Der Rettungsdienst muss bedarfsgerecht und flächendeckend organisiert werden, sagt der Gesetzgeber und lässt keinen Zweifel daran, was er meint: In der Regel in acht Minuten soll Hilfe im innerstädtischen Bereich, in zwölf Minuten im ländlichen Bereich angekommen sein. Zu gewährleisten hat dies der Kreis als Träger des Rettungsdienstes. Dazu müssen aber auch genügend Rettungswachen, ausreichend Fahrzeuge und Personal vorhanden sein. Ist und Soll sind im Rettungsdienstbedarfsplan vermerkt.
Den Plan wird regelmäßig fortgeschrieben, also auf den aktuellen Stand gebracht. Die mittlerweile fünfte Fortschreibung seit 2001 hat der Kreistag Unna jetzt verabschiedet. Sie trifft auch Aussagen zur Selmer Situation. Die ist bisher nicht berauschend, soll sich aber bessern. Eine Maßnahme, die dazu beitragen soll, dass Rettungswagen schneller am Einsatzort sind, ist der Bau der neuen Rettungswache an der Kreisstraße nahe dem Kreisverkehr Kreisstraße/Zeche-Hermann-Wall.
Sie soll voraussichtlich im Sommer 2024 - konkreter ist es nicht - in Betrieb gehen, hat die Stadt jüngst bekanntgegeben.
Wie notwendig der Neubau ist, zeigt ein Zahlenbeispiel: In Selm dauert es in der Regel zu lange, bis ein Rettungswagen vom jetzigen Standort am Adenauerplatz in Bork abfahrbereit ist und am Ziel ankommt. Mit den Werten von 2019 war die Stadt Selm Schlusslicht im Kreis Unna: Nur in 42 Prozent der Fälle erreichte der Rettungswagen da innerhalb der sogenannten Hilfsfrist (acht bis zwölf Minuten) sein Ziel in Selm - für den gesamten Kreis Unna lag dieser Wert 2019 bei 72 Prozent. Also entschied der Rat, dass ein Neubau her müsse. Letztendlich ist der Standort auserkoren worden, an dem die Rettungswache jetzt sichtbar in die Höhe und Breite wächst.

Die Defizite bei den Zeiten sind hinreichend bekannt. Die aktuellsten Zahlen, die in die fünfte Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans für den Kreis Unna eingeflossen sind, sehen für Selm so aus:
Die Rettungswagen erreichen im städtischen Gebiet Selms die achtminütige Hilfsfrist nur in 68 Prozent der Fälle. Die Hilfsfrist definiert die Zeit vom Beginn der Notrufabfrage in der Leitstelle an bis zum Eintreffen adäquater Hilfe am Einsatzort. Demnach betrug im Jahr 2022 die durchschnittliche Ausrückzeit bei insgesamt 1697 Einsätzen in Selm 2.10 Minuten. Die Ausrückzeit enthält den Weg vom Aufenthaltsbereich zur Fahrzeughalle im Rettungsdienst beziehungsweise die Anfahrt der ehrenamtlichen Helfer zum Feuerwehrhaus sowie das Anlegen der persönlichen Ausrüstung bei Brandeinsätzen. Mit der Abfahrt des besetzten Fahrzeuges endet die Ausrückzeit. Die durchschnittliche Anfahrtszeit betrug in Selm 5.14 Minuten. Bei der Anfahrtszeit handelt es sich um die Zeit vom Fahrzeugstandort zum Einsatzort.
Im ländlichen Gebiet Selms erzielte der Rettungsdienst 2022 bessere Zeiten. Die Hilfsfrist von zwölf Minuten wurde in 90 Prozent der insgesamt 674 Einsätze erreicht. Die Ausrückzeit betrug durchschnittlich 1.50 Minuten. Die Anfahrtszeit lag im Schnitt bei 5.43 Minuten.
Für den Kreis Unna wirft der Rettungsdienstbedarfsplan für 2022 folgende Zahlen aus: Bei 34.172 Einsätzen wurde die Hilfsfrist im städtischen Gebiet in 72 Prozent der Fälle erreicht. Ausrückzeit: 1.30 Minuten. Anfahrtszeit: 5.21 Minuten. Im ländlichen Gebiet wurde die Hilfsfrist bei 7438 Einsätzen zu 88 Prozent erreicht. Ausrückzeit: 1.32 Minuten. Anfahrtszeit: 6.48 Minuten.
Durch die neue, zentralere Rettungswache am Kreisverkehr sollen sich die Zeiten in Selm verbessern.
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