Rehkitz-Rettung in Selm und Olfen „Man muss schon fast zufällig drauf treten“

Rehkitz-Rettung: „Man muss schon fast zufällig drauf treten“
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Neben den grünen Bäumen zieren auch grüne Wiesen und Felder gerade wieder das Landschaftsbild Anfang und Mitte Mai in unserer Region. Gerste und Weizen sind schon hochgewachsen und schieben schon zum Teil die Ähren. Das bietet den perfekten Ablegeort für Rehkitze. Doch was, wenn die Mahd erfolgt? Ricken, also weibliche Rehe, unterscheiden nicht zwischen Wiese und Feld, sie achten nur darauf, dass ihr Nachwuchs geschützt abgelegt ist.

Rehe sind Platzhocker, in den ersten Wochen bleiben die Kitze in ihrem Versteck und warten auf das äsende Muttertier, um zu säugen. Damit die jungen Rehe nicht beim Mähdrusch ins Schneidwerk geraten - denn das möchte kein Landwirt - gibt es Hilfsmittel, derer sich Jäger und Landwirte bedienen.

„Hund riecht nichts“

Heinz-Georg Mors, Leiter des Hegerings in Selm, empfiehlt den Landwirten, sich rechtzeitig mit den Revierinhabern zu besprechen. Diese haben verschiedene Möglichkeiten, nach Kitzen und anderen Wildtieren im dichten Gras zu suchen.

Viele gehen mit Hunden durch die Wiesen, „aber da Kitze keine Witterung haben, riecht der Hund nichts, und man muss schon fast zufällig drauf treten“, sagt der Hegeringleiter im Gespräch mit der Redaktion.

Eine andere Möglichkeit sind Tüten, die man aufstellt. Die flattern dann im Wind, und die Rehe legen ihre Jungen gar nicht erst ab. Außerdem gibt es akustische Vergrämungsmöglichkeiten, die man aufstellen kann. „Wir vom Hegering haben die auch mal an Lohnunternehmen verteilt. Seitdem haben ohnehin viele von ihnen diese vorne am Schlepper“, so Mors.

Mit einer Drohne lassen sich Wärmequellen wie kleine Tierkörper in einer Wiese aufspüren.
Mit einer Drohne lassen sich Wärmequellen wie kleine Tierkörper in einer Wiese aufspüren. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Aber Landwirte können sich auch an Drohnenflieger wenden. Mit denen arbeitet auch der Hegering Selm regelmäßig zusammen. Mithilfe von Wärmebildkameras werden so die kleinen warmen Körper aufgespürt und dann mit viel Gras in den Händen hochgehoben und unter einen Wäschekorb oder Karton neben der zu mähenden Fläche abgelegt und später wieder freigelassen, sodass das Muttertier das Junge finden kann.

„Wir überlegen auch, ob wir vom Hegering in Selm irgendwann mal eine Drohne anschaffen“, sagt Heinz-Georg Mors. Aber man müsse auch genügend Leute haben, die dann kurzfristig Zeit haben, wenn der Landwirt mähen möchte.

Rudi Niemann war vor kurzem früh unterwegs mit der Olfener Kitzrettung und hatte Erfolg.
Rudi Niemann war vor kurzem früh unterwegs mit der Olfener Kitzrettung und hatte Erfolg. © Kitzrettung Olfen

In Olfen war der Hegering am Freitagmorgen schon früh unterwegs: Die Kitzrettung hat ein Kitz mithilfe der Drohne gefunden. Mit einer solchen Drohne lassen sich auch aus großer Höhe (50 bis 70 Meter) Wärmequellen wie Kaninchen, Hasen und Rehkitze ausfindig machen. Das freiwillige Team aus Helfern und Drohnenfliegern ist für Land- und Pferdewirte gerne Ansprechpartner, wenn es um den Mähdrusch und die Rettung von Wildtieren geht. Im Idealfall meldet man sich drei Tage vor der Mahd.

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