Das Team der Verbraucherberatung Lünen mit (v.r.) Ramona Pfau, Pia Blödow, Angret Westermann und Leiterin Jutta Gülzow hat derzeit viel mit Fragen rund um die Energieversorgung zu tun.

Das Team der Verbraucherberatung Lünen mit (v.r.) Ramona Pfau, Pia Blödow, Angret Westermann und Leiterin Jutta Gülzow hat derzeit viel mit Fragen rund um die Energieversorgung zu tun. © Verbraucherzentrale Lünen

Selmer (65) ärgert sich über dubiosen Anruf eines Stromanbieters

rnWarnung der Verbraucherberatung

Als sein Telefon klingelte, ahnte ein Selmer nicht, dass er sich nach dem Gespräch Sorgen machen würde. Am anderen Ende war der Mitarbeiter eines dubiosen Stromanbieters.

Selm, Lünen

, 18.09.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Paul Herber (Name geändert) weiß genau, wie man sich bei unerwünschten Werbeanrufern verhalten soll. „Am besten sofort auflegen und auf keinen Fall irgendwelche Daten preisgeben“, hatte der 65-jährige Selmer auch seiner Mutter immer wieder geraten. Die 92-Jährige legt deshalb prompt auf, wenn ihr ein Unbekannter etwas am Telefon verkaufen will.

Reden schnell und undeutlich

Auch ihr Sohn weiß genau, dass er bei solchen Anrufern nicht nur keine Daten preisgeben soll, sondern auch am besten das Wort „Ja“ vermeidet. Doch dann kam der Anruf eines angeblichen Stromanbieters aus Münster. „Da bin ich in Bedrängnis gekommen“, ärgert sich Herber. Als sich der Anrufer als Mitarbeiter eines Stromanbieters aus Münster vorstellte, sei ein „großes Raunen“ im Hintergrund zu hören gewesen, so Herber. Solche Anrufe bekäme er öfter: „Meistens reden die so undeutlich und schnell, dass man nicht richtig versteht, von wem der Anruf kommt.“

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Der Anrufer fragte Herber, ob er nicht auch Probleme mit hohen Strompreisen habe und dann kam die verhängnisvolle Frage „Sie sind doch Herr Herber?“ auf die der Selmer dann doch mit „Ja“ antwortete. Nun ist der 65-Jährige unsicher ob er damit vielleicht doch einem Vertrag zugestimmt hat, den er gar nicht abschließen wollte. „Zum Glück hab ich natürlich nicht meine Kontoverbindung am Telefon angegeben.“

Verbraucherschützer warnen vor Anrufen von dubiosen Stromanbietern.

Verbraucherschützer warnen vor Anrufen von dubiosen Stromanbietern. © picture alliance/dpa

Derzeit gibt es viele Anfragen in der Verbraucherberatung zum Thema Energie. Da geht es um falsche Abrechnungen, Vertragsabschlüsse am Telefon, aber auch um Preiserhöhungen wegen steigender Energiepreise aufgrund der Folgen des Ukraine-Kriegs und um die Gasumlage.

Gut geschulte Anrufer

Den Ärger mit dubiosen Anrufern kennen Jutta Gülzow, Leiterin der auch für Selm zuständigen Lüner Verbraucherberatung, und ihr Team genau. „Die Anrufer sind immer gut geschult, verstehen es auch meistens, den Eindruck zu erwecken, dass sie sich vom eigenen Stromanbieter des Angerufenen melden.“ Das sei dann die Falle, auf die immer wieder Verbraucher reinfallen, weil sie glauben, dass ihnen ihr eigener Anbieter ein neues Angebot macht. Dass sie tatsächlich einen Vertrag mit einem anderen Anbieter geschlossen haben, merken sie erst, wenn sie in einem Brief als neuer Kunde begrüßt werden.

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Oft verlangen die Anrufer auch, dass man seine Zählernummer nennt, spätestens dann sollte man misstrauisch werden, denn die kennt der eigene Anbieter natürlich. Wichtig ist, dass ein neuer Vertrag der Textform bedarf - auch per Fax, E-Mail oder SMS. Das war bei dem Vater eines Ratsuchenden der Fall. Er ließ sich darauf ein, einem neuen Strom- und Gasanbieter eine SMS zu schicken, in der er sein Einverständnis erklärte - er glaubte nur fürs Zuschicken von Infos, der Anbieter wertete es als Einverständnis mit einem neuen Vertrag.

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Ein anderer Fall ist der einer Verbraucherin, die am Telefon damit einverstanden war, dass das Gespräch aufgezeichnet wird und dass man ihr Informationen zuschickt. Dann bekam sie Post von einem Stromanbieter, glaubte, das sei eh nur Werbung und fuhr in den Urlaub. Bei ihrer Rückkehr gab es ein böses Erwachen, einen Brief des Anbieters, dass man die Verbraucherin in Kürze beliefern werde. Den Widerruf lehnte man ab, da die gesetzliche Frist von 14 Tagen vorbei sei. Jutta Gülzow: „Da die erforderliche Textform nicht eingehalten war, die bei Sonderverträgen mit Endverbrauchern erforderlich sind, gilt der Vertrag nicht.“

Ihr Rat: Am Telefon auf nichts einlassen, keine Daten preisgeben und am besten schnell auflegen. Das hat sich auch Paul Herber für den nächsten unerwünschten Anruf vorgenommen: „Gar nicht dran gehen bei einer unbekannten Nummer geht leider nicht.“