, eng aneinander stehenden Giebelhäuser verlassen. Pacht- und Mietverträge sind ausgelaufen. Der beliebte Imbiss Günes hat geschlossen, die Scheiben sind mit Papier abgeklebt. Der Heimatverein ist umgezogen, die Pizzeria La Scala, die SPD-Parteizentrale - alles steht jetzt leer.

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Häuser an der Kreisstraße stehen jetzt leer

Nicht mehr lange, dann werden acht Häuser auf der Kreisstraße in Selm Geschichte sein. Der Abriss ist geplant. Im Moment sind Mitarbeiter der Stadtwerke dabei, sie zu entrümpeln.
21.12.2021

Zum 1. Januar, so sagt es Norbert Zolda von der Stadt Selm, werden die acht Gebäude - fast ein ganzer Straßenzug - an die niederländische Firma Ten Brinke übergeben. Und dann endet die rund 100-jährige Geschichte der Häuser - sie sollen abgerissen werden.

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Dass dort Neubauten für dm und Netto gebaut werden sollen und zudem 20 neue Wohnungen entstehen, ist schon lange beschlossene Sache. Die Stadt hatte die Häuser für dieses Vorhaben 2017 gekauft - für 4,2 Millionen Euro - und 2020 dann per Erbpachtverfahren an das Unternehmen Ten Brinke veräußert.

Die Kreisstraße war mal „die Kö von Selm“

Für das Vorhaben gibt es durchaus Kritik. Nicht allein wegen der Millionensummen, die der Ankauf der Häuser gekostet hat. Sondern auch, weil durch den Abriss der Häuser auch ein großes Stück Geschichte verschwinden wird. Die Kreisstraße, so erinnerte sich der Selmer Künstler Heinz Cymontkowski einmal, das war einmal die „Kö von Selm“. Hier gab es nicht nur Metzger, Kaufläden und Kneipen, sondern auch ein Kino. Durch den Bergbau und die früher entlang dieser Straße laufende Zechenbahn war hier das Selmer Zentrum entstanden - und hatte sich auch nach Schließung der Zeche gehalten.

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Das ist lange her. Zuletzt hatte es viele Leerstände und wechselnde Mieter in den Ladenlokalen gegeben. Trotzdem kamen aus der Selmer Politik Stimmen für den Erhalt der Gebäude. Wer allerdings schon mal in einem der Häuser drin gewesen sei, so hatte es Bürgermeister Thomas Orlowski in einer Sitzung gesagt, der habe keinen Zweifel daran, dass das aussichtslos sei. Heruntergekommen seien die Wohnungen teilweise, Schäden durch Feuchtigkeit und Nässe nicht mehr zu beseitigen. Etwas, das sich ganz gut erahnen lässt, wenn man jetzt an der Ex-Kö von Selm entlangschlendert.

Voraussetzungen für Denkmalschutz nicht gegeben

Deutlich wird dabei aber auch: Die Gebäude sind längst nicht mehr in ihrem Urzustand. Sondern „stark verändert“, wie das Denkmalamt der Stadt Selm auf Anfrage der Redaktion gesagt hatte. Ein Schutz als Geschichtszeugen war deshalb nie so richtig in der Diskussion. „Insbesondere der untere Bereich ist völlig aufgerissen. Die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung liegen somit nicht vor“, hieß es dazu auf unsere Anfrage im Jahr 2020. Anders etwa als bei dem Abriss der Lutherschule hatte es in der Bevölkerung auch keinen öffentlichen Widerstand gegen den Abriss gegeben.

Wann er jetzt tatsächlich erfolgt, lässt sich noch nicht verlässlich sagen, wie die Firma Ten Brinke auf Anfrage der Redaktion erklärte. Derzeit laufe das Bauleitplanverfahren, wenn das durch ist, könne ein Bauantrag gestellt werden. Und dann erfolge der Abriss. Ob das 2022 passiert oder noch ein Jahr später - das stehe derzeit noch nicht fest.